Dann klappt's auch mit dem Doktor
werde das mit der Hausverwaltung klären.«
Gut, dass ich mich sofort darum kümmern kann. Der Hausverwalter hat heute nämlich schon drei Anrufe von der Furie erhalten. Ausführlich erläutere ich ihm meine Sicht der Dinge und berichte über Frau Beiers Zettel-Belästigung. Natürlich setze ich ihn auch genauestens über ihre Bespitzelungen in Kenntnis. Am Ende ist er richtig genervt.
»Frau Plüm, von einer Sondergenehmigung für Fahrräder in einer Nische im Hausflur weià ich nichts. Ich komme gleich vorbei, um mir persönlich ein Bild zu machen. Wenn die Nische groà genug ist, kann Ihr Rad da stehen bleiben.«
Eine halbe Stunde später ist der Hausverwalter da und misst doch tatsächlich unter kritischer Beobachtung von Frau Beier und mir die Nische aus.
»So, Frau Beier, Frau Plüm, meine Messungen ergeben Folgendes: Es können sicher bis zu fünf Fahrräder dort abgestellt werden. Sie, Frau Plüm, können Ihr Rad also dort stehen lassen. Von Ihnen, Frau Beier, erwarte ich, dass Sie sich in Zukunft so verhalten, dass Sie friedlich mit den anderen Hausbewohnern zusammenleben können.«
Ja! Wusste ichâs doch.
Noch völlig euphorisch durch meinen Sieg im Fahrradkrieg mache ich mich daran, meinen Vortrag ein letztes Mal zu überarbeiten. Mit einer Jumbotasse Eiskaffee und fettfreien Gummibärchen sitze ich in der Abendsonne an meinem Terrassentisch vor meinem Laptop und bin richtig stolz auf mich. Der Vortrag ist echt gut geworden, was ich natürlich zu einem GroÃteil Nils zu verdanken habe. Mhmmm! Diese Gummibärchen sind einfach zu lecker! Auf einem der unzähligen gedankenlosen Wege meiner Hand von der Gummibärchentüte zu meinem Mund passiert es: Die Kaffeetasse fällt um und gefühlte tausend Liter brauner Flüssigkeit ergieÃen sich über die Tastatur meines Laptops. Der Computer gibt ein finales Röcheln von sich, und der Bildschirm wird schwarz. Eine Katastrophe! Alles ist weg! Alles! Hektisch hole ich ein Tuch aus der Küche, wische Tisch und Laptop trocken und versuche den Computer neu zu starten. Nichts. Das darf doch nicht wahr sein. Mein Vortrag! In drei Stunden muss er eingereicht sein. Das schaffe ich niemals mehr! Fluchend, heulend und Haare raufend, laufe ich durch meine Wohnung, wie ein Tiger im Käfig. Ich bin verloren. Vorbei die Chance auf eine erfolgreiche Karriere! Ich werde für immer eine kleine Dödel-Assistentin bleiben. Es ist alles aus!
Irgendwann habe ich keine Kraft mehr zu toben und überlege mir, welche Möglichkeiten mir noch bleiben. Till könnte mir vielleicht helfen, wenn er nicht gerade wieder ein heiÃes Date hat. Ich rufe ihn an und habe Glück: Er kommt sofort vorbei. Mit einem ungläubigen Blick auf meine rotgeweinten Augen macht er sich daran, das Laptop auseinanderzubauen und trocken zu föhnen.
»Jetzt mach mal nicht so einen Aufstand. Das krieg ich schon wieder hin. Das, woran du zuletzt gearbeitet hast, wird aber wahrscheinlich nicht zu retten sein.«
Ich fange wieder an zu schluchzen. Weinende Frauen kann Till nicht ertragen.
»Jetzt stell dich nicht so an. Was auch immer du da gemacht hast, wird ja wohl nicht so dramatisch wichtig gewesen sein. Stell dir mal vor, du hättest an einer Doktorarbeit oder so gearbeitet«, versucht er mich zu beruhigen.
»Ach! Das brauche ich mir nicht vorzustellen! Das war der vielleicht wichtigste Vortrag meiner Karriere, und ich muss ihn in zweieinhalb Stunden einreichen. Wenn ich das nicht schaffe, bin ich erledigt.«
»Oh, jetzt fang bitte nicht schon wieder an zu flennen. Ich habe mein Laptop mitgebracht. Gib mir doch mal deinen Memorystick. Ich werde jetzt deinen Rechner retten, und du kannst solange auf meinem die verlorengegangenen Teile deines Vortrages ergänzen. Viel wird das ja nicht sein. Das schaffst du sicher bis zur Deadline.«
»Was für ein Stick?«, schniefe ich.
»Na, die Sicherheitskopie deines Vortrages. Hast du die etwa extra auf eine CD gebrannt?«
Jetzt muss ich doch wieder weinen.
»Nein, das habe ich natürlich nicht! Es gibt keine Sicherheitskopie, weder auf CD noch auf einem blöden Stick. Das mache ich nie! Das vergesse ich immer.«
Till verdreht die Augen und sieht gar nicht mehr so optimistisch aus.
»Anna, in welchem Jahrhundert lebst du eigentlich? Du musst von allem eine Sicherheitskopie machen. Verdammt, das wird
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