Danse Macabre
wollen (oder die Gestalt unter dem Leichentuch, um einen Vergleich aus der Einführung zu meiner Kurzgeschichtensammlung zu verwenden) …, aber nicht so, wie
ein Erwachsener sie ansehen würde. Vergessen Sie die philosophischen Implikationen vom Tod oder die religiösen Möglichkeiten des Lebens nach dem Tod. Lassen Sie uns Kinder
sein, die sich als Pathologen verkleiden. Wir werden uns vielleicht an den Händen halten, wie Kinder in einem Kreis, und
ein Lied singen, das wir alle in unseren Herzen kennen: Die
Zeit ist kurz, niemandem geht es wirklich gut, das Leben geht
schnell vorbei, und tot ist tot.
Omega, singt der Horror-Film mit der Stimme dieser Kinder. Hier ist das Ende. Doch der endgültige Subtext, der
unter allen guten Horror-Filmen liegt, ist der: Aber noch
nicht. Diesesmal nicht. Denn in letzter Instanz ist der HorrorFilm ein Feiern derer, die wissen, daß sie den Tod untersuchen
können, weil er noch nicht in ihren eigenen Herzen wohnt.
VII DER HORROR-FILM ALS
BILLIGFRASS
1
M
ittlerweile werden sich ernsthafte Horror-Fans unbehaglich fragen, ob ich den Verstand verloren habe immer vorausgesetzt, ich hatte überhaupt einen. Ich habe ein
paar (sehr wenige, das stimmt, aber immerhin ein paar) gute
Worte über Amityville Horror sagen können, und ich habe
auch Prophecy, das normalerweise als schrecklicher HorrorFilm betrachtet wird, in einem nicht gerade unvorteilhaften
Licht erscheinen lassen. Wenn Sie zu diesen Unbehaglichen
gehören, dann muß ich Ihr Gefühl noch verstärken, indem
ich Ihnen verrate, daß ich in einem späteren Kapitel viel
Gutes über den Engländer James Herbert zu sagen habe, den
Autor von Romanen wie The Rats, The Fog und The Survivor
- aber das ist ein anderer Fall, denn Herbert ist kein schlechter Romancier, er wird nur von Fantasy-Fans, die seine Bücher nicht gelesen haben, als einer betrachtet.
Ich will keine Lanze für schlechte Filme brechen, aber
wenn man zwanzig Jahre Horror-Filme angesehen und im
Dreck der B-Filme nach Diamanten (oder wenigstens Dia mantensplittern) gesucht hat, wird einem klar, daß man fertig
ist, wenn man sich seinen Humor nicht bewahrt. Man fängt
auch an, die Muster zu sehen und zu schätzen, wenn man sie
findet.
An dieser Stelle ist noch etwas zu sagen, und ich finde, ich
sollte es Ihnen kurz und schmerzlos vor den Latz ballern:
Wenn man sich genügend Horror-Filme angesehen hat, dann
fängt man an, Gefallen an den wirklich beschissenen zu finden. Filme, die einfach nur schlecht sind (wie The Comeback [dt: Zeuge des Wahnsinns). Jack Jones’ übler Abstecher ins
Genre des Horror-Films kann man ungeduldig abtun, ohne
noch einmal zurückzusehen. Aber echte Fans des Genres
erinnern sich mit so etwas wie aufrichtiger Liebe an The Brain
from Planet Arous (dt: Die Augen des Satans). (Es kam von
einer anderen Welt und hatte EIN UNSTILLBARES VERLANGEN
NACH ERDENFRAUEN !) Es ist die Liebe, die man für ein minderbemitteltes Kind reserviert, zugegeben, aber Liebe ist
Liebe, oder?
Lassen Sie mich diesbezüglich eine Besprechung aus The
Castle of Frankenstein ‘s TV-Filmführer zitieren - in ihrer vollen glorreichen Länge. Der Filmführer wurde in der Zeitschrift in unregelmäßigen Abständen gebracht, und zwar bis
zu dem Tag, an dem Calvin Becks bemerkenswerte Zeitschrift das Erscheinen einstellte. Diese Besprechung stammt
sogar aus der letzten Folge des Filmführers, die in der letzten
Ausgabe von C of F(Nr. 24) erschien. Folgendes hat ein ungenannter Kritiker (wahrscheinlich Beck selbst) über den Film Robot Monster aus dem Jahre 1953 zu sagen:
Eine Handvoll Filme wie dieser sind es, die diese unsägliche Arbeit des Auflistens [gemeint ist der Filmführer
selbst] zu etwas machen, auf das man sich freuen kann.
Dieses lächerliche Juwel, das sicher zu den besten schrecklichen Filmen gehört, die je gedreht worden sind, präsentiert die wirtschaftlichste Invasion aus dem All, die jemals
in Filmen stattgefunden hat: ein (1) Ro-Man Invasor, der
aus a) einem Gorillaanzug, b) einem Taucherhelm mit Antennen besteht. Ro-Man, der sich mit seiner außerirdischen Blubber-Maschine (nein, wir sind hier nicht sarkastisch: Es handelt sich tatsächlich um ein »außerirdisches«
2-Weg-Funk/Fernseh-Ding, bestehend aus einem alten
Kurzwellenfunkgerät aus Kriegsbeständen, das auf einem
kleinen Küchentisch steht und Lawrence-Welk-ähnliches
Blubbern von sich gibt) in einer der bekannteren Höhlen
von Hollywood versteckt, versucht, die letzten sechs noch
lebenden
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