Dann muss es Liebe sein
donnert der alte Fox-Gifford und wendet sich Alex zu. »Sohn, uns sind Gerüchte zu Ohren gekommen, üble Gerüchte. Und wir wollen jetzt von dir hören, dass nichts Wahres daran ist.«
»Ich bezahle euch die Enten«, sagt Alex hastig. Er zieht sein Portemonnaie aus der Tasche und gibt es Lucie.
»Lauf schon, Lucie, Liebes«, sagt Sophia, »und nimm deinen Bruder mit. Wir müssen uns kurz mit deinem Vater unterhalten. Er ist uns in letzter Zeit aus dem Weg gegangen.«
»Ganz recht. Dein Erbe kannst du vergessen, wenn das so weitergeht«, poltert der alte Fox-Gifford und nimmt seine Sherlock-Holmes-Mütze ab. Dicke Adern pulsieren an seinen Schläfen.
»Du weißt, wie wichtig deinem Vater der gute Ruf der Familie ist«, bemerkt Sophia. Sie sieht überallhin, nur nicht zu mir, und es ärgert mich, dass sie in Gegenwart der Kinder so unhöflich zu mir ist. Es ist schwer genug, ihren Respekt zu gewinnen, auch ohne dass ihre Großmutter mich ständig sabotiert. Ich schaue zu Lucie hinüber, die mit Alex’ Portemonnaie in der einen Hand und Sebs Hand in der anderen dasteht und das Gespräch der Erwachsenen offensichtlich sehr viel spannender findet als die Aussicht, Enten zu kaufen.
»Frances behauptet, Madge sei schwanger«, erklärt Sophia unverblümt.
»Frances?« Alex blickt mich an.
»Sie hat es mir angesehen«, antworte ich. »Wahrscheinlich ist es ihr rausgerutscht.« Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es absichtlich verraten hat, trotzdem kann ich nicht behaupten, dass ich darüber sehr erfreut wäre.
»Es genügt wohl, wenn ich sage, dass wir strikt dagegen sind«, fährt Sophia fort.
Ich versuche, mir nichts daraus zu machen. Ich wusste doch, wie Alex’ Eltern reagieren würden. Ich frage mich, wie er es mit ihnen aushält. Ich an seiner Stelle hätte mich gleich nach der Geburt von ihnen losgesagt.
»Tja, nichts, was du tust oder sagst, wird daran etwas ändern, Mutter.« Gelassen zieht Alex die Beine zur Seite, als sein Vater mit seinem Stock auf den Tisch schlägt.
»Das war’s«, brüllt er. »Mein gesamter Besitz geht direkt an die Enkel.«
»Deine gesamten Schulden, meinst du wohl«, erwidert Alex mit einem leisen Lächeln auf den Lippen. »Vater, hör bitte auf, dich lächerlich zu machen«, fügt er müde hinzu. »Meine zauberhafte Freundin« – mit diesen Worten nimmt er meine Hand und drückt sie zärtlich – »ist schwanger, und wir freuen uns beide sehr auf unser Kind.«
»Dann willst du sie also nicht heiraten?« Sophia klammert sich an den Arm ihres Mannes und schaut zum Himmel auf, als schicke sie ein stilles Gebet zum Herrn.
»Wir haben nicht vor zu heiraten«, erklärt Alex.
»Wenigstens das bleibt uns erspart …«
»Jedenfalls noch nicht«, fällt ihr Alex ins Wort.
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du bei der da die Anstandsnummer durchziehen musst«, knurrt der alte Fox-Gifford. Er stützt sich auf seinen Stock und mustert mich von Kopf bis Fuß, als sei ich eine Färse.
»Was wollen Sie damit sagen?«, entgegne ich fassungslos.
»Die ist nicht gut genug für dich, Alexander. Sie hat schlechtes Blut. Sieh sie dir nur mal an – wie soll die einen Fox-Gifford austragen? Das ist doch kein Becken, um ein Kind zur Welt zu bringen – sie hat eine Figur wie ein junger Kerl.«
»Das geht Sie überhaupt nichts an«, versetze ich wütend, doch Alex springt auf und stellt sich zwischen mich und seine Eltern.
»Du bigotter alter Narr!«, schimpft er, und seine Stimme klingt vor Zorn angespannt. »Du entschuldigst dich auf der Stelle bei Maz, sonst … sonst …« Er ballt die Fäuste. »Wenn du kein alter, kranker Mann wärst, würde ich dir eine ordentliche Tracht Prügel verpassen.«
Der alte Fox-Gifford hebt den Stock über seinen Kopf, und ich fürchte schon, er würde Alex damit schlagen, als Sophia einschreitet.
»Nimm sofort den Stock runter, Fox-Gifford«, fordert sie ihn auf. »Die Leute schauen schon.«
Sie hat recht. Aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, dass sich ein Halbkreis um uns gebildet hat und die Einwohner von Talyton St. George gespannt zusehen und zuhören. Sophia nimmt ihren Mann beim Arm und fährt gelassen fort: »Noch ein Baby … Ich hoffe, du erwartest nicht, dass ich mich auch noch darum kümmere. Mit Lucie und Seb habe ich das Meinige getan.«
»Das beruhigt mich«, entgegne ich. »Das Letzte, was ich will, ist, dass jemand mein Kind mit Fleisch vollstopft, ihm Rizinusöl verabreicht und es auf ein Pferd setzt, bevor es überhaupt
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