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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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einem der Käfige aus rostfreiem Edelstahl, die in mehreren Reihen übereinander an der Wand des Nebenraums angebracht sind, damit sie sich dort vollständig erholen kann. Ich setze sie nicht nach ganz oben, sondern in einen der Käfige auf mittlerer Höhe, denn auch wenn sie im Moment wie ein harmloses Schmusekätzchen aussieht, habe ich keine Ahnung, in welcher Stimmung sie sein wird, wenn sie wieder völlig wach ist.
    Ich arbeite bis zur Mittagspause durch und gehe anschließend in den Personalraum, um mir rasch einen Kaffee zu holen, der mich auf den Beinen halten soll. Ich wende den Blick von den DNS -förmigen Spiralen aus metallisch glänzendem Papier ab, die von einer Ecke des Raums zur anderen gespannt sind, und schaue durch das Schiebefenster hinaus auf die Straße. Der Himmel ist dunkel. Dichtes, glitzerndes Schneetreiben tanzt durch die weißen Lichtstrahlen der aufwendig gestalteten pseudo-viktorianischen Straßenlaternen und lässt Talyton St. George wie einen Ort aus einem Märchen erscheinen.
    Ein paar Autos und Viehtransporter rauschen vorbei, ehe Glöckchenklingeln und Hufgetrappel den Verkehrslärm ablösen und zwei Apfelschimmel in Sicht kommen, die einen Wagen mit einem Werbebanner für die Weihnachtshöhle im Gartencenter an der Stoney Lane ziehen. Von dem Wagen winken der Weihnachtsmann und ein paar seiner Elfen herunter.
    Ich winke zurück.
    »He, Emma, der Weihnachtsmann ist da. Em?« Ich drehe mich zu ihr um. Sie sitzt auf der Armlehne des Sofas, da zwei Kater, ein dreibeiniger schwarz-weißer und ein älteres rotes Exemplar, bereits die Sitzfläche mit Beschlag belegt haben. »Hörst du mir zu?«
    Offensichtlich nicht. Sie hat einen Donut in der einen Hand und drückt mit der anderen den Trichter ihres Stethoskops auf ihren Bauch. Offenbar nicht zufrieden schiebt sie ihr marineblaues, mit dem Otter-House-Logo besticktes Sweatshirt hoch und fährt mit dem Stethoskoptrichter über ihre Haut. Sie greift nach einer Strähne, die unter ihrer Weihnachtsmannmütze herausgerutscht ist, schiebt sie sich hinters Ohr und hinterlässt dabei einen glitzernden Zuckerstreifen auf ihrer Wange.
    »Emma?« Ein winziger, flatternder Zweifel regt sich in meiner Kehle. »Ist alles in Ordnung?«
    Sie sieht auf, legt einen Finger an die Lippen, und ich warte mit angehaltenem Atem, bis sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitet, Grübchen in ihren Wangen auftauchen und sich in ihren Augenwinkeln kleine Fältchen bilden.
    »Ich weiß, du hältst mich für verrückt.« Emma zieht ihr Sweatshirt herunter und hängt sich das Stethoskop um den Nacken.
    »Nein, überhaupt nicht«, antworte ich, obwohl es schon das dritte Mal ist, dass ich sie heute dabei erwischt habe, wie sie die Herztöne des Babys abhorcht. Ich verstehe, warum sie sich Sorgen macht – Ben und sie haben so viele Jahre auf dieses Kind gewartet.
    »Ich wollte mich nur vergewissern«, fährt Emma fort. »Tut mir leid – es kommt dir sicher vor wie die längste Schwangerschaft in der Geschichte der Menschheit.«
    »Für dich ist es schlimmer. Du bist diejenige mit Sodbrennen und den geschwollenen Knöcheln.«
    »Stimmt. Ich kann kaum glauben, dass ich das noch mehr als vier Monate durchhalten muss.«
    »Warum fährst du nicht nach Hause und legst die Beine hoch?«, schlage ich vor. »Ich kann hier die Stellung halten.«
    »Maz, du bist schon genauso schlimm wie Ben. Ich kann meine Beine auch hier hochlegen.« Emma beißt in ihren Donut. »Gott, ich liebe die Zivilisation. Stell dir nur mal vor – statt hier kuschelig im Warmen zu sitzen, hätten wir genauso gut als Nutztierärzte auf einem Bauernhof enden können. Erinnerst du dich noch an die Ringkämpfe mit den Ferkeln?«
    Das war noch während unseres Studiums.
    »Es hatte eher etwas von Rugby«, korrigiere ich sie, denn die einzige Möglichkeit, eines dieser Ferkel zu erwischen, bestand darin, sich mit einem Hechtsprung daraufzuwerfen, das über und über mit Schlamm bedeckte quiekende, sich windende Ferkel hochzuheben und es an die Brust zu drücken, damit jemand anders ihm ein Eisenpräparat gegen Blutarmut spritzen konnte.
    »Es war ziemlich eklig, und eiskalt noch dazu.«
    »Aber noch immer besser als die Fleischuntersuchung …«
    »Im Schlachthof.« Emma rümpft die Nase.
    »Wo ich anfangs gar nicht kapiert habe, dass der Vorarbeiter mich meinte, als er mich zur Fleischbeschau in den Kühlraum gebeten hat.« Ich kichere bei der Erinnerung daran. »Zum Glück bist du noch rechtzeitig

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