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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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den
Ruf erlangt haben, großartige Liebhaber zu sein, weil das
Französische besonders gut geeignet ist, Gefühle auszudrükken (es gibt keine schönere Weise, es zu sagen, als Je t’aime …
und keine bessere Sprache sich anzuhören, als wäre man tatsächlich jemandem verfallen). Deutsch ist die Sprache von
Erklärungen und Klarstellungen (aber es ist auch eine kalte
Sprache; wenn viele Menschen Deutsch sprechen, dann hört
sich das an, als würden in einer großen Fabrik Maschinen laufen). Im Englischen kann man recht gut Gedanken und mittelprächtig gut Bilder ausdrücken, aber es hat nichts Liebliches an sich (wenn es auch, wie jemand dargelegt hat, seine
seltsam perversen Augenblicke aufzuweisen hat; man denke
nur an den Klang der schönen und wohlklingenden Worte
»proctological examination« - »Analuntersuchung«). Aber
mir schien die Sprache zum Ausdrücken von Gefühlen immer
schlecht geeignet zu sein. Weder »Warum gehen wir nicht zusammen ins Bett«, noch das fröhliche, aber zweifelsohne
derbe »Baby, laß uns ficken« kommen »Voulez-vous coucher
avec moi ce soir?« gleich. Aber wir müssen aus dem, was wir
haben, das Beste machen …, und die Leser von Shakespeare
und Faulkner werden bestätigen können, daß das Beste oft
bemerkenswert gut ist.
    Amerikanische Schriftsteller neigen eher dazu, die Sprache zu zerstückeln, als unsere britischen Vettern (doch ich
werde mit jedem darüber streiten, daß das englische Englisch
wesentlich blutärmer als das amerikanische Englisch ist viele englische Schriftsteller haben den unglücklichen Hang
zu schwafeln; sie schwafeln in einem grammatikalisch einwandfreien Englisch, aber Schwafeln bleibt Schwafeln), was
häufig daran liegt, daß sie als Kinder mit unzulänglichen oder
schlechten Methoden unterrichtet worden sind, aber die besten amerikanischen Werke sind auf diese Weise packend, wie
es britische Prosa und Dichtung längst nicht mehr sind: Man
vergleiche zum Beispiel so unterschiedliche Schriftsteller wie
James Dickey, Harry Crews, Joan Didion, ROSS MacDonald,
John Irving. Herbert und Campbell schreiben beide in dieser
makellosen englischen Sprache; ihre Geschichten gehen mit
zugeknöpften Hosen, hochgezogenen Reißverschlüssen und
Hosenträgern an Ort und Stelle in die Welt hinaus - aber mit
welch unterschiedlicher letztendlicher Wirkung!
    James Herbert kommt mit erhobenen Händen auf uns zu,
es genügt ihm nicht, einfach unsere Aufmerksamkeit zu erregen; er packt uns am Kragen und fängt an, uns ins Gesicht zu
schreien. Das ist keine besonders künstlerische Vorgehensweise, und sicher wird ihn niemand jemals mit Doris Lessing
oder V. S. Naipaul vergleichen …, aber es funktioniert.
    The Fog (kein Zusammenhang mit John Carpenters Film
desselben Titels) ist eine aus vielen Blickwinkeln erzählte Geschichte darüber, was geschieht, wenn eine unterirdische Explosion einen Metallkanister aufbricht, der vom britischen
Verteidigungsministerium dort vergraben wurde. Der Kanister enthält einen lebenden Organismus, der Mycoplasma genannt wird (ein geheimnisvolles Protoplasma, das Leser an
einen obskuren japanischen Horror-Film aus den fünfziger
Jahren mit dem Titel The H-Man erinnern dürfte) und einem
smogähnlichen, gelbgrünen Nebel gleicht. Dieser greift, wie
die Tollwut, die Gehirne von Menschen undTieren an und verwandelt diese in tobende Wahnsinnige. Einige der Zwischenfälle in Zusammenhang mit Tieren sind besonders grausam;
ein Farmer wird auf einer nebelverhangenen Wiese von seinen eigenen Kühen totgetrampelt, und einem betrunkenen
Ladenbesitzer, der abgesehen von seinen Brieftauben (besonders einer Taube, einem abgekämpften alten Kämpfer namens Claude) alles zu verabscheuen scheint, werden von seinenTauben, die durch den Nebel zu ihrem Schlag in London
zurückgeflogen sind, die Augen ausgepickt. Der Ladenbesitzer, der die Hände auf das preßt, was von seinem Gesicht übriggeblieben ist, stürzt von dem Dach, wo die Vögel untergebracht sind, in denTod.
    Herbert greift selten zu Finessen und vermeidet nie das
Zermalmen; statt dessen scheint er begierig und zielstrebig
auf jeden neuen Horror zuzurasen. In einer Szene kastriert
ein wahnsinniger Busfahrer den Lehrer, der seine Nemesis
war, mit einer Gartenschere; in einer anderen rächt sich ein
Wilderer, der vom Landbesitzer erwischt und angezeigt
wurde, unter Einwirkung des Nebels an eben diesem Landbesitzer, indem er ihn an seinem eigenen Eßzimmertisch festnagelt, bevor er ihm mit einer Axt

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