Dann klappt's auch mit dem Doktor
Mösli ist hier nicht das Thema. Und falls es Sie so brennend interessiert. Ich bin nicht gekränkt. Ich hatte schlichtweg keine Zeit, die Brille reparieren zu lassen. AuÃerdem führe ich eine glückliche Beziehung mit einem wunderbaren Mann. Ich bin keineswegs gekränkt.«
»Wie Sie schon sagten. Ihr Privatleben geht mich nichts an.«
»Dann ist es ja gut. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss ins Labor und dort ein paar wichtige Befunde besprechen.«
Dieser unverschämte Kerl! Einfach unglaublich, was der sich erlaubt! Völlig auÃer mir stapfe ich zum Labor. Die Befunde waren nur eine Ausrede. Um mich abzureagieren, werde ich mich erst mal um ein anderes brennendes Problem kümmern. Ich bin auf der Suche nach meiner ehemaligen Klassenkameradin Annika, die ich im Labor zum Glück gleich bei der Probenannahme antreffe. Sie kann mir die Frage, wer in der schicksalhaften Nacht mit Dietrich telefoniert haben könnte, rasch beantworten: »Da hatte Herr Mattis Dienst.«
Das kann aber nicht sein. Dietrich bezeichnete seine Angebetete als Göttin. Das ist eindeutig weiblich.
»Bist du sicher, dass die Schicht nicht getauscht wurde?«, frage ich irritiert nach.
»Ja, hundertprozentig. Ich selbst habe Herrn Mattis am nächsten Morgen abgelöst. Warum willst du das überhaupt wissen?«
»Ach, ich habe nur eine Frage zu einer Probe, aber das hat Zeit. Ich schau einfach die nächsten Tage noch mal rein«, versuche ich mich rauszureden.
Annika ist wirklich nett, aber meine privaten Probleme möchte ich nicht mit ihr teilen.
»Gut, wenn du meinst. Aber wenn ich doch etwas für dich tun kann, weiÃt du ja, wo du mich findest.«
Noch Stunden später, als ich längst in der Abendsonne auf meiner Terrasse sitze, ist meine Laune im Keller. In Sachen Dietrichâsches Problem bin ich keinen Schritt weitergekommen, und Denner raubt mir den letzten Nerv.
Irgendwann bekomme ich noch ein Magengeschwür, weil ich mich ständig über den Kerl ärgern muss. Zum Glück ruft Ben mich an und lenkt mich ab: »Na, gehtâs dir besser?«
»Besser ja, aber noch nicht richtig gesund. Zum Arbeiten hatâs gereicht.«
»Musstest du heute nicht deinen Vortrag halten? Wie ist es gelaufen?«, erkundigt er sich. Dass er sich bei seinem Arbeitspensum noch daran erinnert, werte ich als gutes Zeichen. Er interessiert sich also wirklich für mich.
»Ja, ich war heute dran, und es lief phantastisch. Das Beste ist, das glaubst du nie, dass ich ein Stipendium für das Science Training angeboten bekommen habe«, berichte ich begeistert.
»Ach ja, das. Kenne ich. Dieser Kurs wird ziemlich überbewertet, aber dir wird er bestimmt etwas bringen«, dämpft Ben meinen Enthusiasmus. Egal.
Ich habe halt eine Fast-Beziehung zu einem zwar etwas kritischen, aber tollen Mann. Ist doch gut, wenn jemand die Dinge hinterfragt und nicht alles blind gutheiÃt. Nach dem kommenden Wochenende werde ich unter Garantie eine richtige Beziehung mit Ben haben. Der blöde PullÂunÂderÂträÂger Denner mit seinem Eindruck, ich sei ein frustrierter Single, kann mir mal den Buckel runterrutschen.
Kapitel 8
An besagtem Freitag, an dem ich Denner endlich zeigen möchte, was ich draufhabe, sitze ich zehn Minuten, bevor ich das erste Mal alleine auf Moby-Fit -Ambulanz-Patienten losgelassen werde, in unserem Büro und warte auf die Nervensäge Denner. Er will mir zuvor noch mal wichtige Anweisungen erteilen. Der tut glatt so, als ob ich einen IQ von dreiÃig hätte. Es klopft leise, und Vera schleicht sich grinsend mit einer Tüte in der Hand ins Zimmer.
»Hey, was machst du denn hier?«, begrüÃe ich sie.
»Na, ich wollte mir mal deinen Psychologen anschauen. Wo ist er denn?«
»Keine Ahnung. Ich soll hier auf ihn warten, damit er mir mal wieder erklären kann, was ich heute tun soll.«
»Das Zimmer ist ja der Kracher. Was machen denn die ganzen Teetassen auf den Akten?«
»Rumstehen und schimmeln.«
»Das ist ja eklig.«
»Meine Rede.«
»Tja, schade, dass er nicht da ist. Ich wollte einfach nur â¦Â«
Denner kommt rein. »⦠dir dein Buch wiedergeben«, kichert Vera. Sie greift in ihre Tüte und drückt mir eines der Schnulzenroman-Heftchen, die sie immer für ihre Oma besorgt, in die Hand. Oberschwester Sina im Glück . Na klasse. Ungeniert kichernd,
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