Dann muss es Liebe sein
aufpasst, kommt das Baby noch zu früh.«
»Meine Ärztin sagt, ich könne so lange arbeiten, wie ich mich wohlfühle.«
»Du siehst aber nicht aus, als würdest du dich wohlfühlen.«
»Mein Bauch ist nur etwas aufgebläht – ich habe zu viele Zwiebeln gegessen.«
Ich verstumme und versuche, in seinem Gesicht zu lesen. Vielleicht übertreibe ich es gerade mit meinen Beschwichtigungen.
»Setz dich hin und leg die Füße hoch. Ich kann dich massieren, wenn du willst.«
»Ich gehe hier nicht weg«, protestiere ich. »Ich lasse Hal nicht allein, jedenfalls noch nicht.«
Alex bleibt noch eine Stunde, dann fährt er nach Hause, woraufhin Hal beschließt, dass es für ihn nun auch Zeit wird, nach Hause zu gehen. Er schnüffelt herum, seufzt ausdauernd, und nach kurzer Zeit beginnt er zu bellen. Als der Morgen dämmert, bellt er noch immer, und ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Ich bin nicht glücklich.
»Würdest du bitte endlich die Klappe halten«, flehe ich ihn an, aber er hört mich nicht. Sabas Welpen zu zeugen muss Hals letztes Aufbäumen gewesen sein. Er ist stocktaub, senil und inkontinent, und ich beginne mich zu fragen, ob es die richtige Entscheidung war, sein Bein wieder zusammenzuflicken und ihm das Leben zu retten. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass man seine Großtanten und Omas wegen solcher Gebrechen ja auch nicht gleich einschläfert.
Ich bemerke, dass Hals Zwinger mit Urin überflutet ist, also wische ich hinter ihm her und wechsle seine Unterlage. Außerdem gebe ich ihm eine kleine Schüssel Futter, das er so gierig verschlingt, als hätte er nie zuvor etwas zu fressen bekommen. Dann setze ich mich wieder hin und warte mit angehaltenem Atem. Eine Minute. Zwei Minuten. Das Bellen beginnt von Neuem. Als ich es nicht mehr länger aushalte, ergreife ich die Flucht und mache mir im Personalraum ein frühes Frühstück – Frances hat die Cornflakes- und Toastbrotvorräte aufgefüllt, nachdem ihr aufgefallen ist, dass ich gelegentlich über Nacht bleibe.
Während ich Orangensaft auf meine Cornflakes und Milch in ein Glas schütte, überschlage ich grob, wie lange Hal noch hierbleiben kann, bis er uns und unsere Nachbarn in den Wahnsinn getrieben hat.
»Er vermisst sein Rudel«, erkläre ich Shannon, als Hal ununterbrochen weiterbellt, sogar als sie hinten bei ihm im Käfigbereich ist und alles für die anstehenden Operationen vorbereitet.
»Vielleicht sollten Sie die anderen auch herholen, dann können sie ihm Gesellschaft leisten«, schlägt sie vor, was im Grunde gar keine so schlechte Idee wäre. Doch wie ich die Hunde des alten Fox-Gifford kenne, würden sie einfach mitbellen.
»Ich sollte den alten Kotzbrocken langsam mal anrufen und ihm verraten, dass sein Hund noch lebt«, sage ich mit einem strengen Blick auf Hal, der meine missbilligende Miene ignoriert und unbeirrt weiterbellt. »Das hast du jetzt nicht gehört, verstanden, Shannon.« Aber so, wie Alex’ Vater mich behandelt hat, fällt es mir schwer, respektvoll über ihn zu reden.
»Er war schon da«, entgegnet Shannon.
Ich sehe mein verzerrtes, stirnrunzelndes Spiegelbild auf dem rostfreien Stahl einer Käfigrückwand.
»Der alte Fox-Gifford war hier, um Hal zu besuchen«, erklärt sie. »Er hat ihm Kekse gegeben.«
»Wer hat ihn reingelassen? Du kennst doch die Regeln, Shannon. Kein Unbefugter hat hier hinten Zutritt, es sei denn, Emma oder ich erlauben es.«
»Er ist ja nicht direkt unbefugt«, gibt Shannon zu bedenken. »Schließlich ist er auch Tierarzt. Außerdem war ich das nicht – Frances hat ihn reingelassen.«
»Das hätte sie niemals …« Doch je länger ich darüber nachdenke, desto plausibler erscheint es mir. Frances hat früher in der Praxis im Talyton Manor gearbeitet, und offensichtlich ist sie ihrem alten Chef gegenüber noch immer loyal.
»Ach, und er hat mich gebeten, Ihnen auszurichten, Sie sollen ihn anrufen. Er will mit Ihnen reden.«
Ich seufze innerlich. Ich habe keine große Lust, mit ihm zu reden. Ihm fällt nur wieder etwas Neues ein, was er kritisieren oder worüber er sich beschweren könnte. Trotzdem rufe ich ihn in seiner Praxis an.
»Guten Morgen, Maz«, begrüßt er mich, und seine Stimme klingt erstaunlich herzlich. »Schade, dass ich Sie verpasst habe, als ich bei Ihnen war, um den alten Knaben zu besuchen. Ihre junge Assistentin sagte, er hat das ganze Haus zusammengebellt.«
»Er war vielleicht ein bisschen kommunikativ«, erwidere ich ausweichend, denn ich will auf
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