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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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und sie scheint Tiere sehr zu mögen.
    Ich finde, für den Anfang ist das gar nicht mal schlecht, doch Emma ist anderer Meinung.
    »Ich weiß nicht, ob sie zu uns passt«, sagt sie, nachdem Shannon wieder fort ist. »Und sie ist so still. Man hört sie kaum, wenn sie spricht.«
    »Aber außer ihr haben wir niemanden.« Ich lege den Laborbericht, auf den ich mir vergeblich einen Reim zu machen versuche, zurück auf den Sprechzimmertisch. Es gab noch andere Bewerberinnen, die wir allerdings aus verschiedenen Gründen aussortiert haben.
    »Was ist mit den schwarzen Klamotten? Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie die Arbeit hier verkraften soll. Ich meine, dieser Beruf kann manchmal ziemlich deprimierend sein, und Shannon wirkt auf mich ein wenig labil.«
    Ich denke an die Katze zurück, die ich heute Morgen eingeschläfert habe, an ihren mageren, leblosen Körper auf dem Tisch, an ihre Besitzerin, die so traurig war, dass sie kein Wort mehr herausbrachte.
    »Du meinst, sie könnte sich umbringen?«, frage ich.
    »Nein, das nicht gerade. Doch ich bezweifle, dass sie stark genug ist, um mit allem fertig zu werden, was wir hier Tag für Tag zu sehen bekommen. Sie bekommt zwar zu Hause Unterstützung – ich kenne Gillian seit Jahren, von ihr kamen die Blumen für unsere Hochzeit und für Mums Beerdigung …« Emma verstummt, vermutlich denkt sie an den frühen Tod ihrer Mutter zurück, die vor fast fünf Jahren an einer aggressiven Form von Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben ist. »Aber ich fürchte, es könnte sie überfordern.«
    »Sie muss doch über eine gewisse innere Stärke verfügen«, gebe ich zu bedenken. »Immerhin hat sie keine Angst davor aufzufallen.«
    »Manchmal bist du wirklich naiv, Maz«, sagt Emma lächelnd. »Du solltest sie mal sehen, wenn sie mit ihren Freunden auf der Gemeindewiese rumhängt – man kann sie nicht voneinander unterscheiden, weil sie alle das Gleiche anhaben.«
    Ich kann jedoch nur daran denken, was aus Shannon werden soll, wenn wir sie nicht einstellen. Jobs sind in dieser Gegend nicht gerade dicht gesät. Womöglich serviert sie irgendwann im Gartencenter Kaffee oder frittiert Fisch bei Mr Rock’s. Was ist das denn für eine Perspektive?
    »Ich finde, wir sollten ihr eine Chance geben«, beharre ich störrisch. Shannon erinnert mich an mich selbst als Teenager, still und gutwillig, aber mit wenig Selbstvertrauen. Und wo wäre ich heute, wenn Jack Wilson, der Tierarzt, mir damals nicht die Gelegenheit gegeben hätte, samstags in seiner Praxis zu arbeiten, und mich nicht immer wieder ermuntert hätte, für die Prüfungen zu lernen?
    »Ich weiß nicht«, erwidert Emma seufzend.
    Mir liegt sehr viel daran, es mit Shannon zumindest zu versuchen, und ich werfe ein letztes gewichtiges Argument in die Waagschale: Tripods Zuneigung.
    »Ja, mir ist auch schon aufgefallen, dass er in dieser Hinsicht ziemlich wählerisch ist«, entgegnet Emma trocken, und ich sehe ihr an, dass ihr Widerstand bröckelt. »Aber vielleicht könnte es tatsächlich funktionieren. Izzy hat sich kurz mit Shannon unterhalten, als ich ihr die Praxis gezeigt habe, und sie sagt, sie kann sich vorstellen, mit ihr zusammenzuarbeiten.«
    »Sie im Griff zu haben, meinst du wohl.«
    »So ähnlich.«
    »Warum bieten wir ihr nicht einen Monat Probezeit an? Wenn sie sich als Flop erweist, können wir sie danach noch immer wegschicken.«
    »Das klingt fair«, lenkt Emma ein. »Ich rufe sie an. Sie kann nach den Feiertagen anfangen.«
    Emma verlässt das Sprechzimmer durch die Tür zum Flur, der in den hinteren Teil der Praxis, die »Station«, wie wir es nennen, führt. Ich öffne die andere Tür nach vorne zum Empfang und sehe, wie Frances hastig ans Schwarze Brett flitzt, wo sie sich an einem Zettel zu schaffen macht. Ihre Dame-Edna-Brille ruht, mit einer Kette um ihren Hals gesichert, auf ihrem Busen.
    Sie räuspert sich vernehmlich, dann dreht sie sich zu mir um.
    »Gillian wird ja so erleichtert sein«, meint sie.
    »Frances, haben Sie schon wieder gelauscht?«
    »Ich kann nichts dafür. Sie und Emma haben so tragende Stimmen.«
    Vor allem, wenn man sein Ohr an der Tür platt drückt, denke ich mit einem unterdrückten Lachen, doch meine gute Laune hält nicht lange an.
    »Ich finde das wirklich sehr sozial von Ihnen.«
    »Was?«
    »Dass Sie die Talytoner Jugend von der Straße holen. Shannon hat ihrer Mutter in letzter Zeit so große Sorgen bereitet. Ach herrje.« Frances setzt ihre Brille auf und nimmt sie gleich

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