Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Seine Krallen verursachten auf der glatten Oberfläche ein leises Quietschen.
„Aber wozu das Ganze? Und was ist dieses blöde Ei überhaupt?“ Töte ihn, brüllte die Stimme in meinem Inneren. Nimm Rache für Doreen, hör nicht auf ihn, TÖTE ihn!
Aber wenn man schon Spielchen mit mir spielte, dann wollte ich wenigstens wissen, warum. Luzifer hatte mir von all dem nichts erzählt. Japhrimel ebenso wenig. Was irgendwie die Frage aufkommen ließ, was sie nun wirklich wollten – welches Spiel wurde hier tatsächlich gespielt? Ich fragte mich, warum sie zugelassen hatten, dass dieser Typ fünfzig Jahre lang auf der Erde herumspazierte.
„Kommen Sie.“ Er führte mich aus dem Labor hinaus, durch eine weitere mit einem elektronischen Schloss gesicherte Tür und einen Gang hinunter, der mehr wie eine Säulenhalle aussah. In seiner Mitte lag ein Garten, der im Regen von Nuevo Rio dampfte – die Hitze hier war nach der künstlichen Kälte des Labors fast unerträglich. Benommen folgte ich Santino durch eine Tür zur Linken und klemmte mir dabei beinahe die Fersen ein, so schnell schloss sie sich hinter mir.
Irgendwie leuchtete dieser Garten orange – lag wohl an der Lichtverschmutzung der Stadt. Der Dämon hielt vor einer Tür inne, die ausnahmsweise kein elektronisches Schloss hatte. Dafür war sie völlig weiß, und auf der Oberfläche prangte in Blattgold die Radierung eines Vogels, der nicht von dieser Welt zu sein schien. Santino drehte sich zu mir um, und ich wich mit erhobenem Schwert rasch ein paar Schritte zurück. Er lachte, ein schrilles Kichern, das meinen Albträumen hätte entsprungen sein können und mein Herz zu einem Klumpen Eis gefrieren ließ.
„Wir sind eine alte und müde Rasse, Dante, und unsere Kinder sind dünn gesät. Nahezu keines wird ohne Luzifers Zutun geboren, und er ist äußerst knausrig mit seiner Hilfe. Wenn ein Dämon sich fortpflanzen will, muss er den Fürsten regelrecht anbetteln.“ Irgendwie schafften es die schwarzen Tränen über seinen Augen, den Anschein eines breiten Grinsens zu vermitteln. „Sie wollen mich töten, Dante, weil ich diesen Menschen ihr kostbares menschliches Leben genommen habe. Doch sie ließen ihr Leben für einen höheren Zweck – um die Macht des Fürsten der Finsternis zu brechen, die er über Ihre und auch meine Welt hat. Endlich habe ich es geschafft, Dante. Ich habe ein Kind zur Welt gebracht, das es mit dem Fürsten selbst aufnehmen kann.“ Er griff hinter sich, drehte am Türknauf und trat in den Raum. „Kommen Sie und sehen Sie selbst.“
Vorsichtig folgte ich ihm. Trau ihm nicht über den Weg, Dante! Töte ihn jetzt! Töte ihn oder hau ab!
Es war ein Kinderzimmer. Trübe Lichtstrahlen fielen durch vergitterte Fenster. Über den Holzboden und die Plüschteppiche lag Spielzeug verstreut. Ich sah ein Schaukelpferd und ein paar Stühle, die um einen Tisch standen – alles ganz auf ein Kind zugeschnitten. In unmittelbarer Nähe eines Kamins lagen übereinandergepurzelte Holzbauklötze. Und auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers trat Santino gerade auf ein niedriges, aber ausladendes Himmelbett zu, das von einem Moskitonetz eingehüllt war.
Ich ging ihm hinterher. Ab und zu stießen meine Stiefel an ein kleines Plüschtier. Bei allen Göttern, dachte ich, hier leben Kinder? Was mögen das für Bälger sein, die von einem Dämon großgezogen werden?
„Luzifer hat das Sagen, weil er die Macht dazu hat“, sagte Santino leise und mit geheimnisschwangerer Stimme. „Aber nicht allein deswegen – sondern auch, weil er ein Androgyne ist, fast wie eine Königsbiene, die sich allein fortpflanzen kann. Ich habe fünfundvierzig Menschenjahre gebraucht, aber schließlich ist es mir gelungen, einen neuen Androgyndämon zu zeugen. Man braucht lediglich das richtige genetische Material und die richtige Technik, Dante.“ Er legte eine kleine dramatische Pause ein. „Die Gentechnik des Wissenschaftlers, mit dessen Hilfe Luzifer die Menschheit überhaupt erst erschaffen hat – und das Material eines Sedayeen beispielsweise. Eines menschlichen Psionen mit der Fähigkeit zu heilen, eines beinahe direkten Nachfolgers der A’nankimel – der Dämonen, die sich vor Äonen von Jahren in Menschenfrauen verliebten und mit ihnen Familien gründeten. Bis Luzifer sie aus Angst vor der Geburt eines weiteren Androgynen vernichtete.“
Auf eine verdrehte Art ergab das sogar Sinn. Langsam ging ich auf das Bett zu. Ich musste es sehen.
„Anders als
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