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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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in der Eile und ohne groß darüber nachzudenken, den neuen schwarz-roten Karo-Rock mit dem dazupassenden Pullover gewählt hatte. Dass ihm das auffiel, wunderte sie, schließlich hatten sie sich erst ein Mal gesehen. Sie konnte jedoch nicht verhindern, dass sie sich in ihrem tiefsten Inneren auch ein bisschen über das Kompliment freute, das aus seinem Mund so selbstverständlich und doch besonders klang. Verlegen biss sie in ihr Brötchen und murmelte mit vollem Mund ein unverständliches »Danke«.
    Lutz Maibach bemerkte ihre Unsicherheit nicht und kam direkt zum Punkt: »Ich hätte da einen Vorschlag, der sich eventuell durchaus hilfreich auf Ihre Roman-Recherche auswirken könnte. Da traf es sich wirklich nicht gerade ungünstig, dass wir uns hier so unvermutet über den Weg laufen, denn die Sache eilt ein wenig.« Auch das noch. Wenn er hier und jetzt von ihr verlangte, ihre Krimihandlung zu offenbaren, war sie wirklich aufgeschmissen. Marie verfluchte innerlich den Tag, an dem sie auf die irrwitzige Idee gekommen war, die Universität könnte der geeignete Ort für die Suche nach einem brauchbaren Todesgift sein. Dagegen waren ihre Erklärungsnöte bei Alma wirklich nicht der Rede wert. Am besten, sie stand jetzt unter einem Vorwand auf, bedankte
sich für Kaffee und Brötchen und besuchte nie wieder ein Seminar zu einem irgendwie gearteten toxikologischen Thema. SPEICHERN.
    Während Marie diese Möglichkeit ernsthaft erwog und in Gedanken fieberhaft nach einem Vorwand für ihre Flucht suchte, war ihr Dozent schon dabei, sein Anliegen zu formulieren: »Am Wochenende hatte mich Gina wieder einmal genötigt, einen etwas ausgedehnteren Spaziergang mit ihr zu machen. Immer wenn sie sich vernachlässigt fühlt - und das habe ich sie in den vergangenen Tagen tatsächlich, ich hatte wirklich sehr viel zu tun -, lässt sie so lange nicht locker - und das ging nun schon einige Tage -, bis wir uns auf den Weg zu unseren Lieblingsplätzen machen und sie mich für ein paar Stunden ganz allein für sich hat.« Das Gespräch nahm in diesem Moment eine für Marie extrem unerwartete Wendung. Hatte sie gerade noch damit gerechnet, Farbe bezüglich ihres Krimis bekennen zu müssen, so musste sie sich jetzt intime Details aus der Beziehung ihres Dozenten anhören. ABBRECHEN. Kurz wünschte sie sich, Herr Maibach hätte doch eine Frage zu ihrer Autorentätigkeit gestellt.
    »Entschuldigen Sie bitte vielmals, ich neige in ganz seltenen Fällen manchmal dazu, etwas abzuschweifen. Ich hoffe, ich langweile Sie nicht?«
    »Nein, nein.« Zumindest musste sie sich jetzt keine Gedanken mehr darüber machen, wie sie unauffällig von »ihrem Buch« ablenken konnte. Die Geschichten von seiner Freundin würden ihr in keinem Fall gefährlich werden.
    »Na, jedenfalls habe ich auf unserem wirklich sehr ausgedehnten Spaziergang - mein schlechtes Gewissen
treibt mich dann meistens dazu, leicht zu übertreiben - etwas entdeckt, das für Sie sicher interessant sein könnte. Aber vielleicht haben Sie so etwas auch schon einmal gemacht - man hört und liest es ja immer wieder.«
    Marie hatte keine Ahnung, wovon Maibach sprach, aber wenn er nicht bald zum Punkt kam, wäre das Gespräch bis zur nächsten Seminarsitzung wohl noch nicht beendet. Von seiner Gina hatte sie jetzt genug gehört.
    »… da fiel mir ein alter Leichenwagen mit einer grellroten Aufschrift auf, die man wirklich kaum übersehen konnte. Haben Sie einen solchen bei irgendeiner Gelegenheit zufällig auch schon einmal bemerkt?«
    Tatsächlich hatte Marie immer noch nicht die geringste Ahnung, worauf der Dozent hinauswollte, und antwortete deshalb wahrheitsgemäß: »Nein. Aber ich bin jetzt echt auf die Pointe Ihrer Geschichte gespannt. Sie machen es so spannend …«
    »Sie haben recht, ich habe wieder einmal etwas zu weit ausgeholt. So aufregend ist die Angelegenheit auch wieder nicht. Es handelt sich bei besagtem Leichenwagen sozusagen um ein Werbefahrzeug einer Eventagentur, die sogenannte ›Krimidinner‹ anbietet. Haben Sie davon schon einmal gehört oder gelesen? Oder haben Sie vielleicht sogar schon einmal einem derartigen Ereignis beigewohnt?«
    Krimidinner? Marie glaubte, das schon gelesen zu haben, doch Genaueres wusste sie nicht.
    »Ich habe mich schon einmal kundig gemacht. Der nächste Termin wäre am Donnerstag. Hätten Sie nicht Lust, mit mir daran teilzunehmen? Ich glaube, nach dem, was ich im Internet herausfinden konnte, könnte das ein wirklich vergnüglicher

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