Dann muss es Liebe sein
sagt sie und ringt sich ein Lächeln ab. »Ich glaube, sie mag mich nicht.«
»Du musst sie irgendwie komisch angesehen haben«, entgegnet Clive, und seine Stimme kling hart wie Glas. Ich schaue ihn auch irgendwie komisch an, denn ich kann nicht glauben, dass er das ernst meint. »Du wärst auch ein bisschen empfindlich, wenn du gerade operiert worden wärst«, fährt er fort und streichelt Petras Kopf. »Sie ist ein wahrer Engel … Obwohl ich Robbie noch immer vermisse«, fügt er etwas schuldbewusst hinzu.
Clive musste Robbie, seinen pensionierten Polizeihund, letzten Sommer einschläfern lassen, weil dessen Hinterbeine lahm wurden, und nur durch sanfte Überredung und emotionale Erpressung konnte ich ihn davon überzeugen, Petra ein neues Zuhause zu geben.
»Petra kann nichts dafür, dass ihr Heiligenschein ab und zu verrutscht«, fährt er fort, doch mir fällt ein weiterer Vorfall ein, bei dem Petra unangemessen reagiert hat. Es war während der Brandnacht im letzten Sommer. Ich erinnere mich an den Klang der Sirenen, den stechenden Qualm, an Petra, die auf uns losgeht, als ich gemeinsam mit Izzy und Chris versuche, sie aus dem Anbau des brennenden Buttercross Cottage zu retten. Damals hatte ich ihre aggressive Reaktion auf ihre Angst zurückgeführt, und da sie nicht den besten Start ins Leben gehabt hatte, fand ich, sie hätte eine Chance verdient. Ich hoffte, bei Clive, der ein sehr erfahrener Hundehalter ist, würde sie Selbstvertrauen gewinnen und lernen, sich auf eine gesellschaftlich akzeptierte Weise zu verhalten.
Doch offenbar kann sie nicht aus ihrer Haut.
»Ich werde mit dem Verhaltenstherapeuten sprechen, mit dem wir zusammenarbeiten.« Ich hege wenig Hoffnung, dass eine Therapie Petras Verhalten ändern kann, aber einen Versuch ist es wert. »Haben Sie schon mal daran gedacht, ihr einen Maulkorb anzulegen, wenn sie bei Ihnen im Pub ist?«
»Sie braucht keinen Maulkorb. Oder einen verdammten Seelenklempner.« Clives Lachen trieft vor Sarkasmus.
Ich verstehe seine Reaktion. Ich habe seinen Stolz verletzt.
»Vergessen Sie nicht, wie schnell etwas passieren kann. Ein Kind läuft auf sie zu, oder jemand streckt ohne Vorwarnung die Hand nach ihr aus.«
»Ich vertraue ihr«, sagt Clive. »Ich kenne meine Hündin, und sie würde keiner Fliege etwas zuleide tun.«
Petra lässt ihren Herrn jetzt nicht mehr aus den Augen. Sie ist intelligent und treu, doch das reicht nicht. Schuldbewusstsein und Bedauern bohren sich wie ein Messer in mein Herz. Ich wünschte, ich hätte sie nie an einen neuen Besitzer weitervermittelt. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, sie gleich nach dem Feuer einzuschläfern. Es gab genügend andere Hunde. Es gibt noch immer andere Hunde. Hunderte, Tausende von ihnen warten in Tierheimen im ganzen Land sehnsüchtig auf ein neues Zuhause, und die meisten von ihnen sind freundlicher und vertrauenswürdiger als Petra.
»Es tut mir leid, Clive, aber Sie wissen selbst, dass das nicht stimmt. Ich kann diesen Vorfall nicht ignorieren, und Sie auch nicht.«
»Sie sind genau wie meine Frau«, entgegnet er verbittert. »Edie will, dass ich sie einschläfern lasse.«
»Ich sage ja gar nicht, dass Sie sie einschläfern lassen sollen …«
»Aber Sie meinen es, oder etwa nicht?«, fällt mir Clive ins Wort. »Erst zum Tierarzt mit ihr. Dann zum Seelenklempner. Haken Sie alle Formalitäten ab, um Ihr Gewissen zu beruhigen.« Seine Stimme bricht, und er kämpft mit den Tränen. »Von Ihnen hätte ich mehr erwartet, Maz Harwood. Ich dachte, die Tiere würden Ihnen wirklich etwas bedeuten.« Und er stürmt hinaus, ohne wie sonst vorne am Empfang stehen zu bleiben und noch ein wenig mit Frances zu plaudern. Sie bedeuten mir doch etwas, denke ich. Natürlich bedeuten sie mir etwas. Das Letzte, was ich will, ist, einen gesunden jungen Hund einzuschläfern.
Ich sehe zu Shannon hinüber. Sie ist leichenblass und zittert.
»Wie geht es dir?«, frage ich sie.
»Ich will nicht, dass Sie den Hund einschläfern, weil er auf mich losgegangen ist«, flüstert sie. »Das ist nicht fair.«
»Ich verstehe, wie du dich fühlst, aber ich kann dir nichts versprechen. Ich gebe Clive ein paar Stunden, dann rufe ich ihn an, um zu sehen, ob er sich wieder beruhigt hat, damit wir noch einmal darüber reden können.« Wenn Petra Shannon tatsächlich bis aufs Blut gebissen und Clive sich geweigert hätte zu kooperieren, wäre mir keine andere Wahl geblieben, als die Polizei einzuschalten und Petra als
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