Dann muss es Liebe sein
– den päppelt Frances bis heute in einem Auslauf in ihrem Garten auf.
»Meine Großmutter hat tote Igel immer mit nach Hause genommen«, erzählt Alex, als wir weiterfahren. »Sie gehörte noch zur ›Spare in der Zeit, dann hast du in der Not‹-Generation.«
»Was hat sie denn mit ihnen gemacht?« Vor meinem geistigen Auge tauchen Vol-au-vents mit einer Füllung aus Straßenverkehrsopfern auf. »Nein, sag es nicht. Ich will es lieber nicht wissen.«
»Sie band sie an Stangen und schlug damit beim Training gegen die Beine der Pferde, damit sie höher sprangen – die haben bei der Jagd nie die Beine hängen lassen, das hätten sie sich nie getraut.«
Nicht zum ersten Mal mache ich mir Sorgen um die Erbmasse unseres Babys.
Ich schaue aus dem Fenster auf die sich wandelnde Landschaft: die ersten Weißdornblüten in den Hecken, leuchtend gelbes Schöllkraut und blassere Schlüsselblumen unter verkrümmten Eichen, das helle Frühlingslaub der Bäume.
»Ich liebe diese Jahreszeit«, sagt Alex, als könnte er meine Gedanken lesen.
Vor dem Talymill Inn stellt er den Wagen am Straßenrand ab – der Parkplatz ist voll von Autos, Wohnmobilen, Geländewagen, einem Traktor und einem Löschfahrzeug der Feuerwehr.
»Haben die Enten keine Angst vor den vielen Leuten?« Ich nehme meine Handtasche aus dem Fußraum, wo gebrauchte Spritzen und Süßigkeitenverpackungen rascheln, und steige aus.
»Sie sind daran gewöhnt.« Alex geht an den Kofferraum und sucht einen Pullover. Die Sonne scheint zwar, aber ein kühler Wind überzieht meine Arme trotz der Jacke mit Gänsehaut.
»Ich verstehe nicht, warum sie nicht einfach wegfliegen«, erwidere ich und denke daran zurück, wie der Captain die Flügel ausbreitete, als wollte er sich vom Dach des Otter House in die Lüfte schwingen. »Wo gehen wir jetzt hin?«
»Sollen wir uns etwas zu essen holen?«, schlägt Alex vor.
»Aber du hast doch gesagt, du hättest es eilig.«
»Für etwas zu essen reicht die Zeit noch.«
Wir gehen nach drinnen und bestellen.
Clive und seine Frau haben ihre gesamten Ersparnisse in die Renovierung des Pubs und des Außengeländes gesteckt. Im Biergarten hinter der Mühle setze ich mich mit Alex an einen der Picknicktische auf dem sanft zum Fluss hin abfallenden Rasen und bewundere das Ergebnis ihrer Arbeit. Auch das Essen ist gut. Alex isst einen Ploughman’s Lunch, und ich hatte plötzlich unbändigen Appetit auf Pommes mit Senf.
Drew ist da, obwohl er an diesem Wochenende Notdienst hat. Er ist umringt von einem Schwarm Teenager: Shannon und ihren Freundinnen. Und auch Izzy ist gekommen. Sie sitzt näher beim Wasser auf einer Decke unter einer Trauerweide und winkt mir zu. Als ich zurückwinke, sehe ich, wie ein Mann Mitte vierzig mit blonden Locken und muskelbepacktem Körper in Jeans und einem khakifarbenen Hemd auf sie zugeht. Es ist Chris, der Schafzüchter, ihr Verlobter.
Er kniet neben Izzy nieder und gibt ihr ein Glas Wein, ehe er sie auf den Nacken küsst. Sie sieht ihn liebevoll an, dann flüstert er ihr etwas ins Ohr, was sie zum Lachen bringt, und ich beneide sie darum, dass sie so offensichtlich verliebt sind und sich – ich schaue etwas verbittert hinunter auf meinen Bauch – keinerlei Gedanken darum zu machen brauchen, ein Kind auf die Welt zu bringen.
Ich verstehe, warum Emma nicht mitkommen wollte. Ich habe sie gefragt, aber sie hat gesagt, sie würde lieber mit Ben und Miff einen ausgedehnten Spaziergang am Strand unternehmen. Hier sind überall Babys in Kinderwagen und Rückentragen, und größere Kinder bevölkern die grob zusammengezimmerten Gerüste auf dem kleinen Spielplatz in sicherer Entfernung zum Wasser.
Ein paar Feuerwehrleute – die gleichen, die mich in die Lüfte gehoben haben, um den Captain zu retten – bauen einen Tisch mit einem Transparent darüber auf.
Talytoner Entenrennen. Kaufen Sie hier Ihre Ente. Alle Einnahmen werden für wohltätige Zwecke gespendet. Dieses Jahr: Jacky’s Day Out und SANDS .
(Jacky’s Day Out ist eine wohltätige Organisation, die kranken Kindern Ausflüge ermöglicht. Und SANDS , die Stillborn and Neonatal Death Society, kümmert sich um Familien, deren Kinder vor oder kurz nach der Geburt gestorben sind – ich habe ihr im Gedenken an Emmas Baby eine kleine Spende überwiesen.)
Weitere Feuerwehrmänner paddeln in Neoprenanzügen und Wathosen über den Fluss, um ein Netz von einem Ufer zum anderen zu spannen und ein Schild mit der Aufschrift »Ziel« aufzuhängen. Kurz
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