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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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sie gerade aus einem Sarg geklettert.
    Emma stellt uns vor und schubst den dreibeinigen Kater vom Sofa, damit Shannon sich hinsetzen kann. Tödlich beleidigt stolziert Tripod davon. Ginge starrt hochmütig über die Lehne. Doch kaum hat sich Shannon niedergelassen, macht Tripod kehrt und springt auf ihren Schoß. Emma versucht, ihn zu verscheuchen.
    »Lassen Sie ihn nur«, sagt Shannon leise, während er mit dem Kopf gegen ihr Kinn stupst. »Das macht mir nichts aus.«
    Aber mir macht es etwas aus, denke ich und lächle innerlich. Kurz nach meiner Ankunft in Talyton St. George, wo ich Emma zunächst nur während ihres wohlverdienten Urlaubs mit Ben vertreten sollte, habe ich Tripod das Leben gerettet, nachdem er von einem Auto angefahren worden war. Und manchmal wünschte ich, er würde sich zumindest ansatzweise dafür dankbar erweisen und mir auch ein bisschen Aufmerksamkeit schenken, statt sich bei jedem x-beliebigen Besucher auf dem Schoß zusammenzurollen.
    »Ich wollte eigentlich keine Praxiskatze« – Emma zieht zwei Hocker unter der Anrichte hervor –, »aber Maz hat ihn reingeschmuggelt, als ich nicht da war.«
    »Er ist total süß«, meint Shannon, und ich wünschte, sie würde sich bemühen, etwas lauter zu reden. Ihr Gesicht ist sehr blass – anfangs dachte ich, es ginge ihr nicht gut, doch es ist Make-up –, und ihre Lippen sind dunkelviolett geschminkt. Unter ihrem Haar bemerke ich einen ebenholzschwarzen Ohrstecker, und ich frage mich, was Izzy wohl von ihr halten wird. Ich weiß nicht genau, was ich selbst von ihr halten soll. Ich vermute, sie ist ein Goth oder Emo, ich bin mir nicht sicher, was von beidem, und ich fühle mich alt und abgehängt, dabei bin ich gerade mal einunddreißig.
    »Wieso möchtest du denn Tierarzthelferin werden, Shannon?«, fragt Emma und setzt sich hin.
    »Ich will mit Tieren arbeiten«, lautet Shannons gemurmelte Antwort, und daran ist ja auch nichts auszusetzen, nicht wahr? Genau das wollte ich in ihrem Alter auch.
    »Es geht aber nicht nur um die Tiere. Du wirst auch mit uns beiden und dem Rest des Teams im Otter House auskommen müssen.« Emmas Blick scheint unwiderstehlich von Shannons Kleidung angezogen zu werden, einer fließenden schwarzen Tunika über einem schwarzen Rock. »Wir sind ein lustiger Haufen hier. Fröhlich …« Ihre Stimme verklingt, als spürte sie genau wie ich den düsteren Schatten, der von Shannons Gegenwart ausgeht. Sie hat die Kälte von draußen mit hereingebracht.
    »Was glaubst du, wie du mit wütenden oder traurigen Kunden zurechtkommen wirst?«, fährt Emma fort.
    Ein unsicheres Flackern huscht über Shannons Gesicht. Sie verschränkt ihre langen, dünnen Finger und lässt die Gelenke knacken.
    »Weiß nicht. Mum sagt, die Kunden haben immer recht.« Shannon lächelt zum ersten Mal und enthüllt dabei nicht das Vampirgebiss, das ich erwartet hatte, sondern zwei ganz normale Zahnreihen. »Außer, wenn sie unrecht haben.«
    »Verstehe«, sagt Emma langsam, nachdem klar ist, dass das Shannons ganze Antwort war. »Wie viel Erfahrung hast du im Umgang mit Tieren?« Shannon schaut sie verständnislos an. »Daisy, der Hund deiner Mutter, war ein paar Mal hier.«
    »Ich habe ein Kaninchen, es heißt Angel«, entgegnet Shannon schließlich.
    Das ist mein erstes Einstellungsgespräch, und es ist komplizierter, als ich dachte. Ich bin mir nicht sicher, ob Emma auf diese Weise weiterkommt, also stelle ich selbst ein paar Fragen.
    »Was für ein Kaninchen ist es denn? Welche Rasse?«
    »Er hat Schlappohren. Keine Ahnung, was das für eine Rasse ist.«
    »Und womit fütterst du es?«
    »Mit Kaninchenfutter.«
    Ich verlange ja nicht von ihr, den detaillierten Ernährungsbedarf eines Kaninchens herunterzuleiern, aber ich hätte zumindest erwartet, es würde irgendwie ersichtlich, dass sie die Rückseite der Packung gelesen hat.
    »Hast du noch Fragen an uns, ehe ich dir die Praxis zeige?«, erkundigt sich Emma matt.
    »Äh, nein«, antwortet Shannon errötend, und ich sehe ihnen nach, als sie hinausgehen. Mit hängenden Schultern trottet Shannon hinter Emma her und scheint zu versuchen, möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn sie sich gerade halten würde, wäre sie noch ein paar Zentimeter größer als ich.
    Kann ich sie mir als Tierarzthelferin vorstellen? Sie wirkt furchtbar schüchtern, aber ich glaube, mit etwas Zeit und Ermutigung könnte ihr Selbstvertrauen wachsen. Im Blumenladen ihrer Mutter hat sie Erfahrung mit Kunden gesammelt,

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