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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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schaue zu ihm auf. Er runzelt die Stirn.
    »Du kannst nicht mehr tun, als sie weiterhin zu unterstützen. Jede Beziehung hat ihre Höhen und Tiefen. Ich wette, irgendwann werdet ihr beide auf diese Phase zurückblicken und darüber lächeln.«
    »Manchmal klingst du wirklich wie ein alter Mann«, ziehe ich ihn auf. Ich genieße seine beruhigenden Worte, auch wenn ich sie nicht ganz glauben kann. »Böhnchen wird dich für seinen Opa halten.«
    »Seinen? Du hast gerade ›seinen‹ gesagt. Wieso glaubst du, Böhnchen sei ein Junge?«
    »Das glaube ich doch gar nicht – es kam einfach so raus. Eigentlich ist es Frances’ Schuld. Sie behauptet die ganze Zeit, es würde ein Junge. Es hat wohl irgendwas damit zu tun, wie das Baby liegt.«
    »Noch so ein Ammenmärchen.« Alex lächelt. »Hat sie es schon mit einem Faden probiert?«
    »Was ist das denn schon wieder?«
    »Ich zeige es dir, wenn wir hier fertig sind – wir können ein Stück Nähseide dazu nehmen.«
    »Die müsste in der Schublade beim restlichen Nahtmaterial sein.«
    »Ich weiß aber nicht, ob ich noch genau zusammenkriege, wie es funktioniert. Man hält den Faden über den Bauch und beobachtet, wie er sich dreht … Hast du eigentlich noch mal über das Babybett nachgedacht? Mutter hat danach gefragt …«
    »Wann soll ich denn noch Zeit gehabt haben, mir Gedanken über Babybetten zu machen?«
    »Im Grunde gibt es da ja auch nicht viel nachzudenken. Mutter sagt, wir können das alte aus dem Herrenhaus haben. Es war mein Bett, und später haben Lucie und Seb darin geschlafen. Es ist sehr praktisch.« Alex hält kurz inne. »Es sei denn, du willst ein neues.«
    Ich drücke einen Tupfer auf das Blut, das neben einem der Stifte in den Fragmenten von Hals Oberschenkelknochen heraussickert. Sollte mir das tatsächlich wichtig sein? Alex’ Schweigen fühlt sich an wie Kritik. Ich genüge seinen Erwartungen nicht.
    »Aber wir sollten vielleicht eine neue Matratze kaufen«, sagt er schließlich. »Ich nehme an, du willst das Bettzeug aussuchen. Vermutlich hast du klare Vorstellungen von den Farben und davon, ob du lieber Entchen oder Teddys als Dekoration möchtest.«
    Er verstärkt den Druck.
    »Die meisten Frauen …«, setzt er an, doch ich falle ihm ins Wort.
    »Ich bin aber nicht die meisten Frauen. Wie kannst du es wagen, mich mit diesen hohlköpfigen Weibern zu vergleichen, bei denen die Wickeltasche zum Buggy, zum Hochstühlchen und zum ganzen Rest passen muss.« Mein Ton ist schroffer als beabsichtigt, und ich bin mir plötzlich deutlich des ziehenden Schmerzes in meinem Becken bewusst. Aber ich kann mich einfach nicht für Babybetten und den ganzen anderen Krimskrams begeistern, den ein Neugeborenes zu brauchen scheint. Ich will dieses Baby nicht. Ich will nicht, dass ihm etwas zustößt – ich will es nur einfach nicht haben. Ich weiß genau, dass ich ihm gegenüber keinerlei mütterliche Gefühle entwickeln werde. Ich werde es ansehen und denken: Da geht mein Leben dahin …
    Alex seufzt. »Schon gut, tut mir leid, Maz. Ich besorge eine neue Matratze für das Bett.«
    Ich mache mich an die letzte Phase der Operation. Die Fraktur sieht ganz ordentlich aus, allerdings ist Hal noch lange nicht über den Berg. Es besteht ein hohes Infektionsrisiko: Die Stahlkugel hat Fell- und Hautfetzen ins Fleisch gepresst, und obwohl ich so viele wie möglich davon entfernt habe, sind sicher mikroskopisch kleine Fragmente zurückgeblieben. Ich komme zu dem Schluss, dass ich jetzt nichts weiter für Hal tun kann, außer ihn mit einer beheizbaren Unterlage, Rettungsdecke und Tropf in einen Zwinger zu legen und das Beste zu hoffen.
    »Was soll ich meinem Vater sagen?«, fragt Alex.
    »Meiner Meinung nach gar nichts.« Es ist lange nach Mitternacht, und ich knie vor der Zwingertür. »Er hat es verdient, noch ein bisschen im Ungewissen zu bleiben.«
    Grinsend streckt Alex eine Hand aus und hilft mir hoch, aber ich keuche, als der Schmerz erneut meinen Bauch erfasst wie eine Boa constrictor, die ihre Beute umschlingt. Ich bin so erledigt, als hätte ich nicht einen Hund operiert, sondern drei.
    »Alles okay, Maz?«
    »Hör schon auf, mich zu bemuttern, Alex. Mir geht’s gut.« Ich ringe mir ein Lächeln ab. »Das sind nur Braxton-Hicks-Kontraktionen, nicht der Ernstfall.«
    »Bist du sicher?«
    Ich nicke.
    »Das zeigt doch nur, dass du zu viel arbeitest«, sagt Alex streng. »Ich meine das ernst, Maz. Du kannst nicht bis zum bitteren Ende durcharbeiten. Wenn du nicht

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