… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
Wahrscheinlich war Quinn tatsächlich ein bisschen nerdig – aber auf eine geheimnisvolle, ziemlich anziehende Weise, weswegen ihm auf der Highschool die Mädchen scharenweise hinterhergelaufen waren. Geistesabwesende Bücherwürmer wareneben sehr gefragt, solange sie umwerfend gut aussahen und freundlich waren.
„Attraktiv?“, hörte sie ihn fragen und sah auf. Er stand an die Verandabrüstung gelehnt da und musterte sie fragend.
„Hä?“
„Attraktiv. Du hast gerade gesagt, dass ich attraktiv bin.“ Er bemühte sich sichtlich, ernst und streng zu gucken, aber in seinen Augen blitzte der Schalk.
Jetzt war Lori diejenige, die rot wurde. Sie wedelte drohend mit dem Schraubenschlüssel in seine Richtung. „Nur eine kleine Streicheleinheit für dein Ego.“
„Gute Arbeit. War ziemlich angenehm, die Streicheleinheit.“
Frustriert stöhnte sie auf. „Geh lieber. Ich kann nicht arbeiten, wenn du mich so anstarrst.“
„Vorhin hast du einen Bonus erwähnt. Wie meintest du das?“
In seiner Stimme klang etwas Verheißungsvolles, leicht Anzügliches an, was Lori ziemlich verwirrte. Und das Wort „Streicheleinheit“ wirkte immer noch auf sie. „Nichts weiter“, erwiderte sie. „Ich hatte nur gehofft, dass du mir irgendwann mal den Bagger ausleihst. Natürlich erst, wenn du hier fertig bist.“
„Und das ist alles?“
„Klar. Würdest du mich jetzt bitte endlich in Frieden lassen?“
„Aber du stehst sozusagen mitten in meinem Büro.“ Eine Windbö ließ das Espenlaub rascheln, als wollte die Natur ihm zustimmen.
„Okay, dann guck eben die Bäume an und nicht mich.“
„Das wäre aber ziemlich unhöflich von mir.“
Hatte er gerade für einen kurzen Augenblick anerkennend ihren Körper gemustert? Nein, in Anbetracht ihres Overalls war das eher unwahrscheinlich. Plötzlich hasste sie diesen blöden Arbeitsanzug. Es war Samstag, verdammt noch mal! Sie hätte genauso gut in Shorts und einem Tanktop hier auftauchen können. Und dann wären ihr beim Arbeiten sicher eine Menge Gründe eingefallen, sich besonders häufig bücken zu müssen.
Lori wandte ihm den Rücken zu. „Na gut, dann unterhaltenwir uns eben, während ich arbeite.“
„Und worüber?“
Sie zuckte die Schultern und versuchte, möglichst gleichgültig zu klingen. „Du hast doch in Europa studiert, oder? Erzähl mir davon.“
Er schwieg eine Weile, dann fing er an zu reden. Anfangs berichtete er noch zögerlich und stockend, doch bald klang seine Stimme ganz weich, fast als würde er mit sich selbst sprechen. Doch Lori sog seine Worte förmlich auf, jedes einzelne.
3. KAPITEL
D ie leuchtend roten Stecknadeln waren ganz besonderen Anlässen vorbehalten. Die Köpfe waren wie geschliffene Rubine geformt, und immer wenn Lori sie in die Hand nahm, musste sie lächeln. Sie rollte die Nadel zwischen Daumen und Zeigefinger, dann schob sie sie vorsichtig in das Wort Córdoba .
Quinns Geschichte hatte eindeutig eine rote Stecknadel verdient. Er hatte die Gebäude in Córdoba mit einer solchen Leidenschaft, mit so einem Funkeln in den Augen beschrieben und dabei die Torbögen, Mauern und Türme der Altstadt in die Luft gezeichnet. Er hatte von den Kirchen und Mosaiken erzählt, wie ein Künstler über die Liebe sprechen würde. Oder über Sex. Und Lori war scharf geworden, nur durchs Zuhören. Langsam fragte sie sich, ob Architektur möglicherweise ihr Fetisch war.
Sie trat zurück und begutachtete ihr Werk. Fast ganz Europa war mit Stecknadeln übersät, die sich von dort aus in andere Teile der Welt ausbreiteten. Blau, Schwarz, Gelb und Grün – jede Nadel stand für eine Geschichte, die sie gelesen oder die ihr jemand erzählt hatte. Und die Farben symbolisierten, wie wichtig es Lori war, den jeweiligen Ort eines Tages selbst zu besuchen. Die rubinroten Stecknadeln standen für die Städte, die sie auf ihrer Reise als Erstes besichtigen würde.
Natürlich nur, wenn sie es jemals schaffte, Tumble Creek zu verlassen.
Vom ersten Tag der sechsten Klasse an hatte sie ihre Flucht geplant. Damals hatte eine neue Lehrerin Fotos von ihrer zweimonatigen Rucksackreise durch Europa gezeigt. Lori war das Herz aufgegangen. Später war ihre Leidenschaft noch gewachsen, mit jedem einzelnen Buch aus der Bücherei, das sie gelesen, mit jeder Reportage, die sie im Fernsehen gesehen hatte. Die gesamte Highschoolzeit über hatte sie an kaum etwas anderes gedacht. Zeit für Jungs war da nicht geblieben. Lori hatte sich ganz darauf konzentriert, Geld
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