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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
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etwas zur Tagesordnung beizutragen?«
    Hmmm. Mal überlegen. Das habe ich tatsächlich. Erst mal muss ich jedoch den Kuchenbrei in meinem Mund mit einem großen Schluck Kaffee hinunterspülen.
    Â»Ich glaube«, sage ich noch halb kauend, »es wäre gut, wenn wir unser Team um eine Sozialarbeiterin erweitern würden. Ich habe den Eindruck, dass die falsche Ernährung vieler Patienten an den sozialen Umständen, also den Eltern und ihren Lebensgewohnheiten liegt. Vielleicht bringt soziale Unterstützung da was. Was meinen Sie?«
    Â»Das ist ein guter Punkt«, die Ernährungsberaterin nickt zustimmend.
    Denner runzelt die Stirn und giftet: »Als ganzheitlich arbeitende Ärzte sollten wir ab und zu die Scheuklappen abnehmen und uns auch mit den sozialen Problemen unserer Patienten beschäftigen.«
    Â»Das machen wir doch. Aber manche Familien brauchen einfach zusätzliche Hilfe«, verteidige ich meinen Vorschlag.
    Denner brummelt eine Weile vor sich hin und gibt schließlich nach: »Für neue Ideen bin ich immer offen. Gehen Sie doch bis zur nächsten Besprechung mal unsere Patienten durch und überprüfen Sie, ob die Anzahl derjenigen, die von einer Sozialarbeiterin profitieren könnten, ausreicht, um bei der Verwaltung eine zu beantragen.«
    So ein Mist. Als ob ich so viel Zeit hätte. Hätte ich bloß mal meine Klappe gehalten. Ich hätte mir denken können, dass Denner so reagiert.
    Â»Ich weiß nicht. Ich kenne die meisten Patienten ja noch gar nicht«, wende ich ein.
    Alle schauen Denner erwartungsvoll an. Es bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als zu sagen: »Gut, ich werde Ihnen bei Ihrer Recherche unter die Arme greifen.«
    Nach der Besprechung nimmt er mich noch einmal mit in unser Büro, um meinen bevorstehenden Ambulanzeinsatz durchzugehen. Er hat heute wieder einen seiner spießigen Pullundertage: bordeauxroter Pullunder zu bordeauxroter Cordhose mit einem beigefarbenen Hemd.
    Â»Sie haben sich hier ja recht mädchenhaft eingerichtet«, bemerkt er mit einem Blick auf meinen akkurat in Rosa und Weiß bestückten Schreibtisch. »Am Freitag ist Ihr erster Ambulanzeinsatz. Ich brauche Ihnen ja wohl hoffentlich nicht zu sagen, dass der Umgang mit unseren hochsensiblen Jugendlichen ein großes Maß an Einfühlungsvermögen erfordert.«
    Â»Das ist mir durchaus bewusst.« Was denkt der, wer ich bin? Dieser arrogante Wichtigtuer. Ich kann die sensibelste Gesprächspartnerin in Person sein.
    Â»Eine Patientin liegt mir derzeit besonders am Herzen«, fährt er fort, »Desiree war bislang eine unserer diszipliniertesten Patientinnen im Programm. Letzte Woche gab es anscheinend eine Krise. Es ging dabei um einen Jungen, den sie gernhat. Nun hat sie ihre Motivation, weiter abzunehmen, völlig verloren und sich aufgegeben. Ich möchte, dass Sie mit ihr ein Gespräch von Frau zu Frau führen.«
    Â»Wäre bei einer psychisch bedingten Krise ein Psychologengespräch nicht erfolgversprechender?«, gebe ich zu bedenken.
    Â»In diesem Fall nicht. Ich komme nicht an sie heran.«
    Â»Und warum glauben Sie, dass ich das schaffe, wenn Sie sich jetzt schon Sorgen machen, dass ich zu unsensibel für Ihre Patienten sein könnte?«
    Â»Weil Sie eine Frau sind und bestimmt auch schon mal die Erfahrung gemacht haben, dass das Scheitern einer Beziehung unter Umständen sehr kränkend sein kann.«
    Â»Wenn ich das richtig verstehe, hatte Desiree doch überhaupt keine Beziehung. Ich denke, sie fand den Jungen bloß gut?«
    Â»Das kommt in dem Alter auf das Gleiche raus. Von Pubertät haben Sie ja wohl schon mal was gehört.«
    Â»Und wie kommen Sie darauf, dass ich jemals wegen des Scheiterns einer Beziehung gekränkt gewesen sei?«
    Denner blickt mich mitleidig an: »Weil normalerweise jeder in seinem Leben mal so etwas durchmacht? Außerdem wissen Sie doch, dass in dieser Klinik nichts geheim bleibt. Gerade Frauen wie Sie amüsieren sich doch über jeglichen Tratsch.«
    Â»Was soll nicht geheim geblieben sein?«, frage ich gereizt.
    Â»Sie tragen immer noch Ihre kaputte Brille. Ich gehe mal davon aus, dass das nicht daher kommt, dass Sie keinen Wert auf Ihr Äußeres legen.«
    Das ist ja wohl die Höhe. »Mein Privatleben geht Sie überhaupt nichts an.«
    Â»Das denkt Dr. Mösli sicherlich auch.«
    Ich muss nach Luft schnappen. »Dr.

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