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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Platschen. Eine andere Mutter führt ihren Sohn durch die Menge zu dem Schlamassel (offensichtlich eine Wassermelone, deren Kerne entfernt worden sind), deutet darauf und sagt: »Das wird auch
mit dir passieren, wenn du böse bist!« Das ist ein kranker
Witz, wie der mit der Wagenladung toter Babys - oder der
über die Kinder im Wald, den wir »Hänsel und Gretel« nennen.
Der mythische Horror-Film muß - wie der kranke Witz eine schmutzige Aufgabe erledigen. Er spricht absichtlich
alles in uns an, was schlecht ist. Er ist entfesselte Morbidität,
die Freisetzung unserer grundlegendsten Instinkte, die Umsetzung unserer übelsten Phantasien …, und alles spielt sich
angemessenerweise im Dunkeln ab. Aus diesem Grund
scheuen gute Liberale häufig vor dem Horror-Film zurück.
Ich selbst sehe gerne die aggressivsten von allen Dawn of
the Dead zum Beispiel - als diejenigen an, die eine Falltür im
zivilisierten Großhirn öffnen und den hungrigen Alligatoren,
die in dem unterirdischen Fluß darunter herumschwimmen,
einen Korb rohes Fleisch zuwerfen.
Weshalb die Mühe? Weil das verhindert, daß sie herauskommen, Mann.
Es hält sie da unten und mich da oben. »All you need is
love«, haben Lennon und McCartney gesagt, und dem
stimme ich zu. Solange man die Alligatoren füttert.
9
     
Und nun etwas von dem Dichter Kenneth Patchen. Es
stammt aus seinem schmalen, klugen Buch But Even So:
    Komm jetzt, mein Kind,
wenn wir vorhätten
dir weh zu tun, glaubst du
wir würden hier lauern,
neben dem Weg
im dunkelsten Teil
des Waldes?
    Das ist die Stimmung, welche die besten Filme des mythischen »Märchen-Horror« in uns erzeugen, und das deutet
auch darauf hin, daß es unter der Ebene simpler Morbidität
und simpler Aggression eine letzte Ebene gibt, wo der Horror-Film seine ausgeprägteste Arbeit tut. Und das ist gut für
uns, denn ohne sie wäre die menschliche Phantasie ein armseliges, herabgewürdigtes Ding, das bezüglich Horror nichts
anderes brauchen würde als solche Sachen wie LastHouse on
the Left (dt: Das letzte Haus links) und Friday the 13th. Der
Horror-Film hat die Absicht, uns weh zu tun, und deshalb lauert er auch dort, im dunkelsten Teil des Waldes. Auf dieser
grundlegendsten Ebene albert der Horror-Film nicht herum:
Er will Sie. Wenn er Sie erst einmal auf die Ebene kindlicher
Erwartung und kindlichen Standpunkts gebracht hat, wird er
anfangen, eine oder mehrere sehr einfache harmonische Melodien zu spielen - die größte Einschränkung (und damit die
größte Herausforderung) der Horror-Form ist ihre Striktheit.
Die Dinge, die Menschen im Innersten Angst machen, lassen
sich auf eine Handvoll reduzieren. Und wenn das erst einmal
geschehen ist, dann werden Analysen, wie ich sie auf den vorhergehenden Seiten angestellt habe, unmöglich …, und
selbst wenn sie möglich wären, wären sie irrelevant. Man
kann den Effekt benennen, und damit ist die Sache erledigt.
Versuchen, weiter zu gehen, ist so vergeblich, als wollte man
versuchen, eine Primzahl durch zwei zu teilen und ein glattes
Ergebnis zu erhalten. Aber der Effekt könnte ausreichend
sein; es gibt Filme, wie Brownings Freaks, die die Macht
haben, uns zu Glibber zu reduzieren, so daß wir zu uns selbst
murmeln (oder wimmern): »Bitte laß es vorbei sein«; das
sind Filme, die uns in ihrem Bann halten trotz unserer größten Bemühungen, einschließlich des Rezitierens der den Zauber am besten brechenden Formel: »Es ist doch nur ein
Film.« Und sie alle können mit der wunderbaren Märcheneinführung eröffnet werden: »Es war einmal.«
    Bevor wir weitermachen, habe ich ein kleines Quiz für Sie.
Holen Sie sich ein Blatt Papier und etwas zu schreiben, und
halten Sie Ihre Antworten fest. Zwanzig Fragen. Geben Sie
sich fünf Punkte pro Frage. Und wenn Sie unter siebzig Punkten bleiben, dann sollten Sie zurückblättern und ein paar Studien in echten Angstfilmen anstellen …, denjenigen, die uns
Angst machen, weil sie uns eben Angst machen.
    Fertig? Okay. Nennen Sie die Titel dieser Filme:
1. Es war einmal der Ehemann der bekanntesten blinden
Frau der Welt, der eine Weile weggehen mußte (um einen
Drachen zu töten oder so etwas), und während ihr Mann weg
war, kam sie ein böser Mann namens Harry Roat aus Scarsdale besuchen.
2. Es waren einmal drei Babysitter, die gemeinsam in der
Halloween-Nacht ausgingen, und an Allerheiligen war nur
noch einer von ihnen am Leben.
3. Es war einmal eine Frau, die Geld gestohlen hatte und
einen nicht so fröhlichen Abend in

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