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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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den Maulkorb ab, und Izzy gibt mir einen Tubus, den ich in Petras Luftröhre schiebe und an den Schlauch des Narkosegeräts anschließe, ehe ich es einschalte. Mit Hilfe einer Spritze füllt Izzy die Tubusmanschette mit Luft. Alles läuft wie am Schnürchen, und ich frage mich, wie lange es wohl dauern wird, bis Shannon auch nur annähernd so erfahren und effizient ist wie Izzy.
    Bald stecke ich bis zu den Handgelenken in Petras Bauchhöhle und taste nach der Gebärmutter, während Izzy die Narkose überwacht und Shannon uns dabei zusieht. Izzy bemüht sich nach Kräften, ihren Schützling in die Geheimnisse des Kastrierens einzuweihen, doch Shannons Gesicht bleibt eine gleichgültige Maske. Zumindest hoffe ich, dass es nur eine Maske ist. Schwer zu sagen. Ihre Panda-Augen blicken zurückhaltend, und ihre blutleeren Lippen sind fest zusammengepresst.
    »Würdest du das Licht für mich zurechtrücken, Shannon?«, bitte ich sie, und sie sieht mich an, als hätte ich sie gebeten, die Operation selbst zu Ende zu führen.
    »Da ist ein Griff an der OP -Leuchte«, erläutert Izzy.
    Shannon hebt die Hand und neigt die Lampe so, dass ich Petras Inneres besser erkennen kann. Ich bedanke mich bei ihr, doch sie gähnt nur.
    »Ich hoffe, wir langweilen dich nicht«, bemerkt Izzy sarkastisch.
    »Unterleibschirurgie ist nicht gerade spannend für Zuschauer«, sage ich leichthin, allerdings bin ich auch der Meinung, wenn man gerade am Beginn seiner Laufbahn als Tierarzthelferin steht, könnte man zumindest so tun, als habe man ein gewisses Interesse an dem Vorgang. »Komm ein bisschen näher ran, Shannon. Aber fass ja nicht die Tücher an – die sind steril.«
    Ich gebe Shannon einen kurzen Überblick über den Fortpflanzungsapparat der Hündin, ein wahres Wunder der Natur, das mich immer wieder aufs Neue in Erstaunen versetzt, doch Shannon scheint meine Faszination nicht zu teilen. Ich weiß nicht, woran es liegt, dem cremigen Fett, das im grellen Licht glänzt, dem zarten Rosa der Gebärmutter selbst oder den pulsierenden Windungen der Blutgefäße, aber gerade steht sie noch neben mir und im nächsten Moment verschwindet sie aus meinem Blickfeld und sackt neben dem OP -Tisch zu Boden. Und auch meine Zuversicht fällt in sich zusammen, als vor meinem geistigen Auge Bilder von Shannon, die gespenstisch bleich in einem Krankenhausbett liegt, und einem Rudel Dobermänner von der Arbeitsschutzbehörde aufblitzen. Was habe ich getan?
    Izzy verlässt ihren Posten am Kopf der Hündin. Ich selbst kann nicht weg, denn ich bin an einem kritischen Punkt der Operation angelangt, also mache ich weiter. Ich entferne Petras Gebärmutter und Eierstöcke zusammen mit den daran hängenden Arterienklemmen, lasse das ganze Gebilde auf mein Instrumententablett fallen und wende mich wieder Petras Bauchhöhle zu, um die Gefäßstümpfe zu prüfen. Keine Blutungen. Alle Ligaturen halten.
    Ich sehe zu Izzy hinüber, die neben Shannon auf dem Boden kniet. »Ist alles in Ordnung mit ihr?«
    Shannon hebt eine Hand an ihre Schläfe und drückt mit ihren langen, blassen Fingern dagegen.
    »Ganz ruhig.« Hastig holt Izzy eine Käfigunterlage, rollt sie zusammen und schiebt sie unter Shannons Kopf. »Nein, versuch noch nicht aufzustehen.«
    »Was ist passiert?«, stammelt Shannon.
    »Du bist ohnmächtig geworden«, antwortet Izzy, während sie an den OP -Tisch zurückkehrt, und ihre Stimme klingt dabei nicht übermäßig mitfühlend.
    »Ich … äh … auf einmal war alles verschwommen …« Shannon stöhnt auf und hält sich eine Hand vor die Augen. »O Gott, ist das peinlich.«
    »Du wirst schon darüber hinwegkommen«, sagt Izzy.
    »Es tut mir so leid«, entschuldige ich mich. Shannons Miene erinnert mich an eine andere, vergleichbare Situation, die ich lieber aus meiner Erinnerung streichen würde. »Ich hätte es besser wissen sollen.« Ich löse die Klammern, die die Tücher mit ihrem bösartigen Griff an der Haut des Patienten fixieren – mit einer solchen Klammer zwickt man sich nur ein einziges Mal in den Finger – und lasse sie auf das Instrumententablett fallen. »Ich hätte dich erst bei ein paar kleineren Eingriffen zusehen lassen sollen, damit du dich daran gewöhnst. Es tut mir wirklich leid, Shannon.«
    Shannon murmelt eine Antwort, aber ich verstehe sie nicht.
    »Ich kann das nicht«, sagt sie lauter, nachdem ich sie aufgefordert habe, ihre Worte zu wiederholen.
    »Natürlich kannst du das«, entgegne ich. »Ich weiß genau, wie du dich

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