Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
allmählich nach und verabschiedeten sich schließlich mit einem letzten gemeinen Brennen, das ihre baldige Rückkehr versprach. Als Erstes beruhigten sich die Narben von den Peitschenhieben, aber der Schmerz an der Stelle, an der mich die Krallen aufgeschlitzt hatten, ließ erst nach, nachdem ich nochmals schluchzend nach Luft geschnappt und mir klargemacht hatte, dass ich nicht blutete.
Jedenfalls nicht mehr.
Ich langte nach der Packung mit den Papiertaschentüchern, die auf meinem Nachttisch lag, und schnauzte mir die Nase. Ich wollte nicht zugeben, dass ich geweint hatte, und warf das Taschentuch in Richtung Badezimmer. Allmählich beruhigte sich mein Herzschlag, und auch meine Stimme kehrte zurück. „Du hast mich gehört?“ Ich klang heiser, ganz anders als sonst.
Verängstigt.
„Natürlich habe ich dich gehört. Du trägst mein Mal“, antwortete er und deutete auf meine linke Schulter. Er trug immer noch den langen, schwarzen Mantel. Für Reinigung kann er nicht viel ausgeben, dachte ich, und beinahe wäre mir ein verräterisches Kichern entschlüpft.
„Du hast ja immer noch deinen Mantel an.“
„Den trage ich immer. Was hast du geträumt?“
„Ich habe von S … S … Santino geträumt. Davon, wie er D … Doreen ge … getötet hat …“ Ich rieb mir die Schulter. „Warum tut das so weh?“ Ich hörte mich wie ein kleines Kind an.
„Wie hat er sie getötet?“, fragte der Dämon.
„Er tötet Psione. Wir dachten, er sei ein Serienmörder, er entnimmt Organe …“
Japhrimel versteifte sich. „Er -schlachtet Psione aus? Keine normalen Menschen?“
Ich nickte und strich mir ein paar lose Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Er hat Trophäen mitgehen lassen. Organe … und den Oberschenkelknochen, zumindest Teile davon. Das war sein Markenzeichen. Wir wussten erst nicht, was die Opfer gemeinsam hatten, bis ich mal einen Tatort rekonstruiert habe. Dann sind wir die anderen Fälle noch mal durchgegangen und haben festgestellt, dass alle Opfer Psione waren.“ Ich holte tief Luft. „Oh Götter, er hat allen Opfern Blumen geschickt. Blumen!“
Japhrimel nickte. Seine Augen glitzerten so hell, dass kleine grüne Funken gegen seine Wangenknochen stoben. Er setzte sich auf die Bettkante. „Verstehe“, sagte er.
„Dass er der Saint-City-Slasher war, habe ich herausgefunden, als ich mir die Videos des Sicherungssystems vom Gebäude eines der Opfer angesehen habe. Damals war Gabe für den Fall zuständig. Ich glaube … ich glaube, dass ich an dem Fall mitgearbeitet habe, hat Santino auf Doreen gebracht. Er hat diese B … Blumen ge … gesandt … Gabe war auch der Meinung, dass Doreen ein mögliches Opfer wäre, also haben wir versucht, ihm zuvorzukommen … Oh Götter, das muss ihn nur noch mehr angestachelt haben …“ Ich versuchte, mich Muskel für Muskel zu entspannen, und atmete tief ein. Ein durch die Nase, aus durch den Mund …
Ich war mit Doreen von einer sicheren Wohnung in die nächste umgezogen, dem Mörder immer einen Schritt voraus. Wir hatten aus dem Koffer gelebt, und ich hatte jede Nacht wach gelegen, das Schwert griffbereit in der Hand, und hatte gelauscht. Ich hatte nur noch ein Ziel gekannt: Reena einen weiteren Tag am Leben zu erhalten …
Japhrimel berührte mit zwei Fingern meine Schulter, und sofort breitete sich Wärme in meinen kalten Knochen aus. Meine Gänsehaut fing an zu prickeln. „Netter Trick“, brachte ich trotz des Kloßes in meinem Hals heraus.
Er zuckte mit den Schultern. „Wir sind Wesen des Feuers.“
Bei dem brennenden Blick glaubte ich das sofort.
Ich schloss die Augen. Das war ein Fehler, denn sofort tauchte vor meinem inneren Auge Santinos Gesicht auf. Ich starrte es an – die schwarzen Tränen oberhalb der Brauen, die nach oben spitz zulaufenden Ohren, lange Nase, scharfe Zähne …
Ich hatte gedacht, er hätte sich wie die reichen Jungs einer Schönheitsoperation unterzogen, um wie ein Nichtvren auszusehen. Ich hatte geglaubt, er wäre psionisch und hätte mich außer Gefecht gesetzt, als ich das Bewusstsein verlor, obwohl die Bullen kein Anzeichen von Gedächtnismanipulation finden konnten. Ich hatte geglaubt, er sei nur ein kranker, verdrehter, menschlicher Psion …
„Dante. Komm zurück.“ Seine heißen Finger ruhten noch immer auf meiner nackten Schulter.
Ich riss die Augen auf. Er stand über mein zerwühltes Bett gebeugt, und seine Finger verschmolzen allmählich mit meiner Haut. In meiner anderen Schulter – der mit dem Mal
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