Danse Macabre
sich in
dem Roman The Shining entscheidend auswirkte.
Ich denke, ich mochte die Vorstellung selbst - losgelöst von
irgendwelcher Symbolik oder moralischen Referenzen -,
weil es mir immer schwergefallen ist, einzusehen, weshalb
die Toten das Bedürfnis haben sollten, in alten und verlassenen Häusern herumzuhängen, um dort mit Ketten zu rasseln
oder geisterhaft zu stöhnen, um Passanten zu erschrekken …, wenn sie anderswohin gehen konnten. Für mich ist
das an den Haaren herbeigezogen. DieTheorie führt aus, daß
die Bewohner tatsächlich weitergezogen sein mochten und lediglich eine Art psychischen Niederschlag hinterlassen hatten. Doch selbst wenn (wie Kenneth Patchen sagt), so
schloß
das nicht die Vorstellung aus, daß dieser Niederschlag außerordentlich schädlich sein könnte, so wie Farbe mit Bleikomponenten schädlich für Kinder sein kann, die Jahre nach dem
Anstrich davon abblätternde Flocken essen.
Mein Erlebnis mit dem Freund im Marsten-Haus kreuzte
sich mit diesem Artikel und einem dritten Element - meiner
Vorlesung über Stokers Dracula und schuf so das fiktive
Marsten-Haus, das auf seinem eigenen Hügel steht und nicht
weit vom Harmony-Hill-Friedhof die Stadt Jersualem’s Lot
überblickt. Aber ‘Salem’s Lot ist ein Buch über Vampire,
nicht über Spukhäuser; das Marsten-Haus ist lediglich eine
Beigabe, das gotische Äquivalent eines Blinddarms. Es war
da, aber es tat nichts anderes als Atmosphäre schaffen (in
Tobe Hoopers Fernsehfilmfassung gewinnt es eine etwas größere Bedeutung, aber seine Hauptfunktion scheint auch dort
darin zu bestehen, auf dem Hügel zu stehen und düster auszusehen). Ich kehrte also wieder zurTheorie des Hauses als psychische Batterie zurück und versuchte, eine Geschichte zu
schreiben, in der dieses Konzept zentrale Bedeutung gewinnen würde. The Shining spielt im Inbegriff des Ortes des
Bösen: nicht in einem Spukhaus, sondern in einem Spukhotel, und in fast jedem seiner Gästezimmer und Suiten spie lt
ein anderer »echter« Horror-Film.
Es erübrigt sich, darauf hinzuweisen, daß die Liste der
Orte des Bösen nicht mit Spukhäusern anfängt und nicht mit
Spukhotels aufhört; es wurden Horror-Geschichten über
Spukbahnhöfe, Automobile, Wiesen und Bürogebäude geschrieben. Die Liste ist endlos, und alles läßt sich wahrscheinlich darauf zurückführen, daß einmal ein Höhlenmensch aus
seinem Loch im Fels ausziehen mußte, weil er so etwas wie
Stimmen im Schatten darin gehört hat. Ob es echte Stimmen
waren oder die Stimme des Windes, das ist eine Frage, die wir
uns in dunklen Nächten immer noch stellen.
Ich möchte hier über zwei Bücher sprechen, die vom Archetyp des Ortes des Bösen handeln, eine ist gut und eine ist
großartig. Wie es der Zufall will, handeln beide von Spukhäusern. Ich finde das auch durchaus recht so; Autos und Bahnhöfe, in denen es spukt, sind schön und gut, aber das Haus
soll doch der Ort sein, wo man seine Rüstung aufknöpfen und
das Schild beiseite legen können soll. Unsere Häuser sind die
Orte, wo wir uns die äußerste Verwundbarkeit leisten: Es sind
die Orte, wo wir unsere Kleidung ausziehen und uns ohne
eine Wache schlafen legen (abgesehen vielleicht von den
immer populäreren Drohnen der modernen Gesellschaft,
dem Rauchdetektor und dem Einbrecheralarm). Robert
Frost sagte, Zu Hause ist der Ort, wo sie einen aufnehmen
müssen, wenn man hinkommt. Ein altes Sprichwort sagt, zu
Hause ist, wo das Herz ist, oder daß es nichts gibt, was dem
Zuhause gleichkommt, oder daß viel Liebe ein Haus zu
einem Zuhause macht. Wir schwören, das Herdfeuer zu
Hause niemals ausgehen zu lassen, und wenn Kampfpiloten
ihre Unternehmen beendet haben, dann funken sie, daß sie
»nach Hause« kommen. Und selbst wenn Sie ein Fremder in
einem fremden Land sind, können Sie in aller Regel ein Restaurant finden, das Ihr Heimweh ebenso wie Ihren Hunger
vorübergehend mit einem großen Teller hausgemachter Speisen stillt.
Es schadet nichts, noch einmal daraufhinzuweisen, daß die
Horror-Literatur eine kalte Berührung inmitten des Vertrauten ist, und gute Horror-Literatur wendet diese Berührung
mit einem plötzlichen, unerwarteten Druck an. Wenn wir zu
Hause sind und den Riegel vorgeschoben haben, dann denken wir gerne, daß wir die Sorgen ausgesperrt haben. Die
gute Horror-Story über den Ort des Bösen flüstert uns zu,
daß wir nicht die Welt aussperren; wir sperren uns selbst
ein …, mit ihnen.
Beide Geschichten halten sich sehr streng an die
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