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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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Nervosität krampft sich mein Herz zusammen, und meine Finger zittern. Es wäre so einfach, alles zu verdrängen, abzuwinken und zu sagen: Ach, nichts, lass uns ins Bett gehen. Aber das kann ich nicht. Es wird nicht einfach von selbst verschwinden. Ich atme tief ein.
    »Ich bin schwanger«, platze ich heraus und bleibe danach reglos sitzen und warte auf seine Reaktion.
    »Du bekommst ein Baby von mir?«, hakt Alex schließlich nah.
    »Natürlich von dir. Es war nicht die unbefleckte Empfängnis.« Dann dämmert mir allerdings, dass er womöglich das Schlimmste denkt. »Du glaubst doch wohl nicht etwa, dass ich in der Gegend rumgeschlafen hätte? Klar, ich hatte ja auch so wahnsinnig viele Gelegenheiten dazu«, füge ich hinzu, und meine Stimme klingt kalt und sarkastisch, obwohl es in meinem Inneren ganz anders aussieht, nämlich heiß, verletzt und voller Trauer.
    »Schon gut. Ich wollte damit nicht andeuten … Ich bin nur, na ja, überrascht. Ich dachte …« Alex runzelt die Stirn. »Du hast doch gesagt, du nimmst die Pille.«
    »Ich nehme ja auch die Pille.«
    Er hebt meine kraftlosen Hände vor sein Gesicht.
    »Na ja, so was passiert.« Er seufzt, dann ringt er sich ein winziges Lächeln ab. »Trotzdem ist es ein kleiner Schock – normalerweise passieren Kinder mir nicht einfach.«
    »Es war am Neujahrstag«, erkläre ich schuldbewusst. »Ich habe vergessen, sie zu nehmen. Ich dachte, das wäre schon nicht so schlimm.«
    »Du dachtest, du würdest ungeschoren davonkommen?«
    Glaubt er mir? Oder glaubt er, ich hätte es mit Absicht getan, um ihn in die Falle zu locken? Mein Herz schlägt dumpf in der Ferne, irgendwo außerhalb meines Körpers, während ich darauf warte, dass er weiterspricht.
    »Aber ehrlich gesagt bin ich ziemlich erleichtert«, erwidert er schließlich.
    »Erleichtert?«, rufe ich. »Das ist eine Katastrophe.«
    »Na ja, so schlimm ist es auch wieder nicht, Maz. Ich dachte schon, du wolltest mit mir Schluss machen. Jetzt verstehe ich, warum du in letzter Zeit so müde und unausstehlich warst.« Ich will widersprechen, doch er bringt mich mit einem eindringlichen Blick zum Schweigen. Dann lächelt er.
    »Du hast ja recht.« Ich lächle schwach zurück. »Ich war in letzter Zeit nicht gerade bester Laune. Das liegt vermutlich an den Hormonen«, füge ich leise hinzu.
    »Das schaffen wir schon, Maz. Irgendwann hätten wir wahrscheinlich sowieso Kinder bekommen …« Alex redet und redet, und ich versuche, ihn zu unterbrechen, um ihm klarzumachen, dass er mich missverstanden hat.
    »Alex, hör mir zu«, sage ich verzweifelt, »das ist alles meine Schuld.«
    »Halbe-halbe. So funktioniert das meistens.« Mittlerweile sieht er ziemlich selbstzufrieden aus. Der Superhengst. »Ich kann es kaum erwarten, allen davon zu erzählen: Lucie, Sebastian, meinen Eltern. O Maz, das ist die beste Neuigkeit, die ich je bekommen habe.«
    »Alex, es tut mir so leid …«, stammele ich, doch er hört mir nicht zu.
    »Wir werden ein paar Sachen ändern müssen«, fährt er aufgeregt fort. »Wir brauchen ein Kinderzimmer, eine Nanny.«
    Ich löse meine Finger aus seinem Griff und ziehe die Hände weg.
    »Nein, Alex«, unterbreche ich seinen Redeschwall.
    »Wir brauchen aber eine Nanny, wenn du weiter arbeiten willst.«
    »Nein, Alex. So läuft das nicht …« Ich halte kurz inne und ringe nach Atem. »Ich werde es nicht bekommen.«
    Er starrt mich verständnislos an, und es fühlt sich an, als fiele ich ohne Fallschirm vom Himmel. Ich weiß nicht, was schlimmer ist, der Schmerz darüber, mein Vorhaben in Worte fassen zu müssen und es laut ausgesprochen zu hören, oder die Enttäuschung darüber, dass Alex keine Ahnung zu haben scheint, wieso ich diese Entscheidung treffen musste. Ich dachte, wir wären Seelenverwandte.
    »Ich lasse es wegmachen«, erkläre ich unumwunden.
    Endlich versteht er mich. Seine Augen werden wässrig vor Schmerz, wie die eines Hirschs, der am Straßenrand stirbt. Ich kann ihm nicht länger ins Gesicht sehen, denn zu wissen, dass ich ihm wehgetan habe, tut mir selbst weh. Unglücklich starre ich auf einen losen Faden am Ärmel meines Pullovers, heiße Tränen laufen mir über die Wangen, und ich schmecke Salz auf meinen Lippen. Ich packe den Faden mit zwei Fingern, reiße ihn ab und flüstere: »Ich will es nicht. Ich will kein Baby.« Der Faden rollt sich zusammen. Ich werfe ihn weg, aber meine Verzweiflung werde ich nicht so einfach los. Was habe ich getan?
    Ein von ungestellten Fragen

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