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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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erfülltes Schweigen hängt zwischen uns. Alex wendet das Gesicht ab. Ich glaube, er weint auch.
    »Alex, schau mich an. Bitte«, flehe ich.
    »Ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, dich anzuschauen«, sagt er dumpf.
    Ich werde wütend. Verbitterung steigt in mir auf, weil er nicht einmal versuchen kann – oder will –, die Lage von meinem Standpunkt aus zu betrachten. Meine Stimme wird lauter.
    »Alex, ich lasse mich von dir nicht dazu erpressen, dieses Baby zu behalten.«
    »Wovon redest du da?«, fährt er mich an, und eines der Kinder beginnt zu weinen. »Jetzt sieh nur, was du angerichtet hast – du hast die Kinder aufgeweckt.«
    Abrupt steht Alex auf und geht nach oben. Der Inbegriff eines fürsorglichen Vaters. Und nun verstehe ich, warum er meine Beweggründe nicht nachvollziehen kann. Was habe ich denn erwartet? Dass er sagt: Klar, ist mir recht, lass uns einfach weitermachen so wie bisher …?
    Ich höre seine leise Stimme, als er beruhigend auf eines der Kinder – Lucie, glaube ich – einspricht, bis es wieder einschläft. Ich warte darauf, dass er zurückkommt, horche auf seine leisen Schritte auf der Treppe, doch als er schließlich wieder nach unten kommt, geht er schleppend. Er ist nicht mehr der gleiche Mann wie vorhin, seine Augen sind dunkel und grüblerisch, seine Seele ist verschlossen. Er setzt sich so weit wie möglich von mir entfernt auf die Sofakante und starrt unverwandt in den leeren Kamin. Ich rücke näher an ihn heran und lege eine Hand auf seinen Arm, aber er streift mich ab wie eine lästige Bremse.
    »Soll ich dir etwas zu trinken holen?«, frage ich. »Ich kann Teewasser heiß machen.«
    »Ich will nichts.«
    Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Seine Reaktion verrät mir, dass ich schon zu viel gesagt habe, aber was hätte ich denn tun sollen? Ihm etwas vormachen? Das Kind abtreiben lassen und es ihm anschließend sagen, oder das Kind abtreiben lassen und ihm überhaupt nichts davon erzählen? Männer! Ich verstehe sie nicht. Warum muss Alex alles noch komplizierter machen? Mich betrifft das doch genauso. Es ist auch für mich nicht leicht, und ich will ja nur, dass er mich in den Arm nimmt und mir sagt, dass alles gut wird. Langsam stehe ich auf und reibe mit den Handflächen über meine Schenkel.
    »Ich gehe dann mal nach Hause«, verkünde ich und erwarte, dass er sagt: Nein, sei nicht albern, Maz, lass uns in Ruhe über alles reden. Aber dann passiert das Allerschlimmste, etwas, womit ich niemals gerechnet hätte. Ein Schluchzen steigt in meiner Kehle auf. Er macht keine Anstalten, mich aufzuhalten.

10
    Tosende See
    »Hallo, Maz.« Ausgelassen wie ein junger Welpe hüpft Izzy auf mich zu, als ich mich am Montagmorgen auf die Station schleppe. Seit ich am Samstagabend von Alex weggegangen bin, habe ich weder etwas gegessen noch geschlafen. Zusätzlich zu meiner Morgenübelkeit verspüre ich einen anhaltenden Druck in der Brust und stechende Schmerzen hinter den Augen vom vielen Weinen, weil Alex auf meine Anrufe und SMS nicht reagiert hat. Ich gerate allmählich in Panik. Habe ich ihn etwa so sehr verletzt, dass er nie wieder etwas mit mir zu tun haben will?
    »Du siehst ein bisschen mitgenommen aus, Maz«, sagt Emma fröhlich. Vor ihr auf dem Tisch liegt ein zur Kugel zusammengerollter Igel.
    »Sind Sie runtergefallen?«, erkundigt sich Izzy.
    Ich zögere und frage mich, was um alles in der Welt sie meint, doch dann fällt es mir wieder ein.
    Ich schüttele den Kopf, doch ich sehe, dass Izzy auf mehr Einzelheiten hofft.
    »Ich habe Muskeln an mir entdeckt, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie habe, aber alles in allem lief es besser, als ich erwartet hatte.« Erwartet? Warum führt mich alles, was ich sage, tue und denke, zurück zum Thema Schwangerschaft?
    »O Gott, ich ahne Schreckliches«, mischt sich Emma ein, und ich frage mich, warum sie mir nicht ansieht, dass ich mit den Nerven am Ende bin. Früher hat sie immer sofort gemerkt, wenn mit mir etwas nicht stimmte. »Bald reitest du beim Grand National mit.«
    »Ich glaube nicht, dass ich es noch einmal versuchen werde.«
    »Da wird Alex aber enttäuscht sein. Träumt er nicht davon, wie ihr beide zusammen in den Sonnenuntergang reitet?«
    »Das glaube ich kaum«, entgegne ich leise und halte die Tränen zurück, als ich mir vorstelle, wie Alex ohne mich in den Sonnenuntergang davonreitet. Ehe ich komplett zusammenbreche und mich in ein flennendes Wrack verwandle, wechsle ich lieber das Thema. »Wie

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