Dante Valentine 02 - Hoellenritt
etwas wissen. Die Halsketten. Die Halsketten mit den Piks, die Erinnerungsstücke. Woher haben Sie die bekommen?“
„Keller hatte sie von einem Juwelier…“ Sie schwieg einen Moment lang, vermutlich kramte sie in ihrem Gedächtnis nach dem Namen. Es dauerte nicht lange – ein magitrainiertes Gedächtnis ist sehr zuverlässig. „Smith. Bryce Smith. Es war sein Onkel.“
Erleichtert und befriedigt seufzte ich auf. Ein Normalo, der in einem Haus mit ausgezeichneten Sicherheitssystemen lebte – was sonst würde ein psionisches Kind seinem liebenden Onkel schenken? Ich hätte gewettet, dass Keller die Sicherheitssysteme hergestellt hatte, nachdem er mit der Schule fertig gewesen war.
Nachdem er mit der Schule fertig gewesen war – und bevor Mirovitch sich aus der tiefen psychischen Gruft befreit hatte, in die Kellerman Lourdes ihn gesperrt hatte, vielleicht in dem Glauben, er sei tot. „Das war’s, was ich wollte, Poly. Danke. Sperren Sie Ihre Türen gut zu und machen Sie sich möglichst unsichtbar.“
„Danke, dass Sie sich solche Sorgen machen, aber ich bin ganz gut geschützt. Dante?“
„Ja?“ Wieder lehnte ich die Stirn gegen das Metall. Die sauberen Plasilicafenster beschlugen allmählich.
Ausnahmsweise klang sie mal nicht verächtlich oder beherrscht. Stattdessen schwang in ihrer Stimme etwas mit, das ihr bisher fremd gewesen war: Respekt. Und nicht der kriecherische Respekt einer Kurtisane für ihre Freier – nein, es war echter Respekt. „Danke. Sie sind mir jederzeit herzlich willkommen.“
Götter des Himmels, führt mich nicht in Versuchung. „Danke.“ Ich hängte auf. Essen. Ich brauche was zu essen.
Im Tank District gab es noch Lokale, wo statt Proteinsubstituten richtiges Fleisch auf den Teller kam. In einer Taqueria kaufte ich mir zwei riesige Steak-Burritos und schlang sie hinunter, dann holte ich mir am Burger-Stand nebenan drei Triple-Cheeseburger und verleibte sie mir innerhalb von wenigen Minuten ein. Am nächsten Stand waren es wieder drei Cheeseburger, diesmal mit Sojaschinken. Nachdem so mein ärgster Hunger gestillt war, ging ich in ein Novo Italiano Café und bestellte als Vorspeise Bruscetta und als Hauptgericht Spaghetti, Knoblauchbrot, gefüllte Pilze und eine doppelte Portion Calamari. Ich bekam kaum mit, wie es schmeckte. Eigentlich hätte ich gern noch mehr bestellt, aber es dauerte einfach zu lange, bis es serviert wurde.
Als ich fertig war, ging ich bei einem Gemischtwarenladen vorbei und kaufte eine Zwölferpackung Gewichthebershakes in Plasdosen, wie sie von Leuten getrunken werden, die ihre Muskelmasse konstant halten wollen, nachdem sie sie mit Hilfe illegaler Anabolika aufgebaut haben. Zehn Minuten später ließ ich in einer Seitengasse die letzte Dose fallen und wischte mir über den Mund.
Mein Hunger war lediglich etwas gedämpft, aber ich hatte Gabe versprochen, ich würde in einer Stunde im Revier sein, und mir blieben nur noch fünfzehn Minuten. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig, flitzte die Treppen zum zweiten Stock hinauf, wirbelte durch die Tür und stand in Gabes verlassenem Büroabteil. Auf ihrem Schreibtisch lagen ineinander verschlungen vier silberne Halsketten.
Der gesamte zweite Stock war gespenstisch still und leer. Höchstwahrscheinlich hatte es Gabe nicht allzu viel Überzeugungskraft gekostet, alle zum Gehen zu bewegen, wenn ein Schmarotzer Psione tötete – Bullen genauso wie Zivilpersonen – und die Objekte, die ihn vermutlich zu seinen Opfern führten, auf ihrem Schreibtisch lagen. Wahrscheinlich beobachteten sie das Gebäude und warteten mit der Rückkehr, bis ich es verlassen hatte.
Ich konnte es ihnen nicht verübeln.
Ich nahm die Ketten und sah mich um. Es war gar nicht so einfach, ein unbeschriebenes Blatt Papier zu finden, und so schrieb ich schließlich auf die Rückseite des Laserausdrucks eines Einbruchsberichts.
Das erste Opfer, der Normalo, war Lourdes’ Onkel. Von ihm waren die Halsketten. Ich weiß, wo Lourdes ist. Ich werde dafür sorgen, dass er für all das bezahlt, und das nicht zu knapp. Schick mir ja niemanden hinterher!
Ich hielt inne, dann fügte ich noch hinzu: DANKE. Ich unterstrich und umkringelte es zweimal. Das schien immer noch nicht zu reichen, also legte ich die Hand aufs Papier und ließ ein wenig Psinergie hineinfließen, die die Tinte zu einer Glyphe formte: Mainuthsz, eine der höheren Glyphen der Kanons, die eine vage Ähnlichkeit mit der Gestalt eines Reiters auf einem Pferd hat. Sie
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