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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
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halb auf die linke Wange und halb auf meinen Mund. Seine Lippen fühlen sich ganz weich und warm an und scheinen ewig auf meinen zu verweilen. Dann dreht er sich um und geht ohne ein weiteres Wort.
    O mein Gott!! Was gibt es bitte schön Peinlicheres als ein verrutschtes Bussibussi? Nichts! Gar nichts! Noch dazu von einem Arbeitskollegen. Langsam löse ich mich aus meiner Schockstarre und gerate in Panik. War das meine Schuld? Vielleicht hätte ich den Kopf mehr zur Seite drehen müssen, ich Dummkopf. Tief durchatmen. Jetzt mal ganz rational gesehen: Wir sind erwachsene Menschen, und so etwas kann schon mal passieren. Das ist doch kein Beinbruch, oder?
    Um mich abzureagieren, mache ich mich tatsächlich daran, meine Sammlung an Ratgebern auszumisten. Das wird mein nächster Schritt in Richtung selbstbewusst und Erwachsenwerden. Diätratgeber, Ernährungsratgeber, Fitnessratgeber, Besser-Leben-Ratgeber, Harmonischer-Leben-Ratgeber, Positiv-Denken-Ratgeber, So-finden-Sie-den-Mann-fürs-Leben-Ratgeber und Beziehungsratgeber landen in einem alten Umzugskarton. Den Frauen-Karriereratgeber behalte ich. Der ist eindeutig wichtig, da wir alle keinen richtigen Mentor haben, der uns beruflich Tipps geben kann.
    Da morgen Sperrmüll abgeholt wird, schleppe ich den schweren Karton mit den Ratgebern nach unten und gehe noch schnell in den Keller, um Felix’ Überbleibsel auf die Straße zu stellen und aus meinem Leben zu schaffen. Als ich mit der letzten Kiste aus dem Keller komme, bemerke ich an meinem Fahrrad im Kellervorraum einen Zettel:
    Ihr Fahrad muss hier weg.
    Wenn ich mein Rad nicht oben abstelle
    dann ist das hier mein Platz!!!
    Frau Beier
    Die spinnt ja wohl total! Dieses alte Biest! Mit der Rechtschreibung hat sie’s auch nicht gerade. Was glaubt sie, wer sie ist? Die allmächtige Herrscherin über dieses Haus? Ich stelle mein Fahrrad wieder zurück in die Nische im Hausflur. Wenn Frau Beier Krieg will, dann kann sie den locker haben.
    Nach diesem anstrengenden Tag mit seinen ärgerlichen und verwirrenden Ereignissen gehe ich hundemüde ins Bett. Und kann nicht einschlafen. Wie soll ich Nils bloß jemals wieder in die Augen schauen, ohne Schnappatmung und hektische Flecken zu bekommen? Ich rufe Vera an.
    Â»Hmm. Was ’n los?«, begrüßt sie mich verschlafen.
    Â»Oh, tut mir leid. Habe ich dich geweckt?« Blöde Frage.
    Â»Weißt du eigentlich, wie spät es ist? Ich habe morgen Frühdienst.«
    Â»Ich auch. Aber ich brauche dringend deinen Rat.«
    Â»Was ’n passiert?«
    Vera klingt alles andere als interessiert.
    Â»Nils war heute Abend bei mir und hat mir bei dem Vortrag geholfen.«
    Â»Ist doch nett von ihm.«
    Â»Ja, das ist auch nicht das Problem. Also, eigentlich verlief der Abend ganz gut, aber dann, als er gegangen ist, hat er mich aus Versehen geküsst.«
    Â»Was meinst du mit aus Versehen geküsst? Entweder küsst man jemanden oder nicht.«
    Â»Na ja, er hat mir ein Küsschen rechts und dann eins halb auf die linke Wange und halb auf den Mund gegeben. Eigentlich so zu achtzig Prozent auf den Mund, wenn ich genauer darüber nachdenke.«
    Â»Und, war es schön?«
    Â»Spinnst du? Ich spreche hier von Nervtöt-Mister Pullunder-Denner. Außerdem küsse ich keine Kollegen.«
    Â»Warum nicht?«
    Â»Das ist ’ne ernste Sache. Ich stehe immer noch unter Schock. Mein ganzer Körper fühlt sich an wie elektrisiert, wenn ich nur daran denke.«
    Â»Also war es gut, ja?«
    Â»War es nicht.«
    Â»Ist doch ganz süß, dein Pullunderträger. Was ist denn jetzt das Problem?«
    Â»Dass ich weiter mit ihm zusammenarbeiten muss? Außerdem war dieser halbe Kuss bestimmt nur ein Versehen.«
    Â»Klar, wer’s glaubt … Mach doch mal die Augen auf. Versehen! Dass ich nicht lache!«
    Â»Natürlich war es das. Hoffentlich. Es ist nur so … so schrecklich peinlich.«
    Â»Na, wenn du meinst. Dann ist doch alles in Ordnung. Du hast schon peinlichere Sachen erlebt. Du, sei mir nicht böse, aber …«
    Â»Schon gut, gute Nacht.«
    Dieses Gespräch hat mir überhaupt nicht weitergeholfen. Vera muss sich irren! Nils würde mich doch niemals absichtlich … Oder doch? Das darf einfach nicht sein! Vielleicht hat mein Frauen-Karriereratgeber eine Lösung für so eine verzwickte Situation? Ich schaue gleich mal nach. Hat er natürlich nicht! Ich

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