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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
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werden, um schon etwas herunterzubrennen. Ich bin schließlich nicht leicht zu haben. Ben soll sich ordentlich um mich bemühen.
    Da sitze ich nun, so perfekt wie möglich und nach außen hin ungezwungen vorbereitet und warte … und warte. Ich mische schon mal das Dressing unter den Salat und stelle einen Topf mit Wasser für die Pasta bereit. Die La-Traviata - CD habe ich bereits zum x-ten Mal auf Lied drei eingestellt.
    Eine Dreiviertelstunde später kommt er endlich, mein Gott in Weiß. Die Arbeitskleidung hat er noch an, die auch in seiner Klinik aus äußerst gutsitzenden weißen Hosen und weißen Polohemden besteht. Beides betont seinen durchtrainierten Körper perfekt.
    Â»Entschuldige die Verspätung. Du weißt ja, wie viel in einer Klinik los sein kann«, begrüßt er mich und drückt mir zärtlich einen Kuss auf den Mund.
    Â»Ist doch kein Problem.«
    Â»Ach, ich bin so froh, dass du mich verstehst. Ohne mich geht in der Klinik einfach gar nichts. Ich bin total gestresst.«
    Er nimmt am Küchentisch Platz, und ich schenke uns schon mal ein Glas Wein ein. Ben hält seufzend das Glas in der Hand: »Ach, bei dir fühle ich mich immer gleich viel besser.«
    In Gedanken vollführe ich heimlich Freudensprünge. Ja! Ich wusste doch, dass das mit uns gut läuft.
    Den Wein beschnuppert und verkostet Ben ausgiebig und findet dann: »Wirklich ganz nett. Auch Discounter haben ja inzwischen richtig gute Weine.« Wenn das mein Weinhändler hören könnte. Dem würden die Tränen kommen.
    Â»Viel möchte ich heute Abend nicht trinken. Ich muss ja noch was tun«, fügt Ben mit einem entschuldigenden Lächeln, das mir weiche Knie macht, hinzu.
    Die Pasta habe ich rasch zubereitet, und wir setzen uns auf die Terrasse. Das Essen, eines meiner absoluten Lieblingsgerichte, gleich nach Sushi – nun ja, Ben isst es. »Kaviar, Hummer, Austern und so werden ja völlig überbewertet«, meint er. Das sehe ich anders. Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich neben Sushi jeden Tag Austern, Hummer oder Kaviar futtern. Aber vielleicht ist es gar nicht schlecht, wenn ein Mann ein wenig bodenständig ist. Die Geschmäcker sind halt verschieden.
    Â»Sag mal, wie läuft’s denn eigentlich bei dir?«, erkundigt Ben sich.
    Â»Oh, phantastisch. Die Einarbeitung in meine neue Ambulanz läuft sehr gut.« Kleine Notlüge, ich möchte Ben halt beeindrucken. »Ich darf auch gleich einen Vortrag über die gesundheitlichen Risiken durch Übergewicht halten.«
    Â»Schön. Auf welchem Kongress hältst du denn den Vortrag?«
    Â»Auf der hausinternen Fortbildung nächste Woche.«
    Â»Ach so, eine Interne.«
    Â»Damit kann ich mich in meiner neuen Stellung in der Klinik gleich gut positionieren.«
    Â»Das kann sein. Aber für ’ne interne Fortbildung brauchst du dir ja keinen Stress zu machen.«
    Das tue ich aber. Vorträge jeder Art stressen mich pauschal.
    Nach außen bleibe ich jedoch ganz cool.
    Â»Natürlich nicht. Und du machst morgen also dein erstes Facelifting?«
    Â»Ja, das wird toll. Ich habe bereits ein paarmal assistiert, aber morgen darf ich selber ran. Ich habe Glück, dass mein Chef außergewöhnliche Talente wie mich besonders fördert. Das soll jetzt nicht arrogant klingen. Wenn man eine bestimmte Begabung hat, sollte man auch dazu stehen.«
    Â»Natürlich. Aber warum an einem Samstag?«
    Â»Die Patientin ist beruflich stark eingespannt und kann nur an diesem Termin. Wenn man gut in seinem Job ist, führt das halt dazu, dass man häufig eingesetzt wird, aber das nehme ich gerne in Kauf.«
    Â»Und was sind deine Pläne für die Zukunft?«
    Â»Ein Chefarztposten, natürlich.« Ben sieht mich an, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt und fährt fort: »Am Liebsten mache ich Nervenrekonstruktionen z. B. beim Wiederannähen von abgetrennten Fingern, besser noch von ganzen Armen. Ich habe mir dafür erst gestern eine neue Lupenbrille bestellt.«
    Â»Das ist doch toll.« Irgendwer muss sich schließlich um abgetrennte Gliedmaßen kümmern, und ein gesunder Ehrgeiz ist sicher von Vorteil, wenn man es zu etwas bringen will.
    Was sind denn wohl meine Ziele? Eine gute Ärztin sein, viel Freizeit haben, Weltfrieden, zwei Kinder mit Ben … uuups … Möchte ich das wirklich?
    Den Rest des Essens

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