Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
gestohlen hat, was …?“
Japhrimel entblößte die Zähne zu jenem mörderischen Grinsen, das eine seiner Spezialitäten war. „Das würde heißen, dass der Fürst nicht stark genug ist, die Hölle zu regieren. Dämonen werden ihn herausfordern, wie sie das seit Tausenden von Jahren nicht mehr getan haben. Vielleicht hätte eine Rebellion Erfolg -und Vardimal würde der neue Fürst der Hölle.“
Das musste ich erst mal verdauen. Er hatte meine Frage nicht direkt beantwortet, aber was er da sagte, warf so viele neue Fragen auf, dass ich beschloss, nicht auf der ersten zu beharren. „Deshalb will Luzifer nicht, dass irgendjemand in der Hölle von dem Diebstahl erfährt. Schon seltsam – ich dachte immer, Typen wie ihr hockt in der Hölle, gerade weil ihr rebelliert habt.“
Mein Versuch, die Sache mit Humor anzugehen, scheiterte kläglich. So, wie er mich ansah, hatte er den Witz überhaupt nicht kapiert. Allerdings studieren auch nicht viele Psis klassische Literatur und diejenigen Texte der Jesus-Bibel aus der Zeit vor dem Großen Erwachen, die nach der Niederschlagung der Evangelikalen von Gilead in Verruf geraten und aus dem Kanon gestrichen worden waren.
„Ich kenne die Geschichte“, antwortete er langsam. Er hielt die halb geschlossenen Augen auf den Boden gerichtet. „Menschliche Götter bereiten uns keine allzu großen Unannehmlichkeiten. Die Menschen hatten einfach Angst vor uns und haben fälschlicherweise uns für Götter gehalten. Es gab eine Revolution; die Gefallenen widersetzten sich Luzifers Willen und mussten -wegen der Liebe zu ihren Bräuten – auf der Erde sterben … Aber darüber reden wir nicht.“
Das musste ich erst mal auf mich wirken lassen. Wäre ich ein Magi, hätte ich ihn jetzt mit Fragen gelöchert, aber ich war schlichtweg zu müde.
Stille senkte sich über das dunkle Schlafzimmer. Das Mal an meiner Schulter pochte schmerzhaft. Allmählich hatte ich das Gefühl, doch wach zu sein. Die Narben würden bis zum nächsten Albtraum Ruhe geben. Vielleicht konnte ich jetzt Schlaf finden. Vielleicht.
„Wenn es ihm gelingt, das Ei zu zerstören“, dachte ich laut, „bist du dann auch frei?“
„Natürlich nicht.“ Er ließ die Augen über mein Bett schweifen. Kleine, grüne Schatten tanzten auf meiner Bettdecke, während sein Blick ziellos von meinen Knien zu meiner Hand, weiter zur Bettkante und zurück zu meinen Knien glitt. „Wenn Vardimals Rebellion fehlschlägt, darf ich vielleicht dein Vertrauter bleiben. Nach deinem Tod – der vermutlich ein schneller sein wird, da der Fürst niemand ist, der lange fackelt – werde ich bestraft werden, solange die Herrschaft des Fürsten anhält. Sollte Vardimal wider Erwarten erfolgreich sein, wird man mich hinrichten – ebenfalls nach deinem Tod. Wenn der Fürst gewinnt, warte ich eine weitere Ewigkeit auf eine Gelegenheit, meine Freiheit zu erlangen – wenn sich mir überhaupt noch mal eine bieten sollte.“
„Du bist also in jedem Fall der Verlierer.“ Das war nicht abfällig gemeint. Ich schluckte. Meine Kehle fühlte sich ganz ausgetrocknet an. Wie es aussah, galt das Gleiche für mich, da beide Szenarien auch meinen plötzlichen Tod vorsahen.
„Ja“, antwortete er. „Das bin ich.“
„Dann steht für dich also eine Menge auf dem Spiel?“
„So sieht es aus.“
Wieder folgte ein langes, unangenehmes Schweigen. Auch von draußen drang jetzt, in der dunkelsten Stunde vor dem Aufflackern eines falschen Morgengrauens, kein Geräusch herein. Ich war nicht müde, auch wenn mir klar war, dass ich vor dem Flug eigentlich noch ein bisschen schlafen sollte. Sobald ich das Haus verließ, war ich auf der Jagd, und dann bekomme ich nie viel Schlaf.
„Du musst ganz schön hungrig sein“, sagte ich schließlich. „Dieses Mal schmerzt wie blöd.“
„Das tut mir leid.“
Ich musste meinen ganzen Mut zusammennehmen, um meine Hand auszustrecken und sie, mit der Handfläche nach oben, zur Faust zu ballen, sodass mein Handgelenk im Halbdunkel des Schlafzimmers gut sichtbar war. Von der Nachtbeleuchtung im Flur sickerte ein wenig kaltes, blaues Licht herein. „Hier“, sagte ich. „Blut, nicht wahr? Muss ich mich selbst aufschneiden, oder …“
Er zuckte mit den Schultern. „Vielen Dank für das Angebot, Dante, aber … nein.“
„Du bist hungrig. Ich kann keinen schwachen Dämon gebrauchen. Ich will einen topfitten Dämon, der mir hilft, Santino fertigzumachen.“
„Wenn ich ein bisschen hungrig bin, kämpfe ich
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