Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
und das Publikum applaudierte der Vernichtung des Ungeheuers mit Nachdruck, als diese Minuten später folgte. In dieser Konfrontation zwischen Cornthwaite und dem übermächtigen Arness
haben wir den Subtext, der Chamberlain und Hitler andeutet; alsTobey und seine Männer die Kreatur Sekunden später
vernichten, mag das Publikum darin die rasche, gnadenlose
Vernichtung seines bevorzugten geopolitischen Bösewichts
gesehen (und ihr applaudiert) haben - möglicherweise Nordkorea; wahrscheinlicher das feige Rußland, das Hitler so
schnell als Mann mit dem schwarzen Hut ersetzt hatte.
    Wenn das alles viel zu schwergewichtig für einen bescheidenen kleinen Angstfilm wie The Thing zu sein scheint, dann
vergessen Sie bitte nicht, daß der Standpunkt eines Menschen von den Ereignissen geformt wird, die er erlebt, ebenso
wie seine politische Einstellung von seinem Standpunkt. Ich
möchte lediglich sagen, daß der Standpunkt dieses Films,
wenn man das politische Temperament der Zeit und die katastrophalen Ereignisse, die nur ein paar Jahre zuvor stattgefunden hatten, in Rechnung stellt, eigentlich vorherbestimmt
war. Was macht man mit einer bluttrinkenden Karotte aus
dem Weltall? Ganz einfach: Aufschlitzen, wenn sie steht, und
erschießen, wenn sie flieht. Und wenn Sie ein Beschwichtigender Wissenschaftler wie Robert Cornthwaite sind (mit
einem gelben Streifen auf dem Rücken, der so breit ist wie
der Mittelstreifen auf einem Highway, flüstert der Subtext),
dann werden Sie schlicht und einfach überrannt.
    Carlos Ciarens deutet darauf hin, wie sehr die Kreatur dem
nur zwanzig Jahre vorher entstandenen Frankensteinmonster
von Universal gleicht, aber das ist eigentlich gar nicht so bemerkenswert; diese spezielle Tarotkarte sollte uns mittlerweile vertraut sein, und wenn nicht, informiert uns der Titel
hilfreicherweise, daß wir es wieder mit dem »Ding ohne
Namen« zu tun haben. Dem heutigen Publikum wird es wahrscheinlich seltsamer vorkommen, daß ein Wesen, das intelligent genug ist, den Weltraum zu erobern, in dem Film durch
und durch als Monster dargestellt wird (im Gegensatz zu,
sagen wir einmal, den echsenhaften Piloten in Earth vs. the
Flying Saucers, die Englisch zwar mit einem leichten Akzent,
aber mit der grammatikalischen Korrektheit eines Oxfordprofessors sprechen; Hawks’ Ding kann nur grunzen w ie ein
Schwein, dessen Rücken mit einer Drahtbürste geschrubbt
wird). Man fragt sich, warum es überhaupt zur Erde kam.
Meine eigene Vermutung ist, daß es versehentlich vom Kurs
abkam und sein ursprünglicher Plan vorsah, daß es ganz Nebraska oder vielleic ht das Nildelta mit seinen Sporen bepflanzen sollte. Man stelle es sich nur vor - eine selbstgezüchtete
Invasionsstreitmacht (stellt man sich ihr in den Weg, dann
töten sie einen, aber raucht man sie …, echt mild, Mann oooh, und die Farben!).
    Doch nicht einmal das ist ein Widerspruch, wenn wir uns
wieder den Zeitgeist vor Augen führen. Die Menschen damals sahen sowohl Hitler wie auch Stalin als Menschen, die
eine gewisse animalische Verschlagenheit besaßen - immerhin war Hitler der erste mit Düsenjägern und der Angriffsrakete. Aber sie waren dennochTiere, welche politische Vorstellungen hinausbrüllten, die wenig mehr als tierisches Grunzen
waren. Hitler grunzte auf deutsch; Stalin grunzte auf russisch, aber Grunzen bleibt Grunzen. Und möglicherweise
sagt das Wesen in The Thing ja etwas, das vollkommen harmlos ist - »Das Volk meines Sternensystems möchte wissen, ob
die >Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei<-Karte einem anderen Spieler verkauft werden darf«, möglicherweise - aber
es hört sich schlimm an. Wirklich schlimm.
    Betrachten wir als Kontrast das andere Ende des Tele skops. Die Kinder des Zweiten Weltkriegs schufen The Thing; sechsundzwanzig Jahre später schuf ein Kind des VietnamKrieges und der selbsternannten »love generation«, Steven
Spielberg, mit einem Film des Titels Close Encounters of the
Third Kind (dt: Unheimliche Begegnung der dritten Art) ein
angemessenes Gegenstück zu The Thing. 1951 ballert der Soldat, der Wache schiebt (derjenige, der das Ding in seinem Eisklotz dummerweise mit einer Heizdecke zugedeckt hat, wie
Sie sich erinnern werden), mit seiner Automatic auf den Außerirdischen, wenn er ihn kommen hört; 1977 hält ein alter
Mann ein Schild in die Höhe, auf dem steht: STOP AND BE
    FRIENDLY - »HALT AN UND SEI MI
R WOHLGESONNEN«. Irgendwo dazwischen entwickelt sich John Foster Dulles zu
Henry Kissinger, und aus der

Weitere Kostenlose Bücher