Dann klappts auch mit dem Glueck
arbeiten“, sagte er, während sie ihm den Rücken zuwandte.
Sie machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen. „Ja. Nun wissen Sie es.“
Sie deutete zur Waage. „Stellen Sie sich bitte dort drauf.“
Er war ein großer Mann und wog entsprechend viel. Allerdings war absolut kein Gramm Fett an ihm. Der Mann bestand fast nur aus Muskeln. Was ihr natürlich völlig gleichgültig war. Oh, sie wünschte sich sehnlichst, er bräuchte eine Tetanusimpfung. Es hätte ihr unbändige Freude bereitet, ihn mit einer richtig schön langen Spritze zu malträtieren. Nachdem sie seine Größe und sein Gewicht kontrolliert hatte, führte sie ihn in ein anderes Zimmer, wo er sich auf den Untersuchungstisch setzte. Irgendwie schien er den ganzen Raum auszufüllen. Benutzte er Rasierwasser? Interessierte es sie? Nein!
Sie maß seine Temperatur und anschließend seinen Blutdruck. Der war ein wenig zu hoch.
„Normalerweise ist er nicht so hoch“, meinte Jed, als sie ihm die Werte so sachlich wie möglich mitteilte. „Liegt bestimmt daran, mit wem ich es hier zu tun habe.“
„Es gibt viele Menschen, die nervös werden, wenn sie zum Arzt kommen.“
„Wir haben den Liebesbrief Ihres Anwalts bekommen.“
„Ach ja? Wie schön.“
Er musterte sie grimmig, doch sie ignorierte es und beschäftigte sich damit, wichtige Informationen in den Computer einzugeben. „Irgendwelche Beschwerden?“
„Ja. Sie durchkreuzen mir meine Pläne.“
„Und Sie bringen mein Leben durcheinander.“
„Hören Sie, ich habe dieses Grundstück guten Glaubens gekauft.“
„Man darf nicht allen Leuten Glauben schenken“, erwiderte sie und stand auf. „Der Arzt wird gleich bei Ihnen sein.“
„Danke“, sagte er, aber es klang alles andere als dankbar.
Lass dir von ihm nicht den Tag verderben, ermahnte sich Meredith. Es würde sich alles irgendwie wieder einrenken. Dafür würde ihr skrupelloser Anwalt schon sorgen. Es ging ja bereits langsam aufwärts. Leo hatte sich im Freibad mit einem Jungen angefreundet, also würde er schon mal jemanden kennen, wenn nächste Woche die Schule begann.
In der Zwischenzeit leistete ihm heute Nachmittag sein neuer Freund Colin Nilgood Gesellschaft. So ganz wohl war ihr nicht bei der Vorstellung, zwei dreizehnjährige Jungs eine längere Zeit unbeaufsichtigt zu lassen, aber ihr Sohn hatte sie angefleht und ihr versprochen, dass sie nichts weiter tun wollten, als sich den neuesten Batman -Film anzuschauen. Schließlich hatte sie nachgegeben. In einem Telefongespräch mit Colins Mutter hatten sie verabredet, dass die ihren Sohn um drei Uhr bei Leo abliefern würde. So hatten die Jungs genügend Zeit, um den Film anzuschauen und hinterher noch eine Weile im Wald herumzutoben, bevor Meredith nach Hause kam und ihnen Hamburger machte. Leo war ein vernünftiger Junge. Es würde schon alles gut gehen.
Ach, wie sehr sie sich wünschte, sie würde noch in der Nähe ihrer Mutter wohnen!
Ihren Eltern hatte sie bisher nichts von der neuesten Entwicklung mit dem Häuschen erzählt. Irgendwie brachte sie es nicht über sich. Diesen Ort, der so viele schöne Erinnerungen barg, womöglich zu verlieren – sie mochte gar nicht darüber nachdenken. Was würden Mom und Dad dazu sagen? Und was sollte sie machen, wenn sie nicht beweisen konnte, dass das Grundstück ihr gehörte? Es wird schon alles gut gehen, dachte sie erneut. Bestimmt.
Der neue Batman -Film war echt cool gewesen. Jetzt, nachdem er vorbei war, lechzte Leo danach, selbst Abenteuer zu erleben.
„Hey, lass uns doch runter zum Fluss gehen“, schlug Colin vor.
„Okay.“
Sie strolchten durch den Wald und fanden Stöcke, mit denen man bestens gegen Farne und Büsche schlagen konnte. Der Wasserstand im Fluss war ziemlich niedrig, und sie amüsierten sich eine Zeit lang damit, dem Fluss zu folgen, der langsam dahinfloss. Sie hüpften von Stein zu Stein. Immer wieder fanden sie tolle Steine, die sie zurück ins Wasser schleuderten. Natürlich wollten sie wissen, wer von ihnen am weitetesten werfen konnte. Leo war stolz, als sich herausstellte, dass er der bessere Werfer war, zumal Colin im Schwimmbad bewiesen hatte, dass er länger unter Wasser bleiben konnte.
Als der Fluss einen kleinen Schlenker machte, entdeckten sie einen Pfad. „Komm, lass uns mal da langgehen“, meinte Colin.
Auskundschaften. Das war’s. Sie kletterten das Ufer hoch, Colin immer vorneweg.
Der Pfad wand sich durch den Wald und schien sich schließlich zu verlieren. „Das führt
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