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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
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Kleinigkeit im Wege.
    Auf dem Heimweg lassen mich diese Gedanken nicht mehr los. Ich bin neunundzwanzig Jahre alt und Single. Ich bin noch jung, ich habe Zeit. Allen Unkenrufen zum Trotz tickt meine innere Uhr, was das Kinderkriegen betrifft, noch nicht besonders laut. Ziemlich leise sogar. Wäre ich so alt, wie ich mich fühle, wäre ich so achtzehn oder neunzehn. Ich habe mein ganzes Leben noch vor mir. Aber was, wenn das zu schnell vorbeigeht? Was, wenn es die große Liebe für mich nicht gibt? Irgendwann mal Kinder zu haben wäre schon schön. Ich hätte gerne eine kitschig heile Familie. Allerdings nicht mit irgendwem. Ich habe keine Lust mehr auf Beziehungen mit faulen Kompromissen. Das habe ich alles hinter mir, und es hat mich nicht wirklich glücklich gemacht. Man kann sich zwar das Glück eine Weile einreden, aber es ist nicht echt. Meine Mutter sagt immer, eine Frau müsse in einer Beziehung mehr Kompromisse eingehen als der Mann, das sei ganz normal. Bei meiner letzten Liaison mit Ben habe ich ja mal wieder gesehen, wozu das führt. Der Mann als gehätscheltes ewiges Riesenbaby und ich sein Mutterersatz? Auf keinen Fall! Ich brauche eine gleichberechtigte Beziehung.
    Aber was, wenn ich doch nie den Richtigen treffe? Es ist für gebildete, gutaussehende Frauen wesentlich schwieriger, den richtigen Partner zu finden als für Männer. Einige Kerle kommen ja nicht mal damit klar, wenn eine Frau bis drei zählen kann.
    Den Rest des Abends verbringe ich im Jogginganzug auf meinem Sofa vor dem Fernseher und hoffe inständig, nicht in die Klinik gerufen zu werden. Ich hoffe vergebens. Gegen dreiundzwanzig Uhr klingelt mein Handy.
    Â»Frau Plüm, hier spricht Dr. Kruppa. Die Rettungsleitstelle hat bei uns einen Reisebusunfall mit mehreren verletzten Kindern angemeldet. Bitte beeilen Sie sich.«
    Dr. Kruppa klingt ganz schön gestresst.
    Â»Kein Problem, ich bin gleich da.«
    Vier Minuten später parke ich, immer noch im Jogger, mein Auto vor der Klinik und flitze in die Notaufnahme. Der Pförtner erkennt mich in diesem Aufzug nicht einmal. So komme ich, inkognito, wenigstens einmal um den Plisch-und-Plum-Spruch herum.
    Mein Einsatz dauert sage und schreibe zwölf volle Minuten. Im Bus saßen nur Rentner, eindeutig zu alt für uns, und denen geht es gut. Da hat wohl jemand was falsch verstanden. Dann kann ich ja wieder nach Hause düsen. Vorher gehe ich noch schnell an meinem Büro vorbei, um ein paar Unterlagen für die morgige Sprechstunde rauszulegen, bevor ich das wieder vergesse.
    Das ist allerdings ein Fehler. Das Denner’sche Chaos hat das Zimmer übernommen und meinen Schreibtisch geentert. Auf dem stehen nicht nur schon wieder drei Teetassen, sondern es fliegen auch noch Akten und Loseblattsammlungen darauf herum. Am liebsten würde ich Denners Kram als erzieherische Maßnahme im Müll verschwinden lassen. Das kann ich aber bei Patientenakten nicht bringen. Wutentbrannt stopfe ich Akten und Zettel möglichst durcheinander in die Denner’schen Aktenstapel und knalle die Tassen auf seinen Tisch. Dabei zerspringt eine, und eine kleine Teelache rinnt über die auf seinem Tisch verstreuten Papiere. Selbst schuld! Ich habe ihm tausendmal gesagt, dass er seinen Kram bei sich behalten soll.
    Ich suche die Unterlagen aus einem meiner Ordner und lege sie mit einem Post-it beschriftet in mein »Erledigen-Fach«. Dann verlasse ich schleunigst Büro und Klinik, bevor ich mich noch mehr über Nervtöt-Denner aufregen kann.
    Auf dem Weg zum Parkplatz sehe ich schon von weitem, wie sich eine Politesse an meinem Wagen zu schaffen macht. Ohnehin auf hundertachtzig, sprinte ich auf die Dame zu und frage sie, was das zu bedeuten hat.
    Â»Sie haben die Parkuhr nicht gestellt«, weist sie mich zurecht. So ein Mist, das habe ich in der Eile völlig vergessen.
    Was macht sie um diese Uhrzeit überhaupt noch hier? Hat sie für heute denn noch nicht genug Strafzettel verteilt? Ich habe definitiv kein Knöllchen verdient.
    Â»Hören Sie«, versuche ich die Dame von ihrem Irrtum zu überzeugen, »ich arbeite als Kinderärztin in dieser Klinik und hatte einen Notfalleinsatz. Mein Wagen steht hier maximal eine Viertelstunde. Sie können in der Klinik gerne meine Einsatzzeiten erfragen.«
    Das interessiert die Politesse nicht. Mit den Worten »Lassen Sie’s gut sein, Kindchen«, klemmt sie den Strafzettel hinter

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