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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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rauchten, die sich wegen Schuppen und Schuppenflechten Sorgen machten, darüber, ob sie sich ein neues Auto kaufen konnten oder nicht und wie sie das verdammte Unkraut
auf dem Rasen wegbekommen konnten. Die Spaltung des
Atoms, die Kernfusion, das Öffnen der Tür zu jener neuen
Welt, von der der Wissenschaftler am Ende von Them! spricht
- das alles wurde auf einer »Alles-wie-gewöhnlich«-Basis bewerkstelligt.
    Die Menschen begriffen das und konnten damit leben (populärwissenschaftliche Bücher der fünfziger Jahre beschworen die wunderbare Welt, die das freundliche Atom bringen
würde, eine Welt, die von neuen und sicheren Kernreaktoren
angetrieben werden würde, und die Grundschulkinder bekamen gratis Comics, die die Energieversorgungswerke produziert hatten), aber sie fürchteten auch das haarige, raubtie rhafte Gesicht auf der Kehrseite der Medaille: Sie fürchteten,
daß das Atom aus technologischen und politischen Gründen
im Grunde genommen unkontrollierbar sein würde. Dieses
Gefühl tiefen Unbehagens drückte sich in Filmen wie The Beginning of the End, Them!, The Incredible Shrinking Man (wo
Strahlung verbunden mit einem bestimmten Insektenvernichtungsmittel für einen Mann, Scott Carey, einen ganz besonderen Horror erzeugt), The H-Man (dt: Das Grauen
schleicht durch Tokio) und Four-D Man (dt: Der 4-D-Manri). Der gesamte Zyklus erreicht einen unerreichten Höhepunkt
des Absurden in Night of the Lepus (dt: Rabbits!), wo die Welt
von zwanzig Meter großen Hasen bedroht wird.*
    Die Sorgen des Techno-Horror-Films der sechziger und
siebziger Jahre verändern sich mit den Sorgen der Menschen,
die in dieser Zeit lebten; die Filme um Rieseninsekten weichen solchen wie The Forbin Project (die Software, die die
Welt eroberte) und 2001, die sich beide mit der Möglichkeit
des Computers als Gott auseinandersetzen oder der noch wüsteren Möglichkeit (lächerlich ausgeführt, wie ich zugeben
möchte) des Computers als Satyr, die ausführlich in Demon
Seed (dt: Des Teufels Saat) und Saturn 3 (dt: Saturn City) behandelt wird. In den sechziger Jahren wird Horror zu einer Vision der Technologie als - möglicherweise intelligenter - Oktopus, der uns lebendig in Bändern und Datenverarbeitungssystemen begräbt, die schrecklich sind, wenn sie funktionieren (The Forbin Project), aber noch schrecklicher, wenn sie es
nicht tun: In The Andromeda Strain (dt: Andromeda) zum
Beispiel bleibt ein kleines Stück Papier in einem Fernschreiber hängen, aus diesem Grund wird verhindert, daß eine
Glocke läutet, und dadurch kommt es (auf eine Weise, die
Rübe Goldberg sicher gefallen haben würde) beinahe zum
Ende der Welt.
    * Und dazu ein Rattenschwanz anderer Importe, meistens aus Japan,
die alle entweder lang anhaltende Strahlung oder nukleare Explosionen als Ursache haben: Godzilla, Gorgo, Rodan, Mothra und Ghidra. Das Thema wurde sogar schon vor Kubrick als Komödie behandelt, in
einem abstrusen kleinen Fünfziger-Jahre-Film mit dem Titel The Atomic Kid, mit Mickey Rooney in der Hauptrolle.
    Schließlich haben wir die siebziger Jahre, die ihren Höhepunkt in Frankenheimers nicht sehr gutem (aber sicherlich
gut gemeintem) Film Prophecy erreichen, der den Rieseninsekten-Filmen der fünfziger Jahre so sehr ähnelt (nur die Ursache hat sich geändert), sowie in The China Syndrome, einem Horror-Film, der alle drei der großen technologischen
Ängste in sich vereinigt: Angst vor Strahlung, Angst um die
Ökologie, Angst vor außer Kontrolle geratenen und Amok
laufenden Maschinen.
    Bevor wir diesen allzu kurzen Überblick über die Filme beenden, die auf ein Massenunbehagen bezüglich technologischer Fragen angewiesen sind, um ihr Äquivalent des Hakens
zu erzeugen (Bilder, die den Ludditen ansprechen, der sich in
uns allen versteckt), sollten wir noch einige Filme dieser Kategorie erwähnen, die um das Thema Raumfahrt kreisen …,
aber so xenophobische Filme wie Earth vs. the Flying Saucers und The Mysterians (dt: Weltraumbestien) dabei außer acht
lassen. Filme, die sich auf die mögliche dionysische Seite der
Raumfahrt beziehen (wie The Andromeda Strain und Night
of the Living Dead, wo Satelliten gefährliche, aber nicht intelligente Organismen aus der Leere mitbringen), sollten streng
von den xenophobischen Filmen abgegrenzt werden, die sich
mit Invasionen aus dem Weltraum beschäftigen - Filmen, in
denen der menschlichen Rasse die essentiell passive Rolle zukommt, wo sie vom Äquivalent der Räuber aus dem All überfallen wird. In

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