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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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zottelige Haar aus dem Gesicht und warf ab und zu einen verstohlenen Blick zu mir herüber, während er Gabe musterte. Das Loch in dem Gebäude würdigte er keines Blickes.
    Gabe zuckte mit den Schultern. „Danny?“
    Beide kamen sie auf mich zu. Eddies abgetragene Stiefel quietschten auf dem feuchten Asphalt, sein langer erdfarbener Mantel flatterte. Seine Aura, die nach Erde und Kiefer, Schweiß und Bier roch, mischte sich mit Gabes tanzenden Nekromantenfunken.
    Ich schaute hoch in ihre besorgten Gesichter. Das Sonnenlicht blendete meine ausgetrockneten Augen, und ich blinzelte.
    „Ich habe ihn nicht rechtzeitig zu fassen gekriegt. Er hat sich schneller bewegt, als ich das je bei ihm erlebt habe. Er hat sich auf Keller und Mirovitch gestürzt…“, wiederholte ich mit einer Stimme, die wegen des Klumpens in meinem Hals kaum wiederzuerkennen war. Heiser und brüchig, die Stimme eines traumatisierten Überlebenden einer Naturkatastrophe in den Neun-Uhr-Holonachrichten. Wechseln Sie das Programm. Schalten Sie einen anderen Sender ein. Wiederholen Sie nach Bedarf.
    Gabes Hand schloss sich um meine rechte Schulter und drückte sie leicht. „Du hast deine Aussage schon gemacht, Danny, du brauchst es nicht noch mal zu erzählen.“
    „Ich hätte ihn zu fassen kriegen müssen.“ Warum klang meine Stimme, egal, wie heiser sie war, so jung? „Ich hätte ihn zu fassen kriegen müssen.“ Ich hob eine meiner goldenen Hände. „Mit all der Kraft, die Japhrimel mir verliehen hat, hätte ich ihn doch zu fassen kriegen müssen.“ Ich spürte, wie mein Gesicht sich wieder in eine Maske verwandelte, eine tragische Maske, wie ich sie auf den Gesichtern so vieler Leute gesehen hatte, wenn ein geliebter Mensch von ihnen gegangen war.
    Gabe flüsterte Eddie etwas zu.
    „Verdammt.“ Die dunklen Ringe unter seinen Augen waren fast verschwunden. Er sah besser aus. „Komm, Danny, ich bringe dich zu uns. Da kannst du dich waschen, vielleicht ein bisschen was essen.“
    „Mir geht’s gut“, antwortete ich tonlos. „Ich habe noch was zu erledigen. Die anderen auf der Liste…“
    „Die sind an sichere Orte gebracht worden“, sagte Gabe. „Zum Sicherheitsnetz des Gebäudes gehören auch Standbildkameras. Wir haben ein paar gute Aufnahmen von Lourdes. Sie werden auf sämtlichen Holovidsendern gezeigt. Diesmal arbeiten die Medien ausnahmsweise zu unseren Gunsten. Irgendjemand wird ihn sehen und uns anrufen, und dann schnappen wir ihn uns.“ Einer ihrer Mundwinkel zuckte. „Gnadenlos.“
    Es war ein Racheversprechen, eins, für das ich hätte dankbar sein müssen. Aber ich spürte nichts. Es war die Taubheit jenes Moments, unmittelbar nachdem einem jemand mit einer Rasierklinge das Fleisch aufgeritzt hat, jener atemlose Moment, bevor der Schmerz einsetzt, bevor das Blut zu fließen beginnt.
    „Niemand wird ihn sehen.“ Das Ektoplasma war verschwunden und hatte nur den Hauch eines Glanzes auf den Leichen zurückgelassen. Die anderen Opfer waren zu spät gefunden worden, auf ihnen hatte man keine Rückstände des Ektoplasmaangriffs entdecken können. Wenn wir das schleimige Eiweiß eines Ka gesehen hätten, das sich in der physikalischen Welt materialisiert, wären wir vorsichtiger gewesen. Sehr viel vorsichtiger. „Genauso wenig wie dich, wenn du wirklich nicht gesehen werden wolltest. Und er… ich glaube… Gabe, er hat Mirovitch… in sich.“
    „Du hast Mirovitch gesehen? Aber du hast doch gesagt, er…“ Sie sah so verwirrt aus, wie ich mich fühlte.
    Konzentrier dich! Die tiefe Stimme meines Bewusstseins versetzte mir eine schallende Ohrfeige, sodass mein Kopf hochschoss. Ich hatte die ganze Zeit auf meine Stiefel gestarrt. „Gabe, pass auf. Poly hat mir erzählt, dass die Kinder alle einen Teil von Mirovitch genommen haben. Was, wenn Keller das letzte Stück erwischt hat? Oder irgendwie… ich weiß auch nicht. Der erste Mord geschah zehn Jahre nach Mirovitchs Verschwinden. Vielleicht war der Direktor gar nicht so tot, wie alle dachten.“
    Gabe nickte. „Dann ist er also auf Rache aus?“
    „Rache? Vielleicht. Wer weiß? Auf jeden Fall sammelt er ein.“ Ich wartete, bis Gabe das verdaut hatte, dann warf ich den Becher mit dem Kaffee auf die Straße, und die dampfende Flüssigkeit spritzte heraus. Ich beobachtete, wie der Dampf aufstieg und sich auflöste. „Ich weiß nicht, ob ein sicherer Ort ausreichen wird. Ich weiß nicht, wie er sie ausfindig macht.“
    „Du glaubst also, Mirovitch steckt in Lourdes’

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