Dante Valentine 02 - Hoellenritt
stirbt früher oder später. Du solltest dich so weit wie möglich von mir…“
Ich merkte erst, dass ich schrie, als Gabe auf mich zutrat und mir den Mund zuhielt. Ihre dunklen Augen waren nur wenige Zentimeter von meinen entfernt. Sie war zwar kleiner als ich, aber ich saß am Rand des Gleiterladeraums, und so berührte ihre Nase fast meine. Ihr Atem strich mir über das Gesicht, und der Geruch von Kyphii und ihrem Parfüm drang mir in die Nase. Mein dämonenähnlicher Geruch brandete auf, eine Welle aus Moschus und Würze, und ihre Pupillen weiteten sich ein wenig. Das war alles.
„Halt verdammt noch mal die Klappe, Dante“, sagte sie in leisem Plauderton. „Wir nehmen deinen Gleiter. Du kommst mit zu uns, wäschst dich, und dann fahren wir ins Krankenhaus. Wir kriegen dieses Schwein, und wenn es so weit ist, wird das, was wir ihm antun, den Mord eines Werwolfs sanft und sauber aussehen lassen. Ich habe euch in diese Sache mit reingezogen, und wenn du jemandem einen Vorwurf machen willst, gut, mach ihn mir, und später kämpfen wir dann eine Runde und tragen es aus. Aber jetzt, meine Liebste, kommst du mit uns mit. Verstanden?“
Es war lächerlich. Es war total lächerlich. Ich war eine Teildämonin, stärker und schneller als sie, mit genügend Energie, um ein Gebäude dem Erdboden gleichzumachen, wenn mich kein Gott zurückhielt. Ich verspürte einen ersten Anflug von Hunger. Aber es war nicht der Hunger, der meine Hände so zittern ließ, dass ich mich an meinem Schwert festklammern musste, um sie stillhalten zu können.
Ich starrte Gabe in die Augen. Ihre Iriden waren so dunkel, dass sie fast mit ihren Pupillen zu verschmelzen schienen. Auf diese kurze Entfernung konnte ich deutlich die goldenen Flecken darin erkennen, ebenso wie die blassen Sommersprossen auf ihrer wohlgeformten Patriziernase. Ihre Aura schloss sich um mich, der Trost einer Nekromantin, der nicht versucht, den Schmerz zu verringern. Ihr Zedernparfüm drang durch den Schutz des Dämonengeruchs, und ich war dankbar dafür.
Es gibt nur ein einziges anderes Augenpaar, in das ich mich jemals so tief versenkt habe, und jene Augen waren strahlend grün gewesen, hatten grün geglänzt. Plötzlich bildete sich eine wortlose Verbindung zwischen Gabe und mir, ein Sirren wie eine elektrische Strömung, das sich mir bis tief ins Mark hineinbohrte. Es war eine andere Art von Kommunikation als die Verständigung zwischen Anubis und mir, auch anders als die fremdartige Verzückung, die ich verspürt hatte, als Japhrimel seine Hände auf mich gelegt und ohne zu blinzeln durch mein Menschsein hindurchgeblickt hatte. Nein, dies war eine rein weibliche Kommunikation, so tief und blutig wie die Urkraft von Wehenschmerzen.
Und obwohl ich nie ein Kind bekommen hatte, wusste ich das. Jedes Kind weiß das. Und auch jede Frau.
„Ich bin bei dir, Danny“, flüsterte sie schließlich. „Du bist es ihm schuldig, dass du ins Krankenhaus fährst. Du weißt, was wir zu tun haben.“
Plötzlich verschwamm mir alles vor Augen. Aber es lag nicht am Schock, es waren heiße Tränen. Gabes Augen blickten gleichzeitig sanft und mitleidlos, und waren doch voller Kummer.
Langsam nickte ich. Ohne den Blick abzuwenden, nahm sie die Hand von meinem Mund und reichte sie mir. Ich griff vorsichtig danach und ließ meine Finger in ihre gleiten.
Eddie zog die Schultern hoch. Er schwieg, als Gabe mir hochhalf.
Die Luft war mit den leisen Piepgeräuschen der Maschinen erfüllt, die Puls und Atmung überwachten, und eine Flut menschlichen Leidens brandete gegen meine Haut. Krankenhäuser sind für Psione kein angenehmer Ort. Auch die fortschrittlichste Technologie der Welt kann nicht verbergen, dass man nur dann ins Krankenhaus geht, wenn man krank ist, und krank sein ist nichts als ein anderer Begriff für Sterben. Selbst ein Nekromant, der sein gesamtes Berufsleben mit dem Tod zu tun hat, wird nicht gern daran erinnert, dass er sterblich ist und eines Tages denselben Weg gehen wird wie seine Kundschaft.
Das Zimmer war klein, aber immerhin war es ein Einzelzimmer. Es gab sogar ein Fenster, durch das man das Sonnenlicht und die sich im Norden auftürmenden Wolken sehen konnte. Wir befanden uns im zweiten Stock, die Vorhänge waren zurückgezogen, und unter unseren Füßen war weicher, blauer Plasboden. Jace Monroes Körper lag völlig ruhig auf dem Gleiterbett mit seinen weißen Laken und der Daunendecke und atmete wie ein Spielzeuguhrwerk. Sein Haar glänzte in dem
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