Dann mach ich eben Schluss
ihr habt was anderes vor, das wird alles gecancelt! Heute Abend lassen wir es krachen!«
Annika sieht mich an. »Bisher haben wir nichts geplant«, meint sie. »Ein Abend im Club, ein bisschen feiern â das hätte was. Zum Glück ist heute Freitag, das passt doch, Max?«
Ich rolle genervt mit den Augen. Paul hat gut lachen, mit einer Eins Plus würde ich jetzt auch feiern wollen. Bei ihm ging alles immer nur bergauf, ich bin abgerutscht, unaufhaltsam und gründlich. Er muss doch wissen, dass mir nicht nach Party zumute ist. Nicht gleich heute.
»Lass mal«, winke ich also ab. »An einem anderen Tag gerne, aber heute muss ich allein sein.«
»Komm schon.« Paul tritt auf mich zu und legt seinen Arm um meine Schulter. »Bei dir ist es blöd gelaufen, aber hey, auch du hast es hinter dir und kannst jetzt nach vorne schauen. Ohne dich will ich nicht feiern, komm und lass dich nicht so hängen. Gerade du musst auf andere Gedanken kommen. Endlich was anderes sehen als immer nur dein Zimmer und die Lehrbücher.«
»Vielleicht komme ich später nach«, versuche ich auszuweichen.
»Das machst du sowieso nicht«, wirft Annika ein. »Ich kenne dich doch. Kannst du nicht dieses eine Mal über deinen Schatten springen und wenigstens uns zuliebe mitkommen? Paul kann nichts dafür, dass du ein leeres Blatt abgegeben hast.«
»Es war nicht leer«, korrigiere ich.
»Trotzdem. Es gibt so selten einen Anlass zum Feiern.«
»Ich würde lieber warten, bis wir das Abi ganz hinter uns haben. Dann ist es wenigstens auch meine Feier. Und Paul, du hast doch bald Geburtstag. Keep Out spielen dann im Twenty-Five , das hat mir Natalie versprochen.«
»Heute ist auch mein Tag, und ich will, dass mein bester Kumpel ihn mit mir teilt. Genügt das nicht?« Paul strahlt noch immer. »AuÃerdem haben wir jetzt kaum noch Unterricht bis zu den mündlichen Prüfungen, da können wir ruhig mal eine Nacht versumpfen. Also was ist?«
Ich winde mich aus seinem Arm, zu schwer liegt er auf meiner Schulter. Was in mir vorgeht, zählt nicht, was ich sage, verhallt ungehört.
»Also gut«, lenke ich schlieÃlich ein. »Ich fahre euch mit meinem Auto zum Crystal Palace , dann könnt ihr wenigstens einen heben. Zurück natürlich auch.«
»Aber was ist mit dir?« Paul lässt nicht locker. »Willst du nicht mit mir anstoÃen? Wenn du als Einziger den ganzen Abend nüchtern bleibst, fehlt was.«
»Ich sage doch, ich hab keinen Bock zu feiern! Ich fahre euch und bleibe auch da, mehr ist nicht drin. Seid froh, dass ich überhaupt mitkomme.«
Zu Hause rollt Natalie mit den Augen, als ich ihr davon erzähle.
»Das sind doch alles Holzklötze«, sagt sie. »Wenn du willst, komme ich auch mit, dann hast du wenigstens einen normalen Menschen an deiner Seite. Wär dir das recht?«
Als wir am Abend aufbrechen, bin ich noch mieser drauf als nach der Schule. Natürlich hat mein Vater gleich mittags einen Anruf von Pauls überstolzem Dad bekommen und wusste auch über mich schon Bescheid, ehe er nach Hause kam.
»Nur Pauls wegen lasse ich dich heute Abend überhaupt fahren«, hat er zum Schluss gesagt, sein Gesicht grau und müde, wieder mit diesem bitteren Zug, den ich kaum noch ertrage. »Nur seinetwegen und damit wir vor seinen Eltern nicht als Komplettverlierer dastehen. Aber ich verstehe dich nicht, Maximilian, ich verstehe dich einfach nicht. Wie kann sich ein Abiturient deiner Herkunft und mit deinen Anlagen derart gehen lassen und in der schriftlichen Abiprüfung eine Sechs hinlegen? Kannst du mir darüber bitte Auskunft geben? Kannst du das?«
»Vielleicht weil es ihm beschissen ging?«, wirft Natalie ein. »Hundsbeschissen ging es ihm in den letzten Wochen, aber du bekommst ja nichts mit, weil du nur an die Arbeit denkst und dich Tag und Nacht in deiner wahnsinnig wichtigen Firma und hinterm Computer vergräbst! Das ist dein wahres Baby , nicht wir! Und was es dir genützt hat, siehst du ja jetzt.«
»Natalie«, mahnt Mama.
»Wieso, sie hat doch recht«, brause auch ich auf. Mein Handy klingelt, unwillig werfe ich einen Blick auf das Display, es ist Delia. Jetzt nicht. Ich drücke sie weg. »Nur weil er hart zu sich selber ist, muss er es noch längst nicht zu uns sein. Deine Rechnung geht nicht auf, Papa, dieses Mal nicht, das wirst du noch sehen. Auch
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