Dann klappt's auch mit dem Doktor
Natürlich vermisse ich einen Menschen, der mich richtig kennt. Einen, der mich anders kennt als die besten Freundinnen. Einen, der mich mit der Intimität kennt, die nur zwischen Liebenden herrscht. Aber ich werde niemals mit einem Mann zusammen sein, nur um nicht allein zu sein. Irgendwann wird schon der auftauchen, der für mich bestimmt ist.
»Ãberleg es dir noch mal. Er ist wirklich nett. Ihr könntet euch ja einfach so mal kennenlernen.«
»Und dabei von euch allen beobachtet werden? Wie unverkrampft.«
Zum Glück sind wir schon da. Ich biege in die Einfahrt ein und stelle den Motor ab.
»Sei mir bitte nicht böse. Aber solche Verkupplungsaktionen sind nicht mein Ding.«
»Na gut. Aber wenn du deine Meinung ändern solltest â¦Â«
»⦠sage ich dir sofort Bescheid.«
Wir schleppen erst mal die ganzen Einkaufstüten ins Haus. Caro kann es gar nicht erwarten, Ralf ihre erbeuteten Schätze zu zeigen.
»Ralf, schau mal, was wir Tolles gefunden haben. Aber in den Schuhladen am Markt gehen wir nie wieder. Du glaubst gar nicht, was diese eingebildete Verkäuferin sich erlaubt hat: Sie hat doch glatt behauptet, Anna hätte Problemwaden. Also so was!«
Als ich um die Ecke gucke, um Ralf hallo zu sagen, bleibt mir vor Schreck fast das Herz stehen: Ralf sitzt zusammen mit Nils Denner auf dem Sofa. Der hält ganz entspannt ein Bier in der Hand, hat sich die Schuhe ausgezogen und die FüÃe auf einen Hocker gelegt. Dazu grinst er süffisant.
»Hallo, Anna. Problemwaden also. Ihr Frauen habtâs echt nicht leicht.«
»Nils«, ich nicke ihm knapp zu.
»Was macht der hier?«, raune ich Caro zu.
»Entschuldige mal, er ist Ralfs Freund und kann kommen, wann er will«, wispert sie zurück. »Ralf, wolltet ihr nicht FuÃball spielen gehen?«
»Nee, heute ist Champions League. Wir wollten eigentlich bei Nils gucken, aber sein Fernseher ist kaputt. Wir stören euch doch eh nicht bei eurem Koch-Mädelsabend.«
»Da hast du recht. Wie geht es Julius?«
»Der schläft.« Stolz zeigt er auf den Maxicosi, den er neben Nils vor dem Fernseher geparkt hat. Der schlafende Julius ist mit einem HSV -Schnuller und dazu passendem Body und Lätzchen ausgestattet.
»Das ist gut für die richtige Einstellung zum Spiel.«
Bei einem Säugling. Männer!
»Na, wenn du das sagst.«
»Und guck mal, Schatz, Nils hat für Julius ein HSV -Fläschchen mitgebracht. Ist das nicht toll?«
»Ja, super.«
He, das ist mein Patenkind! Der Denner-Blödmann soll bloà nicht versuchen, sich bei ihm einzuschleimen! Männer und ihr FuÃball-Tick. Immerhin weià Ralf, was sich als anständiger Ehemann gehört. Obwohl er eigentlich FuÃball schauen möchte, lässt er geduldig unseren ausgiebigen Shoppingbericht über sich ergehen und sieht sich mit den gebührenden Ohs und Ahs Caros neue Schätze an. Bis sie ihm stolz die neuen Stiefel präsentiert. Seine Stirn legt sich nachdenklich in Falten. Wir sind ratlos. Die Stiefel sind doch klasse.
Ralf geht wortlos aus dem Zimmer. Wir hören ihn ziemlich lange in der Abstellkammer wühlen, die Caro sich als Schuhschrank eingerichtet hat. Nach etwa fünf Minuten kommt er zurück. In der Hand hält er ein Paar cognacfarbene Lederstiefel mit atemberaubenden zehn Zentimeter hohen Absätzen.
»Schatz, die hast du dir schon im Frühjahr aus dem Katalog bestellt.«
Caro schaut ihn mit groÃen Augen an.
»Na ja, jetzt ist Sommer. So etwas kann passieren«, gebe ich zu bedenken. Ralf kann sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten und drückt der verdutzten Caro das zweite Paar Stiefel in die Hand.
»Du solltest deine Frau mal zum Shopping-Entzug schicken.« Denner schlägt sich lachend auf die Schenkel.
»Erst wenn ihr einen FuÃball-Entzug macht. Komm, Anna, lass uns in die Küche gehen und was kochen. Ich habe tierischen Hunger.«
»Ich auch. Ihr seid ja gut mit Chips und Bier versorgt.«
Wir lassen die Jungs, die sich immer noch die Lachtränen aus den Augen wischen, links liegen und trinken erst mal ein Glas alkoholfreien Prosecco, während wir Pasta mit Scampi und Kirschtomaten zubereiten.
»Vielen Dank für die Einladung. Ich habe dir übrigens auch eine Kleinigkeit mitgebracht.« Ich überreiche Caro den Gutschein.
»Ach das ist doch gar nicht nötig. Es wurde ja mal wieder
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