Danse Macabre
Kennedys bei einem Drink; das
Haus selbst interessiert ihn, nicht die Besitzer). Buddy Harralson ist ein aufstrebender junger Anwalt. Seine ChiOmega-Junior-Liga-Kindfrau, die böse-komisch Pie genannt
wird (wie in Punkin Pie, was der Spitzname ihres Vaters war),
verliert zuerst ihr Baby an das Haus, als sie es, im vierten
Monat schwanger, besucht und eine Fehlgeburt hat, dann
ihren Hund und schließlich, am Einzugsabend, alles andere.
Abgang Harralsons, Auftritt Sheehans. Bück und seine
Frau Anita versuchen, über den Verlust ihres einzigen Jungen
hinwegzukommen, der bei einem Helikopterabschuß in Vietnam ums Leben kam. Anita, die sich von einem Nervenzusammenbruch als Folge des Verlustes erholt (was ein wenig zu
geschickt dazu paßt, daß sie Vater und Bruder vor Jahren bei
einem ähnlichen Unfall verloren hat), sieht Bilder vom
schrecklichen Tod ihres Sohnes im Fernseher in dem Haus.
Eine Nachbarin, die ihr aushilft, sieht den tödlichen Film
auch teilweise. Andere Dinge geschehen …, der Höhepunkt … Abgang Sheehans. Dann kommen, im Zuge des
Grand Guignol nicht zuletzt, die Greenes.
Wenn sich das alles vertraut anhört, so überrascht das eigentlich keinen von uns. The House Next Door ist eine Rahmenerzählung, etwas, das, spekuliert man gerne, Chaucer
vielleicht geschrieben hätte, hätte er für Weird Tales gearbeitet. Es ist eine Form der Horror-Geschichte, die die Filmindustrie häufiger versucht hat als Verfasser von Romanen oder
Kurzgeschichten. Tatsächlich scheinen Filmemacher sehr oft
versucht zu haben, ein Diktum in dieTat umzusetzen, das Kritiker des Genres seit Jahren aufgesetzt haben: daß die Horror-Geschichte dann am besten funktioniert, wenn sie kurz ist
und ohne Umschweife zur Sache kommt (die meisten Menschen assoziieren dieses Diktum mit Poe, aber Coleridge hat
es vor ihm aufgestellt, und Poe selbst erstellte eine Regel für
die Verfasser aller Kurzgeschichten, nicht nur für übernatürliche und okkulte). Interessanterweise scheint das Diktum in
der Praxis aber zu versagen. Die meisten Horror-Filme, die
drei oder vier Kurzgeschichten in eine Rahmenhandlung kleiden, funktionieren uneinheitlich oder überhaupt nicht.*
Funktioniert es bei The House Next Door? Ich finde schon.
Es funktioniert nicht so gut, wie es funktionieren könnte, und
der Leser mag mit einem irregeleiteten, zwiespältigen Empfinden bezüglich Walter und Colquitt Kennedy zurückbleiben, aber dennoch funktioniert es.
»[The House Next Door] kam zustande, wie ich vermute«,
schreibt Ms. Siddons, »weil ich schon immer in das Horroroder Okkult-Genre vernarrt gewesen bin, oder wie immer
man es nennen will. Mir schien, als hätten meine sämtlichen
Lieblingsschriftsteller sich ein- oder mehrmals an einer Gespenstergeschichte versucht: Henry James, Edith Wharton,
Nathaniel Hawthorne, Dickens, unter anderen, und mir
* Aber natürlich gibt es zu jeder Regel die Ausnahme. Während zwei
Adaptionen alter EC-Comics, Tales from the Crypt (dt: Geschichten
aus der Gruft) und Vault of Horror, klägliche Nieten sind, hat Robert
Bloch zwei »Rahmenerzählungen« für die britische Firma Amicus gemacht, The House that Dripped Blood (dt: Totentanz der Vampire) und Asylum. In beiden Fällen wurden die Episoden von Blochs eigenen
Kurzgeschichten adaptiert, und beide sind recht unterhaltsam. Der
Champion ist und bleibt natürlich Dead ofNight, ein britischer Film
aus dem Jahre 1946, der mit Michael Redgrave in der Hauptrolle unter
der Regie von Robert Hamer, Cavalcanti, Charles Crichton und Basil
Dearden entstand.
haben die zeitgenössischeren Autoren des Genres ebenso viel
Vergnügen bereitet wie die klassischen. Shirley Jacksons Hill
House ist die perfekteste Spukhausgeschichte, die ich je gelesen habe …, und mein ewiger Favorit ist, glaube ich, M. F. K.
Fishers bezauberndes kleines The Lost, Strayed, Stolen.
Wesentlich scheint zu sein, was man auch in jedem Vorwort
zu jeder Anthologie mit Horror-Geschichten lesen kann, daß
die Gespenstergeschichte zeitlos ist; sie überwindet alle kulturellen und standesgemäßen Unterschiede und sämtliche
Ebenen der Bildung; sie kommuniziert direkt mit dem Ansatz der Wirbelsäule und berührt das kauernde Ding in uns
allen, das immer noch voller Entsetzen über das Feuer hinaus
ins Dunkel hinter der Höhlentür starrt. So wie im Dunkeln
alle Katzen grau sind, kann man auch sagen, daß alle Menschen Angst davor haben.
Das Spukhaus hat mich stets als Emblem speziellen Horrors deutlich und direkt
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