Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
durch meine Finger glitt. „He“, sagte ich. „Mach dir deswegen keine Sorgen. Jetzt ist alles gut.“
Sogar in meinen Ohren klang das unbeholfen. Er ist ein Dämon, Danny. Was tut er denn da?
„Du wirst mich hassen, Dante. Das kann gar nicht ausbleiben.“
Ich stieß ein freudloses Lachen aus. „Ich hasse dich nicht.“ Na riesig, Danny. Er ist zu alt für dich. Er ist nicht einmal ein Mensch.
Aber er hat mich gerettet, wandte ich ein.
Nur weil für ihn selbst einiges auf dem Spiel steht. Er spielt nur mit dir, Danny. Er spielt nur. Niemand könnte jemals …
Mir egal, dachte ich. Er macht nicht den Eindruck, als würde er spielen. Es ist mir egal. „Aber du bist ein …“
„Ich muss dir etwas gestehen“, wandte er ein. „Ich bin kein Dämon mehr.“
Wie bitte? Ich starrte ihn an, und meine Finger hörten auf, sein Haar zu zwirbeln. „Wovon zur Hölle redest du da?“
„Ich bin kein Dämon mehr“, wiederholte er langsam und blickte zu mir hoch. Unter dem gleichmäßig goldenen Ton seiner Haut war er seltsam bleich. „Ich bin ein Gefallener. Ich bin Änankimel. Ich habe dich als Siegel fest in mein Herz gedrückt. Ich kehre nicht mehr in die Hölle zurück.“
Mein Mund wurde ganz trocken. „Hm“, lautete meine tiefschürfende Antwort.
Geduldig und erwartungsvoll sah er mir ins Gesicht.
Als ich meine Fähigkeit zu sprechen wiedererlangt hatte, sprudelten die Worte nur so aus mir heraus. „Du meinst … was hast du … ich meine, ich … hm, warum hast du … äh, was?“
„Ich bin dein“, sagte er langsam, als müsse er es einem Idioten erst noch erklären.
„Warum?“ Ich hätte mich selbst in den Arsch beißen können. Wie gerate ich bloß immer in solche Situationen? Dem einen Dämon jage ich hinterher, der andere kniet zu meinen Füßen. Oh ihr Götter, was soll ich nur tun?
„Weil du seit Ewigkeiten das einzige Geschöpf bist, das mich als ebenbürtig behandelt hat“, sagte er. Sein Arm legte sich noch ein wenig enger um mich. Meine Knie gaben leicht nach. „Du hast mir vertraut, du hast mich sogar gegen deine geliebten Freunde verteidigt. Ich habe dich beobachtet, Dante, bei Tag und bei Nacht, und du warst immer anständig.“
„Hm“, wiederholte ich. „Japhrimel …“
„Mein Preis dafür, dass ich Luzifer nichts verrate, ist folgender: Schick mich nicht fort von deiner Seite“, sagte er leise. Fr sah mir immer noch direkt ins Gesicht. „Erlaube, mir, bei dir zu bleiben, nachdem du Santino getötet hast.“
„Hm.“ Meine Gedanken quälten sich wie durch Sirup. „Äh, tja, also weißt du, es geht nicht, dass bei mir ein Dämon rumhängt.“
„Warum nicht?“, fragte er vollkommen logisch. „Du buhlst um den Tod. Du hast nichts, wofür es sich zu leben lohnt. Du bist allein. Ich habe deine Einsamkeit gesehen, und sie bereitet mir Schmerzen. Außerdem bist du derart tollkühn, dass du mich gut brauchen kannst.“
Mir kam in den Sinn, dass ich eigentlich widersprechen sollte, aber in der Suppe, zu der mein Hirn mittlerweile zerflossen war, war nur schwer ein Gegenargument zu finden. Mein gesunder Menschenverstand mahnte mich zur Vorsicht – immerhin war er ein Dämon, und Dämonen sind Lügner. Das ist die erste Lektion in der Magi- und Zeremonialenausbildung: Wesen, die nicht menschlich sind, haben nichtmenschliche Vorstellungen von absoluter Wahrheit. Welchen Nutzen konnte er aus all dem ziehen?
Und dennoch … Er hatte hinter mir gestanden, als ich gegen Lucas Villalobos antrat. Er hatte versucht, mir in den Tod zu folgen. Und auf der Suche nach mir hatte er praktisch ein verdammtes Drittel von ganz Nuevo Rio niedergebrannt.
Aber Luzifer hat ihn an den Eiern, dachte ich.
„Was ist mit deiner Freiheit?“, fragte ich schließlich.
„Wenn wir meine Freiheit gewonnen haben, kann ich tun und lassen, was ich will. Ich werde bei dir bleiben, Dante. Solange du es erlaubst, und vielleicht auch danach.“
Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Ich hatte keine Möglichkeit herauszufinden, ob er die Wahrheit sagte. „Warum jetzt? Warum erzählst du mir das ausgerechnet jetzt?“
„Ich habe dir gesagt, dass es einen Weg gibt“, antwortete er. „Ich möchte dir einen Teil meiner Psinergie geben, Dante, und ich muss es schnell tun, bevor ich noch mehr A’nankimel werde, als ich es ohnehin schon bin. Es wird mich an deine Seite fesseln, und deine Welt wird mein Reich. Ich habe nur noch eine kurze Frist, mich an dich zu binden, bevor ich in die Dunkelheit
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