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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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Negatoskop.
    »Mit deinem Metallbaukasten muss da doch was zu machen sein«, sagt Alex.
    »Ich werde in beide Enden des Knochens einen Stift einsetzen und diese dann mit einem weiteren Stift außerhalb der Haut verbinden, damit die Fragmente wieder zusammenwachsen können. Dann werde ich einen Verband anlegen, ihm Schmerzmittel und Antibiotika geben, ihn in einen Zwinger legen und das Beste hoffen. Aber es wird eine Weile dauern, ehe er wieder hübschen Hündinnen nachjagen kann.«
    »Soll ich dir assistieren?«
    »Ja, bitte. Ich möchte Shannon lieber nicht anrufen. Sie arbeitet schon so viel, seit Izzy weg ist. Sie ist müde.«
    »Du siehst auch fix und fertig aus, Maz. Ich hätte ihn nicht herbringen sollen.« Alex schüttelt den Kopf. »Ich hätte es einfach selbst versuchen sollen. Du gehörst ins Bett.«
    »Mir geht’s gut.« Die Vorbereitungen für Hals Operation jagen einen Adrenalinschub durch meinen Körper. Ich bin angespannt und frage mich, ob es mir wirklich gelingen wird, Hals Bein zu retten. Unter keinen Umständen könnte ich jetzt schlafen.
    Ich hole die Medikamente, die ich brauche, aus dem Schrank und mache mich daran, das zerschmetterte Bein wieder zusammenzufügen. Sofort geht es mir wieder besser. Ich arbeite gerne mit Alex zusammen. Ich mag das beruhigende, gleichmäßig seufzende Geräusch von Hals Atem. Was ich nicht mag, ist, wie mein Bauch beim Operieren gegen die Tischkante drückt, oder das Geräusch des Regens und die ständigen Warnungen auf Megadrive Radio, dass uns noch schlechteres Wetter bevorstehe. Aber bald bin ich so auf meine Arbeit konzentriert, dass ich nicht einmal bemerke, wie mir warmes Blut aus einer kleinen Arterie ins Gesicht spritzt, bevor Alex es mit einem feuchten Tupfer wegwischt.
    »Du warst bestimmt wieder den ganzen Tag auf den Beinen, was?«, fragt er sanft.
    Er hat recht. Das war ich, und wenn ich nicht noch meine OP -Kleidung und die blutigen Handschuhe trüge und auf der anderen Seite des Tisches stünde, würde ich in seinen Armen zusammenbrechen und einschlafen. Jawohl, einschlafen. Was ist bloß aus den leidenschaftlichen Nächten voll ungezügelter Lust geworden?
    »Versprich mir, dass du dich nicht überanstrengst – sowohl deinetwegen als auch wegen des Babys.«
    Ich antworte nicht. Wie soll ich ihm das Unmögliche versprechen?
    »Plant Emma einen weiteren Versuch zur künstlichen Befruchtung?«, erkundigt sich Alex.
    »Sie hat nichts davon gesagt.« Wie kann ich ihm erklären, dass ich sie nicht gefragt habe, weil Emma im Moment alles, was ich sage, in den falschen Hals kriegt. »Heute hat sie mir vorgeworfen, ihre Gefühle nicht ernst zu nehmen. Sie ist extrem reizbar. Ich mache mir Sorgen um sie. Sie hat sich in diese künstliche Befruchtung gestürzt, ohne sich die Zeit zu nehmen, um ihr Baby zu trauern …« Beim Gedanken an Emmas totes Kind steigt ein unerwartetes Schluchzen in meiner Kehle auf, aber ich dränge es zurück.
    »Nimm es dir nicht so zu Herzen, Maz«, sagt Alex.
    »Ich kann nicht anders. Ich dachte eigentlich, ich hätte es verarbeitet …«
    »Emma muss furchtbar deprimiert sein«, entgegnet Alex.
    »Das ist sie ganz sicher.« Shannon und Emma schleichen beide durch die Praxis, als seien sie kurz davor, sich die Pulsadern aufzuschneiden, und die Selbstmordrate bei Tierärzten gehört zu den höchsten unter Akademikern überhaupt. Liegt es an der Arbeit, die sie verrichten, an der engagierten, mitfühlenden Persönlichkeit, die man für diesen Beruf braucht, oder daran, dass die Mittel zum Suizid jederzeit greifbar sind?
    »War sie schon bei einem Arzt? Ich meine, einem anderen als Ben?«
    »Ich glaube nicht, und wenn er ihr etwas verschreiben würde, würde sie es nicht nehmen, aus Angst, es könnte ihrer Fruchtbarkeit schaden. Ich weiß, dass es irrational ist. Sie ist vollkommen verrückt geworden.« Ich beiße mir hinter der Maske auf die Lippen. Ich schmecke Blut, aber ich habe keine Ahnung, ob es meines ist oder das des Hundes. »Ich weiß nicht, wie lange ich noch mit ihr zusammenarbeiten kann, bis ich selbst verrückt werde.« Ständig muss ich darauf achten, dass sie keine Fehler macht, alberne Versehen wie etwa, eine Wurmkur für einen Labrador abzufüllen, deren Menge gerade einmal für einen Chihuahua ausgereicht hätte. Es hätte dem Hund nicht geschadet, aber geholfen hätte es auch nicht. Trotzdem muss ich immer daran denken, was im umgekehrten Fall passiert wäre.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Alex.« Ich

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