Danse Macabre
schreiben, erweckt
den Wunsch in mir, hinauszugehen und ihn mir zum vierten
(und vielleicht sogar zum fünften) Mal anzusehen. Ich habe
erwähnt, daß man anfängt, Muster in Horror-Filmen zu
sehen und schätzen zu lernen. Diese Muster sind manchmal
so stilisiert wie die Bewegungen in einem japanischen No Spiel oder Szenen aus einem Western von John Ford. Und Prophecy ist ebenso sicher ein Rückfall in den Horror-Film
der fünfziger Jahre, wie die Sex Pistols - und die Ramones Rückfälle in die Zeiten der »dirty white boys« - der »schmutzigen weißen Jungs« - und der Rockabilly-Explosion von
1956 bis 1959 waren.
Es ist für mich so behaglich, Prophecy anzusehen, wie in
einen bequemen Ohrensessel zu sinken oder alte Freunde zu
besuchen. Alle Komponenten sind vorhanden: Robert Foxworth könnte ebensogut Hugh Marlowe aus Earth vs. the Flying Saucers oder Richard Carlson aus It Came from Outer
Space (dt: Gefahr aus dem Weltalt) oder Richard Denning in The Black Scorpion sein. Thalia Shire könnte auch Barbara
Rush oder Mara Corday oder eine des halben Dutzends anderer Monster-Film-Heldinnen aus der Zeit der Insekten-Filme
sein (wenngleich ich gestehen muß, daß Ms. Shire ein wenig
enttäuscht; sie war brillant als Rocky Baiboas schüchterne
und zögernde amour Adrian, aber sie ist nicht so hübsch wie
ich Mara Corday in Erinnerung habe, und sie taucht nie in
einem weißen einteiligen Badeanzug auf, wo doch jeder
weiß, daß es dieser spezielle Typus von Horror-Film erfordert, daß die Heldin in einer Szene erscheint - und bedroht
werden - muß, während sie einen weißen einteiligen Badeanzug anhat).
Auch das Monster sieht ziemlich läppisch aus. Aber ich
liebte dieses alte Monster, Schwester im Geiste von Godzilla,
Mighty JoeYoung, Gorgo und allen anderen Dinosauriern,
die jemals in Gletschern eingeschlossen waren und herausgelangten, so daß sie langsam die Fifth Avenue entlangstapfen,
Elektronikgeschäfte plattwalzen und Polizisten auffressen
konnten; das Monster in Prophecy gab mir einen großen Teil
meiner verlorenen Jugend zurück, einen Teil, der so unvergeßliche Freunde wie denVenusierYmir und die Deadly Mantis - die »Tödliche Gottesanbeterin« - hat (die einen städtischen Bus umstößt, auf dem man einen grandiosen Augenblick lang deutlich das Wort TONKA * lesen kann). Trotzdem ist
es ein verdammt schönes Monster.
Auch die Quecksilberverschmutzung, die die Monster hervorbringt, ist ziemlich gut - eine Modernisierung der altbekannten »Strahlung-hat-diese-Rieseninsekten-hervorgebracht«-Schablone. Dann ist da die Tatsache, daß das Monster alle Bösen erwischt. Einmal tötet sie einen kleinen Jungen, aber dieser Junge, der mit seinen Eltern einen Ausflug
macht, verdient es gar nicht anders. Er hat ein Kofferradio
mitgebracht und stört die schöne Umwelt mit lärmendem
Rock’n Roll. Was in Prophecy als einziges fehlt (und das mag
man schlichtweg übersehen haben), ist die Szene, in der das
Monster die verdammte alte Papierfirma plattstampft.
The Giant Spider Invasion kommt ebenfalls mit einer
Handlung direkt aus den fünfziger Jahren daher, und es sind
sogar eine ganze Menge Schauspieler und Schauspielerinnen
aus den fünfziger Jahren darin zu sehen, einschließlich Barbara Haie und Steve Brodie …, nach der Hälfte hatte ich das
Gefühl, als würde ich in Wirklichkeit eine verrückte Folge der
alten Serie Perry Mason ansehen.
Trotz des Titels gibt es in Wahrheit nur eine einzige Riesenspinne, aber wir fühlen uns nicht betrogen, denn die ist wirklich unter aller Kanone. Es scheint sich um einen Volkswagen
zu handeln, der mit einem halben Dutzend Bärenfellen bedeckt wurde. Vier Spinnenbeine, die von Leuten bedient werden, welche sich in dem Volkswagen drängen, vermutet man,
wurden an jeder Seite angebracht. Die Scheinwerfer füngie ren geschickt als rot leuchtende Spinnenbeine. Es ist unmöglich, sich einen so budgetbewußten Spezialeffekt anzusehen,
ohne eine Woge der Bewunderung zu empfinden.
Es gibt noch andere schlechte Filme im Übermaß; jeder
Fan hat seinen oder ihren Favoriten. Wer könnte je den großen Stoff sack vergessen, der in dem italienischen Film von
1959 Caltiki, the Immortal Monster (dt: Caltiki - Rätsel des
* Eine amerikanische Spielzeugfirma. (Anm.d.Übers.)
Grauens) das Monster sein sollte? Oder die japanische Version von Dr. Jekyll and Mr. Hyde - The Manster? Zu meinen
anderen Favoriten gehören der brennende Winston-Zigarettenfilter, der in Teenage Monster ein
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