Dann klappts auch mit dem Glueck
querfeldein durch die Gegend laufen musste, es sei denn, er konnte hinter einem Ball herlaufen. Immerhin wurde im Park etwas angeboten. Dann würde sie ihn dort anmelden. Bestimmt würde er andere Kinder kennenlernen. Er würde schon klarkommen. Genau wie sie.
Etwas später am Abend lernte Meredith die Freundinnen von Cass kennen. Samantha Sterling-Preston und Cecily Sterling, die ihren Familienbetrieb Sweet Dreams Chocolate leiteten, brachten Köstlichkeiten aus ihrem Laden mit, als sie zum Frauenabend eintrafen. Charley, der Zelda’s Restaurant gehörte, steuerte kleine herzhafte Quiches mit würziger Paprikawurst, grüner Salsa und Sour Creme bei, und Cass hatte Lebkuchenkekse aus der Bäckerei mitgebracht.
„Wie gefällt es dir bisher hier bei uns?“, wollte Charley von Meredith wissen.
„Ich glaube, ich habe den perfekten Ort zum Leben gefunden“, erwiderte sie.
„Wo wohnst du?“, fragte Samantha.
„In dem kleinen Häuschen, das schon seit Ewigkeiten unserer Familie gehört, oben beim Icicle Creek, kurz hinter der Lama Farm.“
„Oh, das ist ja ganz in der Nähe von da, wo Jed Banks sein Camp Summit aufbauen will“, meinte Cass. „Dann seid ihr zwei ja Nachbarn.“
Schon die Erwähnung von Jed Banks’ Namen ließ Merediths Blutdruck in die Höhe schießen. „Camp Summit?“
„Er hat dafür Land zusammengekauft“, erklärte Cass.
Aha. Er erwarb also Land, um irgendein Camp aufzubauen. Na toll. „Interessant“, sagte Meredith diplomatisch. Dann wechselte sie schnell das Thema, damit sie nicht in Versuchung geriet, etwas Unbedachtes zu sagen. Sie hatte zwar eine ziemlich genaue Vorstellung von Jed Banks, aber sie war die Neue in der Stadt. Wenn sie anfing, über einen Einheimischen herzuziehen, würde das die Leute nicht gerade für sie einnehmen.
Es war auch nicht schwierig, das Thema zu wechseln. Sie brauchte nur über die Schokoladen-Rosen-Trüffel zu schwärmen, und schon sprachen die Sterling-Schwestern über ihre Firma. Sie erzählten von den Marketingstrategien, die sie für Thanksgiving und Weihnachten planten. Anschließend ging es um den Mann, mit dem Charley zurzeit ausging. Soweit Meredith das heraushören konnte, war Dan Masters, dem die Baufirma Masters Construction gehörte, im Vergleich zu Charleys Exmann eine enorme Verbesserung.
„Ich höre schon die Hochzeitsglocken läuten“, meinte Cecily scherzhaft.
„Wer weiß?“, erwiderte Charley. Dabei sah sie ziemlich selbstzufrieden, aber auch glücklich aus.
Und da sie gerade bei Hochzeiten waren, schlug Cass vor, den Film anzuschalten, und damit war die Unterhaltung beendet. Aber Meredith fand es schwer, sich auf die Abenteuer der Frau zu konzentrieren, die anscheinend dazu verurteilt war, für immer Brautjungfer zu bleiben. Immer wieder musste sie an Jed Banks denken, an den Immobilienhai, der ihr Land verschlingen wollte, um darauf irgendein Camp zu errichten.
Jed wollte keinen Ärger haben. Er wollte einfach nur, dass diese Frau verschwand. Anscheinend konnte er das nur erreichen, indem er ihr bewies, dass sie keinerlei rechtlichen Anspruch auf dieses Grundstück hatte. Als er zu ihrem Haus – nein, zu seinem Haus – fuhr, die Grundstücksurkunde und den Kaufvertrag in der Tasche, versuchte er, nicht an ihre hübschen Augen oder an das lange, lockige Haar zu denken. Unter anderen Umständen hätte er sich gern näher mit Meredith Lange befasst. Doch momentan wollte er einfach nur, dass sie von seinem Grundstück verschwand.
Es war früher Abend, und die Dämmerung verlieh dem Wald einen magischen Schimmer. Im Geiste konnte Jed schon die Jugendlichen des Camps sehen, wie sie durch den Wald zum Fluss liefen, konnte ihr Lachen hören und sich vorstellen, wie der Rauch aus dem großen Kamin aufstieg, den er im Speisesaal von Camp Summit bauen wollte. Es würde ein großartiger Ort werden. Nichts und niemand würde ihm dabei ihm Wege stehen, das zu realisieren.
Warum beschleunigte sich also auf einmal sein Herzschlag, als er seinen Wagen vor dem kleinen Haus parkte? Warum bekam er auf einmal feuchte Hände? Warum fühlte er sich auf einmal wie ein Schuft?
Bevor er ausstieg, langte er hinüber zum Beifahrersitz und nahm den Ordner, in dem der Beweis lag, dass dieses Grundstück ihm gehörte. Eine Witwe vor die Tür setzen. Damit avancierte er automatisch zum Bösewicht übelster Sorte. Dabei war er doch in diesem Fall der Gute! Außerdem war es nur ein Sommerhaus. Das Glück einer einzelnen Frau wog längst nicht so
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