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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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unendlichen Auge und bäumte mich vergeblich dagegen auf, sodass alles in Licht gebadet und die blaue Flamme einen ewigen Moment lang zurückgedrängt wurde… und weiter und weiter, bis die Saiten meiner Psyche zersprangen, zerrissen, zerbarsten…
    Ich wurde zurückgestoßen, hinausgeworfen aus dem Raum zwischen den Welten, halb erstickt und heulend in meinen Körper zurückgerammt. Ich hielt Jace’ leere Hülle gegen meine Brust gepresst, warf den Kopf in den Nacken und stieß einen Schrei aus, der in mir aufstieg wie das Licht einer nuklearen Explosion, so gewaltig, dass er unhörbar war. Als die Bullen hereinstürmten, schrie ich immer noch, auch noch, als Gabe sich durch den Druck des Schalls zu mir durchkämpfte, ohne darauf zu achten, dass unter dem Ansturm psychischer Todesqualen ihre Nase blute. Sie fiel auf die Knie und nahm mich in die Arme. Die Wärme ihres menschlichen Körpers umfing mich, während ich vor mich hin schluchzte, gnädigerweise eine Zeit lang jedes Fitzelchens dämonischer Energie beraubt. Wieder und wieder schrie ich, jedoch nur mit meiner brüchigen menschlichen Stimme, während ich den atmenden, lebenden Körper an meine Brust drückte.
    Atmend, ja. Lebend, ja. Aber niemand brauchte mir zu sagen, dass seine Seele davongeschwebt war. Meine Dämonenpsinergie hatte Jason Monroes zerfetzten Körper geheilt, als wolle sie die übernatürlichen Heilkräfte einer Sedayeen nachahmen, aber dennoch war er tot.

27
     
     
     
    Vorsichtig schloss ich die Hände um den Pappbecher. Die Strahlen der spätnachmittäglichen Sonne fielen schräg auf die Straße. Gabe unterhielt sich leise mit jemandem; sie untersuchten gerade den Tatort. Ich kauerte mit einer braunen Wolldecke um die Schultern hinten in einem Sanigleiter. Meine Klamotten waren steif von getrocknetem Blut und übel riechenden Körpersäften. Ich zitterte, und die schwarze Brühe, die sich als Kaffee ausgab, schwappte gegen den Rand des Bechers.
    Es war mitten am Tag geschehen, alle waren zur Arbeit und niemand zu Hause gewesen, außer Hollin Sukerow. Was nur gut war, denn mein Schrei und die Explosion freigesetzter Psinergie hatten ein großes Stück aus dem Gebäude herausgerissen. Die Straße war mit Trümmern übersät, und Rauch stieg träge himmelwärts. Es sah aus, als wäre ein Hai zufällig vorbeigeschwommen und hätte einen halbrunden Brocken aus dem Haus herausgebissen.
    Ich schloss die Augen. Wieder legte sich graue Bestürzung über die Dunkelheit hinter meinen Augenlidern, und wieder wurde sie von der dornigen Wärme, die das Mal an meiner Schulter verströmte, niedergerungen. Heiße Tränen quollen mir aus den geschlossenen Augen und rannen mir die Wangen hinunter. Mein Haar war voller Staub, Blut und Dreck.
    Jace war ins Krankenhaus abtransportiert worden. Er hatte geatmet, sein Herz hatte geschlagen, alles schien in Ordnung zu sein… nur dass das nicht mehr er war. Sein Körper war nur eine leere Hülle, ein leeres Haus – die Seele war entflohen, auch wenn das Haus noch stand. Selbst die ganze Psinergie, die mir die Berührung eines Dämons verliehen hatte, konnte dem göttlichen Erlass nicht trotzen.
    Mein Schwert schmiegte sich gegen mein Bein und summte leise vor sich hin. Ich saß auf dem kalten Kunststoffboden des Sanigleiters und atmete vorsichtig aus. Ein Slicboard jaulte über den Tatort hinweg, und mir wurde bewusst, dass meine Lippen immer noch die bittenden Worte an Anubis formten.
    Anubis et’her ka. Se ta’uk’fhet sa te vapu kuraph. Anubis et’her ka. Anubis, Herrscher über die Toten, treuer Bereiter, beschütze mich, denn ich bin Dein Kind. Beschütze mich, Anubis, lege mein Herz auf die Waage, halte Deine schützende Hand über mich, mein Gott, denn ich bin Dein Kind. Lass das Böse mich nicht vom Weg abbringen, sondern wende Deine Strenge gegen meine Feinde…
    Mir schossen wieder Tränen in die Augen und ließen meine Stimme versagen. Ich schluckte sie hinunter. Wie ein Kind weinte ich, weil man mir ein Spielzeug weggenommen hatte, schluchzte verzweifelt und untröstlich.
    Nein. Ich war kein Kind mehr. Und würde auch nie wieder eins sein.
    „Gott sei Dank, dass du da bist“, hörte ich Gabe sagen.
    Ich öffnete die Augen und sah Eddie, der die Fersen in sein Slicboard stemmte, als die Zelle sich abschaltete, sodass es sich exakt neben dem Trittbrett des Sanigleiters aufstellte. „Wie geht es ihr?“ Ausnahmsweise schwang in Eddies Stimme weder Knurren noch Spott mit. Er strich sich das

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