Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
Vom Netzwerk:
ihren hohen Schuhen, es könnte sein, dass es nicht allzu schwer wäre, sie zum Gehen zu überreden. Ich möchte schlafen, mich tief unter meiner Bettdecke vergraben und dieses Dröhnen im Kopf, das Stampfen der Musik und den schneidenden Ton meines Vaters langsam abebben lassen und dann einschlafen, nichts mehr denken, nicht einmal mehr träumen, es gibt keine Träume mehr. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Paul ebenfalls zum Ausgang geht, dann muss ich nur noch Natalie finden, aber erst mal kläre ich das mit den beiden.
    Mein Auto. Ich brauche eine Weile, ehe ich es gefunden habe, die Straßen und Plätze ringsum waren schon zugeparkt, als wir angekommen sind. Ich habe vergessen, wo es steht, weil ich die ganze Fahrt über noch so aufgebracht war. Die ganze Hauptverkehrsstraße tigere ich entlang und auch ein paar Nebenstraßen, und dann sehe ich es plötzlich, viel näher am Club, als ich dachte. Mein Auto steht direkt unter einer Straßenlaterne, die Scheiben sind beschlagen, diese Nacht ist wieder kühler als die Nächte davor, dann passiert das, wenn im Auto geatmet wird.
    Ich muss nicht überlegen, warum Annika so lange braucht, um ihre Schminksachen zu holen, sondern reiße die hintere Tür auf der Gehsteigseite auf, Annika und Paul fahren auseinander. Beide starren mich an, ertappt.
    Â»Max«, stößt Annika hervor.
    Paul rückt sein Hemd zurecht, stopft es zurück in seinen Hosenbund. Setzt sich aufrecht hin, weiß nicht wie lächerlich er dabei wirkt, seine Augen können kaum noch geradeaus blicken. Der kontrollierte, selbstsichere, korrekte Paul. Traumsohn eines jeden Akademikers.
    Â»Wir fahren«, bestimme ich. »Ihr könnt gleich so sitzen bleiben, ich hole nur schnell meine Schwester.«
    Â»Max, warte«, fleht Annika noch einmal und will mir folgen, doch Paul hält sie zurück.
    Â»Max, du willst doch gar nichts mehr von ihr«, sagt er. Im selben Moment eilt Natalie herbei, ihre flippige Hochsteckfrisur löst sich auf, einzelne Strähnen wehen hinter ihr her, ihre Lederjacke rutscht ihr von einer Schulter.
    Â»Ich hab’ dich überall gesucht, Max«, stößt sie hervor, dann erfasst sie die Situation mit einem Blick und rutscht auf den Beifahrersitz.
    Ich starte den Motor,
    Â»Fahr vorsichtig«, warnt mich Natalie,
    Angst in ihrer Stimme wie eine Vorahnung
    ganz besonnen parke ich aus und fahre los, äußerlich ruhig, gelassen.
    Nach ein paar hundert Metern blicke ich in den Rückspiegel, wo Paul und Annika noch immer nebeneinander sitzen, nicht mehr so dicht, sie blicken in verschiedene Richtungen, aber vielleicht
    halten sie sich an den Händen und ich spüre wieder
    dieses Vibrieren in mir
    diese hochkochende Wut, unbezähmbar, mit aller Macht
    greife das Lenkrad fester und biege in die Landstraße ein
    ein Wagen mit Fernlicht kommt mir entgegen und blendet mich, schrilles Lachen dringt aus den heruntergekurbelten Fenstern des anderen Autos zu mir herüber, ein Arm mit dem durchsichtigen Stoff eines Flatterkleides wedelt im Freien.
    Der Fahrer beschleunigt und verschwindet im Dunkel
    die Straße von Bäumen gesäumt
    alte, knorrige Bäume – geradezu ideal.
    Â»Pass auf, die Kurve!«, kreischt Natalie
    was weißt du schon
    wenn es drauf ankommt, bist du auch nicht da.
    Im Rückspiegel mein Mädchen, an Paul gekrallt, das Gesicht von ihren langen Haaren verborgen
    weich und blond
    der Vollmond wie eine Leuchte über uns
    ich packe das Lenkrad fester, spanne die Beinmuskeln an und trete das Gaspedal durch
    wie neulich
    Delia und dieser ölige Typ
    Annika und Paul
    Bollschweiler und mein Vater
    meine Malsachen im Karton
    vor mir die alte Eiche
    Â»Nein!«, schreien sie alle drei
    doch.

Tagebuch von Delia Bauer, 21 Jahre, Maximilians heimliche Liebe
    8. April
    Heute hatte ich eine Begegnung im Laden, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht, ich weiß selbst nicht, warum. Eine Begegnung mit einem Jungen. Er heißt Max und war irgendwie süß. Ein bisschen jünger als ich, vielleicht 18 oder 19. Volljährig aber auf jeden Fall, denn er kam ohne Begleitung mit dem Auto. Max wollte Balkonblumen für seine Mutter kaufen und stand ganz ratlos vor mir, also habe ich ihn ein bisschen beraten und ihm verschiedene Frühlingsblumen zusammengestellt, die man gut miteinander im Kasten kombinieren kann, verschiedene Höhen und Farben, wie man das eben so macht.

Weitere Kostenlose Bücher