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Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Titel: Dante Valentine 01 - Teufelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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sicher auf der Brücke hielt, wurde schwächer.
    Warum war ich hier? Ich holte keine Seele zurück. Oder doch? Ich erinnerte mich nicht.
    Ich sah hinüber zum anderen Ende der Brücke, dem anderen Ende des großen Saals. Die blauen Kristallwände vibrierten sanft und sangen ein Lied, das ich beinahe verstand. Ich spürte, wie es auf mich eindrang – die allumfassende Erkenntnis vom Geheimnis des Todes, die Muttersprache, von der sich alle nekromantischen Gesänge und Beschwörungen ableiten. Der Strom der Seelen wollte mich mit sich fortreißen, das Licht des Smaragds wurde schwächer, und mein Sicherheitskokon schrumpfte.
    Doch da war diese Stimme, die nach mir rief die flehte, forderte. Ich sah den Gott, dessen unbestimmte Form beständig wechselte zwischen der eines schlanken ägyptischen Hundes und irgendetwas anderem, einer Art dunklem Schatten, der vor meinen Augen wie Tinte auf nassem Papier verschwamm.
    Meine Lippen formten den Namen des Gottes, doch die Silben klangen fremd. Die Kristallwände bebten, und für einen Moment sah ich Felsen, eine gewaltige, schreckliche, zugige Felsenhalle, an deren weit entferntem Ende ein Thron stand, auf dem ein griesgrämiger König hockte. Der Thron war übersät mit Juwelen, die wie irrsinnig glitzerten. Und dem König zur Seite saß eine Königin mit einem Gesicht wie der Frühling selbst. Ich spürte, wie mein Mund unbekannte Worte bildete. In meiner Kehle pulsierte Verzweiflung. Mit jeder Faser meines Daseins sehnte ich mich danach, die geheime Sprache zu verstehen und die Umarmung des Gottes zu fühlen, meinen Kopf endlich an Seine Brust zu legen und die bleierne Last des Lebens abzuwerfen …
    BUMM
    Das Geräusch erschreckte mich. Es dauerte scheinbar eine Ewigkeit, bis ich mich umdrehte. Noch bevor es mir gelang, ertönte das Geräusch wieder – als würde irgendwo ein Gong geschlagen –, ein blecherner Klang, der mich zurückzog.
    BUMM.
    Ich kämpfte mich wie durch Sirup. Ich wollte bleiben.
    Ich wollte tot bleiben.
    BUMM.
    Eine der Seelen, die an mir vorüberzogen, hielt inne und streckte eine bleiche Hand aus. Sie war formlos wie alle Seelen, ein bloßer Hauch einzigartiger Energie, und doch kam sie mir bekannt vor, verband ich mit ihr ein bestimmtes Gesicht.
    BUMM.
    „Kehre um“, sagte sie. „Geh zurück.“
    BUMM.
    Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen. Da streichelte die schimmernde Seele meine Wange.
    BUMMBUMM.
    „Geh zurück“, sagte Doreen. „Rette meine Tochter. Geh zurück.“
    BUMMBUMM. BUMMBUMM.
    Da begriff ich, dass ich wedereinen Gong noch eine Messingglocke hörte, sondern mein eigenes Herz. Und ich wurde zurück auf die Welt gerufen.
    Schwindel. Kälte sickerte meine Arme hinauf. Stimmen.
    „Ruf sie zurück!“ Eddies Bass vibrierte durch meine Knochen.
    Mein Herzschlag pochte mir in den Ohren. Gezwungen zu werden, in einen toten Körper zurückzukehren, ist grausame Folter sogar noch schlimmer, als erschossen zu werden.
    „Dante!“, heulte Japhrimel.
    „Danny! Danny!“, schrie Jace gleichzeitig. Ein Missklang. „Lass mich los …“
    Hitze versengte mir das Gesicht. Eine Hand. Gabes Gesang verstummte, während die letzte pulsierende Silbe noch immer in meinem Kopf bebte. Ich schnappte nach Luft, die wie mit Messern in meine schmerzende Brust fuhr.
    Ein gewaltiger Schwall glühend heißer Psinergie peitschte über mich hinweg. Ich schrie leise auf und krümmte mich.
    „Verlass mich nicht“, sagte Japhrimel mit heiserer Stimme. „Verlass mich nicht, Dante.“
    „Verdammt, Eddie“, zischte Jace. „Lass mich los, oder ich bringe dich um.“
    Licht blendete meine Augen, wie die eines Neugeborenen. Und genauso reagierte ich auch: Ich schrie und weinte. Japhrimels Psinergie und Gabes Nekromantenkünste hatten mir ein zweites Leben geschenkt, und ich war innerlich noch ganz wund. Japhrimel schlang die Arme um mich und legte sein Kinn auf meinen Kopf. Ich japste und fing wieder an zu schreien, diesmal allerdings gedämpft von seinem Brustkorb. Langsam wurde aus dem Schrei ein Schluchzen. Ich weinte, weil ich im Unrecht gewesen war, und weil ich recht gehabt hatte. Ich weinte, weil mir der Trost des Todes versagt blieb. Ich weinte, weil man mich zurück in meinen müden Körper gezerrt und wieder an ihn gefesselt hatte.
    Und ich weinte vor Erleichterung und klammerte mich fest an Japhrimel, den Dämon. Er war fest und warm – und real. Ich wollte nicht mehr loslassen.

38
     
     
    Als wir in Jaces Villa eintrafen, war ich noch

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