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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
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habe ja noch ein paar Tage Zeit, um den Entwurf zu schreiben.«
    Denner hebt eine Augenbraue.
    Â»Na, wenn du meinst, dass das reicht.«
    Â»Klar. Die Akten habe ich mir schon alle besorgt. Ich setze mich gleich dran.«
    Â»Gut. Ich bin noch eine Weile hier. Ich muss ein paar Berichte fertig schreiben. Frag einfach, wenn du etwas brauchst.«
    Wir setzen uns an unsere Schreibtische und fangen an zu arbeiten. Doch irgendetwas ist heute komisch. Es ist so ruhig. Ich werfe einen verstohlenen Blick nach hinten und kann mir kaum das Lachen verkneifen. Nils hat sich selbst ein Handtuch unter seine rechte Hand gelegt und trommelt leise darauf herum. Von meinem unterdrückten Kichern aufgeschreckt, dreht er sich um.
    Â»Ist was?«
    Â»Nö, alles gut.«
    Ich wende mich wieder meinen Akten zu. Zwei Stunden später bin ich massiv frustriert. Die Ergebnisse meiner Recherche gefallen mir gar nicht. Das darf doch alles nicht wahr sein.
    Ich vergrabe das Gesicht in meinen Händen und seufze tief. »So schlimm?«
    Nils steht neben mir und hat eine Hand auf meine Schulter gelegt. Ich nicke.
    Â»Lass mal sehen. So furchtbar kann es doch nicht sein.«
    Â»Doch«, ich setze mich wieder auf und zeige Nils meine Ergebnisse. »Das ist eine einzige Katastrophe. Viel zu wenige Patienten nehmen ab, wir haben zu viele, die das Programm abbrechen und eine lückenhafte Datenerfassung. Ich weiß gar nicht, wie ich dieses Desaster auswerten soll.«
    Â»Geh doch noch die vorherigen Jahrgänge durch. Vielleicht ergibt sich dann ein klareres Bild.«
    Â»Dafür bleibt mir keine Zeit mehr. Ich weiß einfach nicht, wie das gehen soll! Am besten sage ich das Training ab.«
    Ich bin geliefert. Das Thema für meinen Vortrag soll lauten: Einfluss eines Adipositas-Schulungsprogrammes auf die Gewichtsentwicklung im Jugendalter. Aber, wie schon gesagt, darauf haben wir, so hat es jedenfalls den Anschein, gar keinen so großen Einfluss.
    Â»Mach dir keine Sorgen. Du bist doch sonst eine Kämpfernatur. Das schaffst du schon.«
    Â»Ich kann mir ja keine Ergebnisse aus der Nase ziehen.«
    Â»Das sollst du ja auch gar nicht. Wann genau ist Abgabeschluss für den Vortrag?«
    Â»In drei Tagen.«
    Â»Das ist wirklich nicht viel Zeit. Aber unter Druck arbeitet es sich ja bekanntlich am besten. Wenn du magst, helfe ich dir. Ich habe solche Auswertungen schon öfter gemacht, man kann das sicher noch retten.«
    Ich kann es gar nicht fassen, dass Nils so nett sein kann! Caro hatte wohl doch recht damit, dass wir einfach einen schlechten Start hatten. Gegen neunzehn Uhr ist Nils mit einer Kiste voller Akten und Fachzeitschriften unter dem Arm bei mir zu Hause aufgelaufen, und wir haben es innerhalb von knapp drei Stunden geschafft, die Daten so auszuwerten, dass man daraus einen annehmbaren Vortrag zusammenstellen kann. Da die Ergebnisse tatsächlich nicht so berauschend sind, haben wir uns auf Verbesserungsvorschläge konzentriert. Auch aus negativen Ergebnissen kann man schließlich einen Nutzen ziehen. Der Entwurf für den Vortrag ist so gut wie fertig. Ich muss ihn nur noch einmal in Ruhe auf Rechtschreibfehler überprüfen.
    Sehr zufrieden mit unserer Arbeit sitzen wir auf meinem Sofa und trinken zum Abschluss noch ein Glas Rotwein.
    Â»Wie ich sehe, hattest du inzwischen Zeit, dir eine neue Brille zu besorgen. Steht dir wirklich gut«, bemerkt Nils mit einem Blick auf meine hellblaue Brille.
    Â»Ehrlich gesagt, ist das meine alte Ersatzbrille. Du hattest schon recht. Ich habe im Moment einfach keine Lust, zu diesem blöden Optiker zu gehen, auch wenn er der Beste ist.«
    Â»Das hat man gemerkt. Du bist ja ganz schön in die Luft gegangen, als ich dich darauf angesprochen habe.«
    Â»Das ist ja wohl normal. Das war ganz schön fies von dir. Es ist wirklich unangenehm, von Fremden auf solche persönlichen Dinge angesprochen zu werden.«
    Â»Ich bin also ein Fremder für dich?« Nils lächelt amüsiert.
    Â»Na, teilweise schon. Wir sind schließlich Kollegen und keine besten Freunde. Außerdem scheinst du jedenfalls wesentlich mehr über mich zu wissen als ich über dich.«
    Â»Und deshalb bin ich als Nur-Kollege ein Fremder?«
    Â»Hab ich doch gesagt, teilweise. Es herrscht einfach ein ungleiches Verhältnis.«
    Â»Weil Wissen angeblich Macht bedeutet? Oder worauf willst du hinaus?«
    Â»Nein, weil es mich interessieren würde,

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