Dann klappt's auch mit dem Doktor
was du in deinem Leben auÃerhalb der Arbeit so machst.«
»Wo soll ich da anfangen? Bei meiner Zeugung oder meiner Geburt?«
»Ich meine nicht deine ganze Lebensgeschichte, sondern dein jetziges Leben. Du weiÃt immerhin schon eine ganze Menge über mich. Da könntest du ruhig ein wenig von dir preisgeben.«
»Ach Anna, so spannend ist das alles gar nicht. Ich arbeite viel. Was ich da mache, weiÃt du ja. Und in meiner Freizeit treffe ich mich mit meinen Freunden zum FuÃballspielen oder auf ein Bierchen oder gehe mit ihnen ins Kino. Nichts Besonderes.«
Ich bin fest davon überzeugt, dass gerade die Menschen, die von sich behaupten, nichts Besonderes zu machen, noch irgendetwas zu bieten haben. Eine Frau scheint es in seinem Leben jedenfalls nicht zu geben.
»Sag mal, was sind das eigentlich für Ratgeber? Hast du die ernsthaft alle gelesen?« Nils mustert mein Bücherregal. Oh, Mist. Ich hätte die Dinger in Anbetracht eines Psychologenhausbesuches im Schlafzimmer verstecken sollen. »Ach die. Tja, die haben mir wohlmeinende Freunde und Bekannte geschenkt.«
»Und sind sie hilfreich?«
»Keine Ahnung. Ich habe mich nicht so richtig damit beschäftigt.«
»Dafür kleben aber ganz schön viele Post-its in den Büchern.«
Psychologen können echt penetrant sein.
»Na, reingeschaut habe ich schon. Aber eigentlich wollte ich die Dinger schon längst entsorgen.«
»Und, was hält dich davon ab?«
»Schlechtes Gewissen. Es sind ja schlieÃlich Geschenke.«
Darüber, dass ich mir die Ratgeber zu achtundneunzig Prozent selbst gekauft und sie natürlich akribisch durchgelesen habe, erwähne ich lieber kein Wort. Gerade hatte ich das Gefühl, zu Nils ein normales Verhältnis aufbauen zu können. Jetzt hält er mich bestimmt für eine labile Persönlichkeit.
»Das brave wohlerzogene Mädchen in dir verbietet dir also, dich von Sachen zu trennen, die du nicht haben möchtest?«
»Ein wenig vielleicht. Wirfst du immer alle schrecklichen Geschenke weg?«
»Ehrlich gesagt, nein. Nicht alle. Kommt darauf an, von wem das Geschenk ist.«
»Na, siehst du.«
»Aber jetzt mal ehrlich. Du brauchst solche Ratgeber nicht. Das hast du doch nicht nötig. Also musst du auch gar kein schlechtes Gewissen haben, wenn du sie weggibst.«
Das schmeichelt mir natürlich, und ich spüre zu meinem Ãrger, dass sich meine Wangen mal wieder verdächtig röten.
Nils beobachtet mich: »Wie du mit der Baby-Krise bei Ralf und Caro umgegangen bist, war übrigens toll. Das hast du super gemacht.«
Mist. Mein Gesicht wird immer heiÃer.
»Ach, das war doch halb so wild.«
»Doch, das war klasse. Ich muss zugeben, für eine oberflächliche arrogante Mediziner-Tussi hast du einen erstaunlich sensiblen Kern.«
»Was soll das denn schon wieder heiÃen?«
Ich muss schleunigst meine Gesichtsfarbe wieder unter Kontrolle bringen. Nils schmunzelt.
»Das soll heiÃen, dass ich mich in meinem ersten Urteil über dich anscheinend gehörig getäuscht habe. Ich bin positiv überrascht.«
»Ist das deine Art, dich dafür zu entschuldigen, dass du mich bei unserem ersten Zusammentreffen so übel beschimpft hast?«
»Vielleicht.«
»Mir tutâs auch leid, dass unsere erste Begegnung gleich so verlaufen ist und ich so patzig war. Aber du warst auch echt fies, und auÃerdem kam ich gerade aus dem Nachtdienst.«
»Kannst du eigentlich eine Entschuldigung von dir geben, ohne sie gleich durch ein Aber einzuschränken?«
»Klar, ab⦠in diesem Fall nicht.«
Wir müssen beide lachen. Nils stellt sein leeres Glas ab. »Der Wein ist wirklich hervorragend.«
»Echt? Findest du? Ist mein Lieblingswein. Ich kaufe ihn immer in dem kleinen Weinladen an der Ecke.«
»Das ist ja witzig. Da gehe ich auch immer hin. Ist der netteste Weinhändler, den ich kenne.«
»Möchtest du noch einen Schluck?«
Ich greife nach der Flasche. Nils winkt ab.
»Vielen Dank, aber ich muss langsam mal los. Meine Unterlagen kannst du gerne noch eine Weile behalten.«
Ich bringe Nils zur Tür.
»Vielen Dank für deine Hilfe. Ohne dich hätte ich den Vortrag nicht hinbekommen.«
»Natürlich hättest du das. Danke für den schönen Abend.«
Nils beugt sich vor und gibt mir einen Kuss auf die rechte Wange und dann einen
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