Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
Vom Netzwerk:
weit über dem Boden. Das letzte Stück, das hochgezogen wurde, damit keine Einbrecher hochklettern, lässt sich nicht ausfahren. Irgendetwas klemmt da. Verzweifelt rüttele ich an dem Riegel, der das Endstück festhält. Bei der Feuerübung haben sie uns doch extra erklärt, wie das geht. Der Riegel rührt sich kein Stück. Ich müsste springen. Das ist aber nicht mein Ding. Ich bin nicht so ganz höhentauglich. Ich klettere weiter runter, bis ich an der letzten Sprosse der Leiter hänge. O nein, ich habe mich verschätzt! Der Boden ist immer noch viel zu weit weg. Hochziehen kann ich mich jetzt auch nicht mehr. Ich muss springen, da hilft nichts. Unschlüssig hänge ich an der Feuerleiter. Meine Beine baumeln mehr als einen Meter über der Wiese.
    Â»Anna, was machst du denn da?« Nils kommt den Weg in Richtung Parkplatz entlang.
    Â»Betriebssport, was sonst.«
    Â»Und wie nennt sich diese Disziplin?«
    Â»Das ist nicht witzig. Auf der Station boxt der Papst, und ich muss hier weg. Jetzt hilf mir bitte mal.«
    Â»Gut, lass einfach los. Ich hab dich schon.«
    Nils fängt mich erstaunlich sicher auf und setzt mich sanft auf der Wiese ab. »Was ist denn bei euch los?«
    Â»Die Hölle! Die EDV fährt ein Update, es gibt keine Befunde, man kann nichts machen, und die Eltern sind außer Rand und Band.«
    Â»Und da hast du dich entschlossen, klammheimlich zu verschwinden?«
    Â»Ich kann eh nichts mehr tun und muss heute Abend noch den Vortrag korrigieren und abschicken. Der Abgabetermin ist um Mitternacht«, zucke ich entschuldigend mit den Schultern.
    Â»Du hättest einfach sagen können, dass du dringend in die Ambulanz musst. Ich habe auf dich gewartet.«
    Siedend heiß durchfährt es mich.
    Â»Tut mir leid. Das habe ich völlig vergessen. Tut mir total leid. Es war einfach so viel los.«
    Â»Schon gut.« Nils hält mich immer noch fest. Ich löse seine Hände von meiner Taille und trete einen halben Schritt zurück:
    Â»Vielen Dank für deine Hilfe. Ich hätte mich nicht mehr lange halten können.«
    Â»Kein Problem.«
    Verlegen streiche ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Irgendwie muss ich Nils klarmachen, dass zwischen uns nie, niemals was laufen wird, so unangenehm das auch ist.
    Â»Hast du schon gehört, dass Schwester Gisela die Klinik verlässt?«
    Â»Ja, natürlich.«
    Ach so, natürlich weiß er das als Mitglied der Mitarbeitervertretung schon längst. Trotzdem greife ich den Faden wieder auf: »Da sieht man mal wieder, wie leicht unsinnige Affären mit Kollegen einen den Job kosten können.«
    Â»Das, was zwischen Mösli und Gisela passiert ist, war eigentlich mehr eine Intrige als eine Affäre«, gibt Nils zu bedenken.
    Â»Trotzdem. Die Geschichte beweist einmal mehr, dass Kollegen die Finger voneinander lassen sollten.«
    Â»Ich glaube, es gibt da auch Ausnahmen.«
    Â»Da fallen mir, ehrlich gesagt, keine ein. Beruf ist und bleibt nun mal Beruf, und den sollte man streng von Privatem trennen.«
    Schweigen. Ich hoffe, ich war deutlich genug. Nils runzelt die Stirn.
    Â»Und was machst du, wenn du dich mal in einen Kollegen verliebst?«
    Â»Das wird mir hoffentlich niemals passieren. In wen man sich verliebt, kann man ja bis zu einem gewissen Grad beeinflussen.«
    Â»So, kann man das?«
    Â»Natürlich. Ich verliebe mich ja auch nicht in einen Massenmörder. Jedenfalls nicht, wenn ich weiß, dass er einer ist.«
    Mir sind auch schon mal bessere Argumente eingefallen.
    Nils’ Gesichtsausdruck spiegelt eine Mischung aus Ratlosigkeit und Belustigung wider. Er drückt mir eine Tüte Jelly Beans in die Hand.
    Â»Na, du Meisterin der Selbstbeherrschung, dann will ich dich nicht länger aufhalten. Ich drück dir die Daumen für den Vortrag. Hier, die brauchst du bestimmt dringender als ich.«
    Ziemlich erleichtert mache ich mich auf den Heimweg. Das wäre wohl geklärt.
    Während ich mein Fahrrad in der Nische in unserem Hausflur abstelle, stürzt Frau Beier schrill keifend auf mich zu: »Fräulein Plüm! Fräulein Plüm! Ihr Fahrrad kann nicht im Hausflur stehen! Dazu brauchen Sie eine Genehmigung von der Hausverwaltung! Wir älteren Damen haben eine Genehmigung! Das war schon immer so! Ihr Fahrrad muss da weg!«
    Natürlich lasse ich mein Rad dort.
    Â»Frau Beier, machen Sie sich keine Sorgen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher