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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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glänzende weiße Aeroflot-Turnschuhe. Er sah mich mit der unvergleichlichen Sorglosigkeit der noch ganz Jungen an, und mir gefror das Blut, als ich plötzlich einen Moment lang dachte, ich würde sein Gesicht wiedererkennen. Aber er war zu jung, um in Rigger Hall gewesen zu sein. Viel zu jung. Außerdem war er ein Normalo, kein Psion.
    Mir fiel plötzlich auf, dass es im Café sehr ruhig war, und ich blickte mich um. Die drei Angestellten versuchten, mich nicht anzustarren, aber ihr Unbehagen war deutlich zu spüren. Ich spannte die Kiefer an, steckte das Datpilot ein und ging, was sie zweifellos sehr erleichterte.
    Es ist immer interessant, nachts durch Saint City zu streifen, weil die Stadt so gut wie nie schläft. In manchen Gegenden schläft sie sogar überhaupt nicht, außer vielleicht am Tag. Ich schlenderte mit gesenktem Kopf durch die Straßen. Die meiste Zeit hielt ich das Schwert fest in der Hand. Was ich tat, konnte man nicht direkt „denken“ nennen. Es war mehr wie eine Art Nebel, der immer wieder aufriss und mich verschiedene, kristallklare Bilder sehen ließ.
    Wie an der Ecke Thirtieth und Pole, als eine Nutte, die an einer Straßenlaterne lehnte, den Mund öffnete, um mir ein eindeutiges Angebot zu machen, sich aber schnell davonmachte, als sie meine Tätowierung sah.
    Oder die neonbeleuchtete Seitengasse, wo ich den Eintritt bezahlte, um mir in einem kreischenden, bebenden Nachtclub an der Bar einen Wodka zu holen, den ich nicht trank. Der Rauch von Haschzigaretten und die Atmosphäre aus Sex und verzweifelter Sehnsucht waren genauso schmerzhaft wie der laute, hysterische Lärm, der hier als Musik durchging. Schließlich wandte ich mich von der Bar ab, streifte ziellos zwischen den Tänzern und vereinzelten Geistererscheinungen umher, die auf den Wellen aus Klang und Gefühl ritten, um schließlich wieder durch die Eingangstür auf die dunklen Straßen hinauszutreten.
    Oder eine verlassene Straße, nass, weil es zu regnen begonnen hatte, wo sich auf dem glänzenden Beton Muster vom Licht der Straßenbeleuchtung abzeichneten. Gestalten, die mir fast schon bekannt vorkamen, flatterten durch die glänzenden Tropfen, als der Sturm hereinbrach und die Luft reinigte.
    Ich drang in das Gassengewirr der Bowery ein, dem unzugänglichsten Teil des Tank District, bis ich zum Rattenloch kam, wo ich eine Zeit lang auf einem verlassenen Felsvorsprung stehen blieb und in den riesigen Trichter hinabsah, der früher ein Transportschacht gewesen war, und den kleinen Glühwürmchen zusah, Sk8ergangs, die sich hier trafen, um ihre Bandenzugehörigkeit zu festigen und ihren nächtlichen Slicboardunfug in der Gruppe zu genießen. Jedes der jungen Gangmitglieder, das auf seinem Slicboard über die Rampen und Sprungbretter düste, war ein Star. Die reaktive Farbe leuchtete auf, wenn sie herumwirbelten und vor Begeisterung kreischten. Ich hatte das Gefühl, als stünde ich kurz davor, die Bedeutung des Musters dieses chaotischen Tanzes zu begreifen.
    Die Idee trieb am Rand meines Bewusstseins entlang. Ich konnte immer am besten denken, wenn ich in Bewegung war, und dieses ziellose Hin und Her war da genau das Richtige. Ich hatte mal gelesen, dass die Haie in den kalten Tiefen des Ozeans nicht aufhören können zu schwimmen, weil sie sonst ertrinken würden.
    Das leuchtete mir sofort ein.
    Golden und rosa glühend erwachte der Tag, nachdem der Sturm sich seiner Wasserladung entledigt hatte und nach Süden weitergezogen war. Ich saß auf einem Dach im University District, als die Nacht sich zurückzog und die Sonne sich aus der Finsternis der Erde schälte. Im Tasmoor Park unter mir tropfte der Regen von den Blättern der Bäume, und über mir erwachte allmählich der Gleiterverkehr zum Leben. Meine trockenen Augen brannten, und ich hätte sie am liebsten geschlossen.
    Sobald die Sonne etwas höher am Himmel stand, erhob ich mich von dem kalten, nassen Betondach, kletterte über die rostige Feuerleiter in die Gasse hinunter und machte mich auf die Suche nach einer Telefonzelle. Es dauerte, bis ich eine fand, denn an diesem Ende des University District waren bei den letzten Aufständen einige Telefonzellen zu Bruch gegangen, und die Telefongesellschaften stellten nur widerwillig neue auf, wenn sowieso jeder über Datpilots mit Sprachfunktion verfügte. Schließlich entdeckte ich eine am Rand eines verlassenen Grundstücks in den Ausläufern des Tank District. Ich betrat die hell erleuchtete Zelle und wählte die vertraute

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