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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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Jahrbuch blätterte, wusste ich, wo ich die jüngere Version dieses Gesichts finden würde.
    Direkt neben dem Namen von Kellerman Lourdes.
    Und ich wusste, was ich gesehen hatte, auch wenn ich vor Tränen kaum etwas sah. Ich hatte die spindeldürre Gestalt von Direktor Mirovitch gesehen, die Hände in die Hüften gestemmt, eine Silhouette gegen das kränkliche blaue Licht. Und ich hatte ihn gerochen.
    Mein Arm war mit Blut und anderen Flüssigkeiten bedeckt.
    „Jace“, flüsterte ich. Sein Kopf rollte obszön weit zurück – seine Kehle war bis zu den Wirbeln aufgeschlitzt. Ein Schwert hätte die Wunde nicht verursachen können, dafür waren die feuchten roten Muskeln zu sauber durchtrennt. Das Fleisch hatte sich geteilt wie Wasser; ich sah das Violett der Speiseröhre und das glänzende Weiß der Halswirbelsäule.
    Sein Schwert, dessen Klinge sich zu einem Korkenzieher verbogen hatte, schlug auf dem Boden auf, als seine Hand es losließ. „Jace.“ Meine Tätowierung brannte, als ich alle verfügbare Psinergie in mir sammelte. Das Zimmer schwankte und stöhnte. Bücher fielen aus den Regalen, und Glasutensilien, die unter meinem Kia und dem riesigen Psinergierückschlag vom Direktor und von Keller zerbrochen waren, zerbröselten in kleine Stücke. Ich strömte jedes einzelne Erg meiner dämonenbedingten Stärke aus, um zu tun, was eine Nekromantin tun sollte: eine Seele zurückholen und einen hoffnungslos zerstörten Körper heilen.
    Licht stieg von ihm auf. Ich konnte sie immer noch sehen, die leuchtende Spur, die eine Seele hinterlässt, wenn sie sich vom Körper trennt, die Bioluminiszenz absterbender Nerven, die ein letztes Mal schmerzlos aufglühen. Die blauen Kristallwände des Saals des Todes erhoben sich um mich herum, und wie ich so auf der Brücke über dem Abgrund stand, tauchte mein Smaragd den Saal in flackerndes grünes Licht. Jason! Ich heulte seinen Namen, und die Kristallwände hallten von der Gewalt meines Kummers wider. Und dann erschien der Gott des Todes.
    Anubis trat in Seiner ganzen Pracht bis an den Rand des Abgrunds. Die Haut über den Muskeln an seinen Armen und Beinen glänzte feucht. Sein Zeremonienkilt funkelte hell, so intensiv glitzerten Gold und Edelsteine. Sein breiter Kragen war gleichfalls mit Edelsteinen besetzt. Der schlanke Hundekopf des Gottes neigte sich leicht, und er sah mich aus seinem einen gnadenlosen, unbarmherzigen Auge an, einem schwarzen Auge, dessen Augapfel einen Funken kristallinen blauen Lichts enthielt. Er stand am Ende der Brücke, die zum Saal des Todes führte, jener Brücke, die ich so oft überquert hatte, um eine Seele zurückzuholen.
    Er hatte die Arme verschränkt. In einer Hand hielt Er den Zeremoniendreschflegel, in der anderen den Krummstab. Sein Wille ließ mich auf der Brücke innehalten. Mein Nicht-Ich trug das weiße Kleid der Gefolgsfrau des Gottes, und unter meinen bloßen goldenen Füßen spürte ich den Stein. Bitte! Es war ein angsterfüllter Schrei, in den ich die ganze Kraft meines Willens legte – jenes magischen Willens, den zu nutzen ich gelernt hatte, den ich mein Leben lang eingesetzt hatte; jener Wille, der die Psinergie dazu bringt, mir zu gehorchen, jener Wille, den jeder praktizierende Psion entwickeln und anwenden muss, wenn er oder sie einen Zauber zustande bringen will. Meine Kehle schwoll an von der Todesqual in diesem Schrei, ein körperlicher Schmerz in einem nichtkörperlichen Raum. Bitte nicht! Bitte! Ich gebe Dir alles, ich gehe statt seiner, bitte, Du mein Gott, gib ihn zurück!
    Der Gott des Todes sah auf mich herab, auf seine Tochter, seine treue Dienerin, und schüttelte den Kopf.
    Nackt und alles preisgebend kämpfte ich gegen diese freundliche Unerbittlichkeit an. Ich bot alles dar: mein Leben, meine Dienste, jedes Erg an Energie und Hitze und Liebe, das ich besaß. Ich würde Jace nie geben können, was er sich von mir ersehnte, aber ihn in das verdorrte Land des Todes gehen lassen… nein. Stur bäumte ich mich dagegen auf und zum ersten Mal, soweit ich zurückdenken konnte, zögerte mein Gott.
    Er streckte die Hand aus und berührte mit seinem gewichtslosen Finger den Scheitel meines Kopfes. Wenn man die Waage des Todes ausbalancieren will, hat das seinen Preis. War ich bereit ihn zu entrichten? War es das, was Er mich fragte?
    Was auch immer, flüsterte ich. Was auch immer Du willst. Ich gebe Dir alles, was ich habe.
    Und wieder hielt der Gott des Todes inne. Ich sah die Zurückweisung in Seinem alterslosen,

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