Danse Macabre
standen, um hundert Busby-Berkeley-Girls zur Melodie von »We’re in the Money« tanzen zu
sehen, dann reagierten sie ihre Ängste wahrscheinlich auf
eine andere Weise ab - indem sie sich ansahen, wie Boris Karloff in Frankenstein durchs Moor schlurfte oder Bela Lugosi
mit vor den Mund geschlagenem Mantel in Dracula durch das
Dunkel schlich. Die dreißiger Jahre sahen auch den Aufstieg
der sogenannten »Shudder Pulps«*, zu denen alles von Weird
Tales bis Black Mask gehört.
In den vierziger Jahren finden wir wenige Horror-Filme
oder -Romane, die erwähnenswert sind, und die einzige
große Fantasy-Zeitschrift, die in diesem Jahrzehnt geboren
wurde, Unknown, überlebte nicht lange. Die großen Monster der Universal-Studios aus den Tagen der Depression Frankensteins Monster, der Wolfsmensch, die Mumie und der
Graf - starben auf die besonders widerliche und peinliche
Weise, welche die Filmbranche für die unheilbar Kranken zu
reservieren scheint; anstatt mit Ehren in der modrigen Erde
ihrer europäischen Friedhöfe beigesetzt zu werden, beschloß
Hollywood, sie dem Gelächter preiszugeben und auch noch
den letztmöglichen roten Heller aus den armen Geschöpfen
herauszupressen, bevor es sie gehen ließ. Daher treffen Abbott und Costello die Monster, ebenso die Bowery Boys, ganz
zu schweigen von den drei liebenswürdigen Tolpatschen und
Unglücksraben, den drei Stooges. In den vierziger Jahren
wurden die Monster selbst zu Stooges. Jahre später, in einer
* Die »Shudder Pulps« (ungefähr übersetzt: »Schauer-Schundhefte«)
sind Zeitschriften, die sich einzig der Horror-Literatur verschrieben
hatten (im Gegensatz zu den SF-Pulps).
(Anm.d.Übers.)
weiteren Nachkriegszeit, präsentierte uns Mel Brooks seine
Version von Abbott and Costello Meet Frankenstein, nämlich Young Frankenstein (dt: Frankenstein Junior) mit Gene Wilder und Marty Feldman in den Hauptrollen, statt Bud Abbott
und Lou Castello.
Der Niedergang der Horror-Literatur, der 1939 begann,
dauerte fünfundzwanzig Jahre. Oh, hin und wieder tauchten
Romane wie Richard Mathesons Shrinking Man (dt: Die unglaubliche Geschichte des Mr. C) oder William Sloanes Edge
of Running Water auf und erinnerten uns daran, daß das
Genre immer noch existierte (auch wenn Mathesons grimmige »Menschen-gegen-Riesenspinne«-Geschichte, eine
Horror-Geschichte, wenn es je eine gab, als Science Fiction
vermarktet wurde), doch die Präsentation eines Horror-Bestsellers wäre in der Verlagsbranche ausgelacht worden.
Ebenso wie im Film, war das goldene Zeitalter der unheimlichen Literatur in den dreißiger Jahren zu Ende gegangen,
als Weird Tales auf dem Höhepunkt seiner Qualität und seines
Einflusses war (ganz zu schweigen von seiner Auflagenzahl)
und Geschichten von Clark Ashton Smith, dem jungen Robert Bloch, Dr. David H. Keller und natürlich dem dunklen
und barocken Prinzen der Horror-Story des zwanzigsten Jahrhunderts, H. P. Lovecraft, herausbrachte. Ich möchte dieje nigen, die der Entwicklung des Horror-Genres über einen
Zeitraum von fünfzig Jahren gefolgt sind, nicht mit der Behauptung vor den Kopf stoßen, daß Horror in den vierziger
Jahren verschwand; das war tatsächlich nicht so. Der verstorbene August Derleth hatte den Verlag Arkham House gegründet, und Arkham veröffentlichte seine meiner Meinung nach
bedeutendsten Bücher zwischen 1939 und 1960 - darunter
H. P. Lovecrafts The Outsider und Beyond the Wall of Sleep, Henry S. Whiteheads Jumbee, The Opener of the Way und Pleasant Dreams von Robert Bloch … und Ray Bradburys Dark Carnival, eine großartige und schreckeneinflößende
Sammlung einer dunkleren Welt gerade jenseits der Schwelle
von dieser hier.
Aber Lovecraft starb schon vor Pearl Harbor; Bradbury
wandte sich mehr und mehr seiner eigenwilligen lyrischen
Verschmelzung von Science Fiction und Fantasy zu (und erst
nachdem er das getan hatte, wurden seine Werke von Mainstream-Zeitschriften wie Collier’s und der Saturday Evening
Post akzeptiert); Robert Bloch hatte angefangen, seine Kriminalromane zu schreiben, wo er das, was er in seinen ersten
beiden Jahrzehnten als Schriftsteller gelernt hatte, dazu benützte, eine Reihe packender, außergewöhnlicher Romane
zu schreiben, die nur noch von den Romanen von Cornell
Wollrich übertroffen werden.
Während des Krieges und in den Jahren danach war die
Horror-Literatur auf dem absteigenden Ast. Die Zeit mochte
sie nicht. Es war eine Zeit rapiden wissenschaftlichen Fortschritts und des Rationalismus - diese
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