Dann muss es Liebe sein
besprochen. Und der Pfarrer hat sich auch bereit erklärt, ein paar Worte zu sagen.«
»Sollen wir Ihnen helfen, ihn irgendwohin zu tragen?«, erkundige ich mich, und Mr Dyer schaut mich an.
»Sie in Ihrem Zustand und Ihre halbe Portion von einer Arzthelferin? Nein, ich hole einen der Jungen, der soll mir helfen.« Er verschwindet kurz und kommt mit einer großen Plastiktüte zurück. »Das ist für Sie, Maz.«
»Ein schönes Stück Schinken schmeckt doch jedem«, ergänzt Mrs Dyer. »Sie können damit ein Sandwich belegen oder essen ihn zu einem hart gekochten Ei, oder Sie erwärmen ihn und servieren ihn mit Petersiliensoße.«
Ich bin mir Shannons angewiderter Miene bewusst, als ich mich höflich bedanke. Das ist definitiv nicht der passende Moment, um für seine Prinzipien einzustehen. Ich kann den Schinken immer noch zwischen Emma und Frances aufteilen.
Als wir ins Otter House zurückkommen, bin ich mir nicht sicher, ob ich Hal tatsächlich heulen höre oder ob das Rauschen im Ohr noch von den vergangenen Nächten nachhallt. Ich habe in der Wohnung übernachtet, um ein Auge auf ihn zu haben. Alex ist von meinem Pflichtgefühl nicht übermäßig beeindruckt, aber – ich lächle still vor mich hin – es tut gut zu spüren, dass er mich vermisst.
»Das ist Hal«, bestätigt Shannon.
»Hat er die ganze Zeit gebellt, während wir weg waren?«, frage ich Frances, die mit dem Telefon in der einen und einem Stift in der anderen Hand hinter ihrem Tresen sitzt.
»Ein paar Nachbarn waren hier, um sich zu beschweren. Anscheinend haben sie beim Ordnungsamt angerufen, und die haben versprochen, so bald wie möglich jemanden vorbeizuschicken, um festzustellen, ob der Krach gegen die Lärmschutzverordnung verstößt.« Frances hält kurz inne, um Luft zu holen. »Wenn das der Fall ist, können sie verlangen, dass Sie den Missstand beseitigen, und das bedeutet, wenn Hal weiterbellt, droht Ihnen und Emma eine Strafe von bis zu zwanzigtausend Pfund, und die Praxis wird geschlossen.«
»Geschlossen?«
»Das haben sie gesagt. Ich habe im Internet recherchiert, und es stimmt. Sie können die Praxis schließen. Emma ist fuchsteufelswild.«
Das hat uns gerade noch gefehlt, denke ich und gehe mit Shannon nach hinten, wo Hal bellt wie gehabt. Der Zerstäuber verströmt nach wie vor erfolglos seine besänftigenden Hundepheromone. Eine Katze, die Emma in der Zwischenzeit aufgenommen hat, hat sich unter einer Unterlage verkrochen, und nur ihr ärgerlich zuckender Schwanz schaut noch darunter hervor.
»Halt jetzt endlich die Klappe, Hal«, schimpfe ich, doch Hal ignoriert mich. Ich werfe einen Blick auf die Patientenkarte, die an seinen Zwinger geklemmt ist. Seit heute Morgen hat er nichts bekommen außer einem Schmerzmittel und den Antibiotika. Ich tue es nicht gern, aber mir bleibt nichts anderes übrig, als ihn zu sedieren. Weil meine Trommelfelle schmerzen und ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hören kann. Weil es ihm selbst nicht guttut, wenn er sich immer wieder gegen die Gitterstäbe wirft. Weil er uns alle in den Wahnsinn treibt und es nicht infrage kommt, dass das Otter House seinetwegen geschlossen wird.
Vorsichtig gehe ich in die Knie, spritze ein wenig Beruhigungsmittel in Hals Infusionsbeutel und notiere es auf seiner Karteikarte. Dann schicke ich Shannon zu Emma und lasse ihr ausrichten, dass ich jetzt die Sprechstunde übernehmen könne, damit sie sich an die Operationen machen kann.
»Beeilt hast du dich ja nicht gerade«, murrt Emma, als wir einander im Flur begegnen. »Es ist wirklich nicht fair, dass du deine Schwangerschaft als Ausrede benutzt, um hier nur rumzutrödeln.«
Ich bleibe abrupt stehen, doch sie ist schon weg. Sie schlüpft in den Umkleideraum und zieht die Tür hinter sich zu. Ich habe nicht getrödelt. Ich reiße mich in Stücke, um diese Praxis offen zu halten.
Ich hole mir ein Glas Wasser und ein paar Kekse aus dem Personalraum und gehe mit vor Erschöpfung schweren Beinen zurück an den Empfang.
»Mrs Tarbarrel ist hier, Maz«, sagt Frances. »Einem der Kätzchen geht es nicht gut.«
Nachdem ich Mrs Tarbarrels Kätzchen untersucht und eine leichte Magenverstimmung diagnostiziert habe, schicke ich sie eine Viertelstunde später zu Frances an den Empfang, um zu bezahlen. Aber Frances ist nicht da.
»Maz, Maz! Kommen Sie, schnell!« Frances stürmt durch die hintere Tür ins Sprechzimmer, und im Bruchteil einer Sekunde erkenne ich, dass dies nicht einer ihrer üblichen hysterischen
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