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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kampfeslustigen Politik der
Konfrontation wurde Entspannungspolitik.
    In The Thing beschäftigt sich KennethTobey damit, einen
elektrischen Gehweg zu bauen, mit dem er das Ding töten
will; in Close Encounters beschäftigt sich Richard Dreyfuss
damit, in seinem Wohnzimmer ein Modell des DeviPsTowerdesTurms desTeufels - zu bauen, dem Landeplatz der Wesen.
Und wir spüren, daß er mit Freunden persönlich dort oben
herumlaufen und die Landelichter anbringen würde. Das
Ding ist ein grober, riesenhafter Klotz; die Wesen von den
Sternen in Spielbergs Film sind klein, zierlich, kindlich. Sie
sprechen nicht, aber ihr Mutterschiff spielt wunderbar harmonische Töne - Sphärenmusik, vermuten wir. Und Dreyfuss, der alles andere will als diese Botschafter aus dem All
töten, geht mit ihnen.
    Ich möchte nicht sagen, daß Spielberg ein Mitglied der
»love generation« ist oder sich selbst als eines betrachtet, nur
weil er aufwuchs, als Studenten Gänseblümchen in die Mündungen von M-1-Gewehren schoben oder Hendrix und
Joplin im FillmoreWest auftraten. Ich sage auch nicht, daß
Howard Hawks, Christian Nyby, Charles Lederer (der das
Drehbuch zu The Thing schrieb) oder John W. Campbell (dessen Kurzroman Grundlage des Films war) sich ihren Weg am
Strand von Anzio eroberten oder mithalfen, das Sternenbanner auf Iwo Jima zu hissen. Aber Ereignisse bestimmen den
Standpunkt, und der Standpunkt bestimmt die Politik, und CE3K scheint mir ebenso vorherbestimmt zu sein wie The
Thing.
    Wir müssen begreifen, daß die These »Soll sich das Militär
darum kümmern« des letzteren 1951 durchaus akzeptabel
war, weil sich das Militär in Duke Waynes »Big One« perfekt
um die Japsen und Nazis gekümmert hatte, und wir können
auch verstehen, daß die Haltung des erstgenannten, »Soll das
Militär sich nicht darum kümmern«, 1977 vollkommen akzeptabel war - nach dem weniger als ruhmreichen Abschneiden
in Vietnam, und auch 1980 noch (als CE3K mit neuen Szenen
nochmals in die Kinos kam), dem Jahr, als das amerikanische
Militärpersonal nach dreistündigen technischen Pannen den
Kampf um unsere Geißeln im Iran verlor.
    Politische Horror-Filme sind keineswegs weit verbreitet,
aber andere Beispiele fallen einem ein. Die raubvogelhaften,
wie The Thing, rühmen normalerweise den Wert des Bereitseins und verteufeln das Laster des Müßiggangs, und sie erreichen einen Großteil ihres Horrors, indem sie eine Gesellschaft entwerfen, die die politische Antithese zu unserer ist
und dennoch über eine große Macht verfügt - technologischer oder magischer Natur ist dabei unerheblich; wie Arthur
C. Clarke einmal ausgeführt hat, wenn man einen bestimmten Punkt erreicht hat, gibt es überhaupt keinen Unterschied
mehr zwischen den beiden. Am Anfang von George Pals
großartiger Adaption von The War of the Worlds (dt: Kampf
der Welten) gibt es eine herrliche Szene, als sich drei Männer,
von denen einer eine weiße Flagge schwenkt, dem ersten gelandeten Raumschiff nähern. Jeder der drei scheint einer verschiedenen Gesellschaftsschicht und Rasse anzugehören,
aber sie sind vereint, nicht nur durch ihr gemeinsames
Menschsein, sondern durch ein umfassendes Gefühl, Amerikaner zu sein, das meiner Meinung nach kein Zufall war. Als
sie sich mit ihrer weißen Flagge dem rauchenden Krater nähern, beschwören sie das Revolutionskrieg-Image herauf,
mit dem wir alle aufgewachsen sind: Trommler, Flötist, Fahnenschwenker. Damit wird ihre Vernichtung durch den märsianischen Hitzestrahl ein symbolischer Akt, der alle Ideale
herbeiruft, für die Amerikaner jemals gekämpft haben.
    Der Film 1984 macht eine ähnliche Aussage, nur hat hier
(dem Film fehlen die vollen Resonanzen von George Orwells
Roman weitgehend) der Große Bruder die Marsianer ersetzt.
    In dem Charleton-Heston-Film The Omega Man (dt: Der
Omega-Mann), der nach dem Roman I Am Legend (dt: Ich,
der letzte Mensch bzw. Ich bin Legende) von Richard Matheson entstand, welchen David Chute einen »harten, eigentümlich praktischen Vampir-Roman« nennt, sehen wir ganz genau
dasselbe; die Vampire in ihren schwarzen Uniformen und den
Sonnenbrillen sind fast Comic -hafte Gestapo-Agenten. Ironischerweise präsentiert eine frühere Verfilmung desselben
Romans (The Last Man on Earth mit Vincent Price, einmal
nicht als Bösewicht, in der Rolle von Mathesons Robert Neville) eine politische Vorstellung, die einen gänzlich anderen
Horror heraufbeschwört. Der Film hält sich enger an Mathesons Roman, und als Folge davon

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